Vorschau: Gravel-Weltmeisterschaften 2022
Am 8. und 9. Oktober finden in Venetien die ersten offiziellen unter der UCI-Schirmherrschaft stattfindenden Gravel-Weltmeistershaften statt. Zwar gibt es schon seit 2010 die sogenannten Gravel Worlds im US-amerikanischen Lincoln im Bundesstaat Nebraska und das Rennen Unbound Gravel gilt als inoffizielle Weltmeisterschaft der Gravelbiker, doch seit dieser Saison hat die UCI diese Disziplin auch für sich entdeckt.
Neu bei dieser Veranstaltung ist, dass es – wie nach dem US-amerikanischen Vorbild – ein Event für Elite- und Hobbyradsportler sein wird. So werden an dem Oktober-Wochenende insgesamt 12 Weltmeistertitel ausgefahren. Neben den Elite-Rennen bei den Frauen und Männern gibt es noch insgesamt zehn Altersklasse-Wertungen. Während die Profis freies Startrecht besitzen und die jeweiligen nationalen Verbände fürs Elite-Rennen Wildcards verteilen dürfen, haben sich die Altersklasseathleten in einer neuen Rennserie mit insgesamt elf Events in Australien, Frankreich, USA, Polen, Italien, Belgien, Niederlande, Spanien, Schweden und den Philippinen qualifiziert.
Zwar werden nicht alle gemeinsam auf die Strecke geschickt, aber die jeweils stärkste beziehungsweise jüngste Altersklasse (19 bis 34 Jahre) startet nur wenige Minuten nach dem jeweiligen Elite-Feld. Man darf gespannt sein, was passiert.
Die ersten offiziellen Gravel-Weltmeisterschaften finden im Veneto statt
Im Mittelpunkt stehen natürlich die Elite-Rennen der Frauen und Männer, die auf demselben Parcours von Vicenza über Padua nach Cittadella entlang der Flüsse Brenta und Bacchiglione führen.
Neu ist Gravel-Rennen fahren in der Region übrigens nicht. Bereits im vergangenen Jahr veranstaltete der ehemalige Radprofi Filippo Pozzato mit dem Serenissima Gravel (siehe Foto unten) das erste Gravel-Rennen ausschließlich für Straßenprofis. Es führte über ein ähnliches Geläuf aus Schotter-, Wald- und Wiesenwegen sowie Singletrails wie die Weltmeisterschaften: Vom Seebad Lido di Jesolo an der Adria verlief die Strecke entlang der landschaftlich einmaligen Lagune von Venedig, über Treviso in den Zielort Piazzola sul Brenta. Die Rennstrecke entlang der Kanäle des Veneto sowie die historischen Städte boten eine hervorragende Kulisse für atemberaubende schöne Bilder und waren sozusagen eine Blaupause für die Weltmeisterschaften, die ebenfalls von Pozzatos Agentur PP Sport Events ausgerichtet werden.
Während für die Frauen am Samstag nach knapp 140 Kilometern Schluss sein wird, hängen die Männer noch zwei Runden a 25 Kilometer hinten dran. Neu für viele Elite-Starter, die normalerweise auf der Straße ihre Wettkämpfe austragen, wird der Material- und Verpflegungssupport reglementiert sein. So gibt es auf der Rennstrecke einige technische Zonen, in denen es Ersatzmaterial und Verpflegung gibt. Den Rest müssen die Fahrer selbst unterwegs regeln. Insofern kommt der Material- besonders der Rad- und Reifenwahl eine noch entscheidendere Bedeutung zu. Während sicher einige Straßen-Profis auf typischen Rennrädern wie sie bei den Frühjahrsklassikern gefahren werden, ins Rennen gehen, setzen die beiden Alpecin-Deceuninck-Profis Mathieu van der Poel und Gianni Vermeersch auf ein lupenreines Gravelbike. Mit einem eigens aufgebauten und designten Canyon Grizl werden die beiden die „Worlds“ in Angriff nehmen.
Bunt gemischtes Elite-Teilnehmerfeld bei den ersten Gravel-Weltmeisterschaften
Das Peloton bei der Elite ist bunt gemischt. Neben Fahrern, die auf fast allen Untergründen erfolgreich sind, wie der Alpecin-Deceuninck-Profi Mathieu van der Poel, liegt ein großes Augenmerk auf den Straßenprofis: Dazu zählen beispielsweise Peter Sagan, Daniel Oss, Niki Terpstra, U23-Weltmeister Yevgeniy Fedorov, Magnus Cort Nielsen, Zdenek Stybar, Davide Ballerini und Carlos Verona (siehe Foto oben). Sie werden herausgefordert von den Weltmeistern der Stollenreifen-Fraktion. Allen voran die ehemaligen Weltmeister im Mountainbike-Marathon mit Alban Lakata und Cross-Country Daniel Federspiel (beide Österreich). Nicht zu vergessen die „reinen“ Gravel-Cracks wie Unbound-Sieger Ilvar Silk (Niederlande), der Deutschen Paul Voss und der Ex-Straßen-Profi Nathan Haas.
Bei den Frauen möchte die Französin Pauline Ferrand Prevot einen weiteren Weltmeistertitel gewinnen. Die multidisziplinäre Fahrerin will ihren Titeln in den vier verschiedenen Disziplinen – Straße, Cyclocross, Cross-Country und Mountainbike-Marathon – einen weiteren folgen lassen. Als eine ihrer ärgsten Widersacherinnen gelten die Italienerin Elisa Longo Borghini, Tiffany Cromwell (Australien) sowie Unbound-Siegerin Sofia Gomez Villafañe (Argentinien).
Spannend wird sein, wie sich die US-Amerikanerinnen um Lauren De Crescenzo, Siegerin des Unbound 2021 und der Gravel Worlds 2021 sowie 2022, schlagen werden. Das Team tritt sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern mit einer Equipe aus Gravel-Spezialisten an.
Startliste der Gravel-Weltmeisterscaften 2022
Gravel-Parcours der Elite Männer
Von Vicenza aus fahren die Elite Männer am 9. Oktober über insgesamt 194,1 Kilometer nach Citadella. Bis auf zwei kurze Anstiege zu Beginn des Rennens ist die Strecke weitgehend flach und führt an Kanälen beziehungsweise Flüssen des Veneto entlang. Nach rund 140 Kilometer erreichen sie den Zielort Citadella. Dort müssen sie allerdings noch zwei Mal auf einen gut 25 Kilometer lange Rundkurs, auf dem dann schlussendlich die Entscheidung fallen wird. Weniger als ein Drittel der Rennstrecke verläuft auf Asphalt. Das Gros teilen sich Schotter-, Wald -und Wiesenwege sowie Singletrails – und sehr wenige Kopfsteinpflasterpassagen.
Gravel-Parcours der Elite Frauen
Das Rennen der Frauen Elite findet am 8. Oktober statt. Die Strecke führt über 139,2 Kilometer von Vicenza über Padua nach Citadella. Zu Beginn auf den ersten 20 Kilometer müssen die Fahrerinnen über zwei Hügel fahren, dann folgt die Strecke dem Fluss Bacchiglione bis Padua und dann dem Fluss Brenta nach Cittadella. Insgesamt sind auf der knapp 140 Kilometer langen Strecke 700 Höhenmeter zu bewältigen. Die Strecke führt nach Angaben des Veranstalters über 32 Prozent unbefestigte Wege, 24 Prozent schweren Schotter, 1 Prozent Kopfsteinpflaster, 10 Prozent befestigte Wege und 31 Prozent Asphalt.
Fotos: Photonews.be, Movistar, Poci’s Pix/Serenissima Gravel