Start Profi-Sport Vorschau Cyclocross-Weltcup Dendermonde 2025: Chance für Wout van Aert

Vorschau Cyclocross-Weltcup Dendermonde 2025: Chance für Wout van Aert

Übersicht

In Abwesenheit des in dieser Saison bisher ungeschlagenen Weltmeisters Mathieu van der Poel dürfte der Weg beim Cyclocross-Weltcup am 28. Dezember in Dendermonde frei sein für Wout van Aert. Der Belgier aus dem Team Visma | Lease a Bike mag den Parcours in Ostflandern und gewann hier zudem bereits drei Mal. Zuletzt zu Beginn dieses Jahres in einer Schlammschlacht ohnegleichen.
Wer ihm Paroli bieten könnte und ob Lucinda Brand bei den Frauen weiter von Sieg zu Sieg eilt, analysiert Cyclocross-Experte und Ex-Profi Jens Schwedler.

Die Strecke des Cyclocross-Weltcups in Dendermonde

Die Strecke in Dendermonde ist einer der jüngeren Weltcup-Kurse. 2020 fand hier erstmals ein Rennen statt. Über die Jahre haben die belgischen Medien dem Parcours den Spitznamen „Dendermodder“ verpasst. Den die Wiesen am Hamsesteenweg verwandeln sich nämlich zumeist in ein wahres Schlammbad. Dieses Jahr könnte es allerdings anders werden, da die Temperaturen in den Tagen bis zum Rennen am letzten Sonntag des Jahres 2025 unter dem Gefrierpunkt liegen sollen.

Der Parcours selbst wird auf einer großen Wiese mit einem Hügel „abgesteckt”. Neben dem Hügel, der von mehreren Seiten befahren wird, sind die Treppen und Brücken weitere, allerdings steile Anstiege. Die sogenannte Waschbrett- oder Pumptrack-Sektion erfordert ein gutes Rhythmusgefühl. Sie besteht aus mehreren hintereinander liegenden Wellen, an denen die Profis die Geschwindigkeit halten und im Idealfall ausbauen sollten. Abgerundet wird die Strecke mit einer Sandgrube sowie Pave-Abschnitten. Auch wenn es trocken bleibt und der Boden nicht matschig wird, erfordert Dendermonde trotz allem eine gute Physis und die Fähigkeit, explosiv zu beschleunigen. Es gibt mal lange, zähe Wiesen-Geraden, mal enge 180-Grad-Kehren, dann wieder einen kurzen, giftigen Anstieg mit Treppe oder eine rutschige Abfahrt in eine Kuhle.

Favorit:innen für den Cyclocross-Weltcup in Dendermonde 2025

Feiert Wout van Art seinen ersten Sieg in dieser Saison?

Dendermonde wäre ein toller Schauplatz für ein Duell zwischen Wout van Aert und Mathieu van der Poel gewesen, doch daraus wird leider nichts, da der Weltmeister das Rennen auslässt. Für Cyclocross-Experte Jens Schwedler ist Wout van Aert, der in Dendermonde bereits drei Mal gewann, der große Favorit. Allerdings: „Ich glaube, dass Wout van Aert nach der Sprint-Niederlage in Zolder unbedingt seinen ersten Saisonsieg einfahren will – und auch muss. Gerade mental ist Dendermonde ein Schlüsselrennen. Wenn es ihm hier nicht gelingt zu gewinnen, wird es bei den kommenden Starts deutlich schwerer, denn der Rennkalender bietet nur wenige Kurse, die ihm ähnlich gut liegen.“ Man darf gespannt sein, wie viel Motivation die Youngster aus den vergangenen Rennen gezogen haben. Nys fuhr in Gavere ein offensives Rennen, Tibor Del Grosso schlug in Heusden-Zolder van Aert und wurde in Gavere mit einer starken Leistung Dritter.

„Dendermonde ist für van Aert mehr als nur ein weiterer Weltcup. Es ist eine Standortbestimmung. Ein Sieg würde vieles beruhigen – ein Ausbleiben hingegen würde den Druck für die kommenden Rennen deutlich erhöhen“, so Schwedler.

„Auffällig ist zudem: In dieser Saison hatten wir bislang kein echtes ‚Matschrennen‘. Genau das hat das Kräfteverhältnis zuletzt etwas verzerrt. Sollte Dendermonde wieder die klassischen schweren Bedingungen liefern, würde sich ein völlig anderes Rennbild ergeben als in Heusden-Zolder – mit einem klar höheren physischen Anteil und weniger reiner Endgeschwindigkeit“, erklärt Schwedler.

Allerdings werden auch bei einigen Fahrern erste „Ermüdungserscheinungen“ ersichtlich: „Joris Nieuwenhuis wirkt aktuell nicht ganz bei hundert Prozent. Man sieht kleine Einbußen in der Explosivität und in der Rennhärte, was auf gesundheitliche Probleme hindeuten könnte. Dieses Bild zeigt sich derzeit auch bei einigen anderen Fahrer:innen im Feld“, analysiert Schwedler.

Lucinda Brand bleibt die „Referenz“ bei den Frauen

Auch wenn es langweilig wird, ist Lucinda Brand für Dendermonde die klare Favoritin. „Brand bleibt für mich weiterhin die Referenz in Sachen Konstanz, Rennübersicht und Kontrolle”, so Schwedler über den Top-Star bei den Frauen.

„Bei den Frauen fällt auf, dass Anne-Marie Worst momentan nicht ihre absolute Topform abruft. Gleichzeitig gilt: Sollte das Rennen trocken und sehr schnell werden, muss man Ceylin del Carmen Alvarado wieder stärker auf der Rechnung haben. In hohen Geschwindigkeiten und taktisch kontrollierten Rennen kann sie das Rennen von vorne mitgestalten – insbesondere dann, wenn die reine Physis weniger stark gewichtet wird“, erlärt Cross-Experte Jens Schwedler.

Video: Wout van Aert siegt 2025 beim Weltcup-Rennen in Dendermonde


TV-Tipp: Cyclocross-Weltcup in Dendermonde 2025 live auf Discovery Plus

Der Streamingdienst Discovery Plus überträgt die Rennen in Dendermonde am 28. Dezember live. Ab 13:30 Uhr wird das Frauenrennen übertragen. Im Anschluss daran wird ab 15:00 Uhr das Rennen der Männer übertragen.

Unser Cyclocross-Experte: Jens Schwedler


Jens Schwedler ist ein ehemaliger deutscher Cyclocross- und Mountainbike-Profi. Im Cyclocross wurde er mehrfach Deutscher Meister (u. a. 2002 und 2005). Im Mountainbike erreichte er internationale Top-Resultate, darunter Platz 14 bei der WM 1996.
Heute ist der 57 Jahre alte Hamburger im Cyclocross als Trainer und sportlicher Leiter  aktiv und hat sich speziell der Förderung der Kinder und Jugendlichen zum verschrieben. Daneben fährt er, wenn es die Zeit zulässt, Masters-Rennen. Überaus erfolgreich, was seine WM-Titel dort beweisen.
Zu Mathieu van der Poel hat er eine besondere Verbindung. Zum einen war dessen Vater Adrie Schwedlers Konkurrent in den Cyclocross-Rennen. Zum anderen begleitete Jens die Karriere von Mathieu von Beginn an mit, da der Niederländer lange auf der Radmarke Stevens, Schwedlers Arbeitgeber, unterwegs war.

Foto: IMAGO / Orange Pictures