Vom 29. April bis 4. Mai 2025 führt die Tour de Romandie über 683 Kilometer mit rund 13.000 Höhenmetern durch insgesamt sieben Schweizer Kantone. Das World Tour-Etappenrennen eröffnet sozusagen die heisse Phase der Rundfahrten, die wenige Tage später mit dem Giro d’Italia ihren ersten Höhepunkt findet.
Zu den Favoriten auf den Gesamtsieg in der Romandie zählt neben Remco Evenepoel auch Joao Almeida. Vorjahressieger Carlos Rodriguez sowie der Zweitplatzierte von 2024, Aleksandr Vlasov, sind ebenfalls am Start.
Alpecin Cycling hat die sechs Tagesetappen sowie die Favoriten genauer unter die Lupe genommen.
Prolog | 29. April | Saint-Imier – Saint-Imier | 3,44 km
Wie in den vergangenen Jahren beginnt die Tour de Romandie mit einem Prolog, einem kurzen Einzelzeitfahren. Diesmal in Saint-Imier, einer kleinen Stadt am Fuße des Juras. Dort begeben sich die Profis auf einen 3,4 Kilometer langen und eher flachen Rundkurs. Allerdings ist der Kurs technisch anspruchsvoll und die Fahrer müssen einige 180-Grad-Kurven meistern. Große Abstände im Gesamtklassement sind unter den Klassementfahrern kaum zu erwarten – aber jede Sekunde zählt. Der Sieg könnte an einen Zeitfahrspezialisten, einen aerodynamisch optimierten Puncher oder einen „ausdauernden“ Sprinter gehen.
1. Etappe | 30. April | Münchenstein – Fribourg | 194,4 km
Die erste Etappe auf der “ Straße “ beginnt, wie sie endet – mit einem kurzen Anstieg. Und es wird nicht der einzige bleiben auf dem mit 194,4 Kilometern längsten Tagesabschnitt dieser Tour de Romandie. Auf den ersten 120 Kilometern dieser Etappe sammeln die Profis an den Anstiegen Grindel (3. Kategorie), Mont-Crosin (3. Kategorie), Col de Pontins (2. Kategorie) und dem kurzen, aber steilen Chaumont (2. Kategorie) ordentlich Höhenmeter. Nach diesen Kletterpartien auf über 1.000 Meter wird es jedoch moderater und sogar flach, bevor es auf den letzten 25 Kilometern wellig und bergauf ins Ziel nach Fribourg geht.
2. Etappe | 1. Mai | La Grande Béroche – La Grande Béroche | 157 km
Auf dem Papier sind die letzten 35 Kilometer flach und wie gemalt für die Sprinter und ihre Teams. Doch zuvor müssen sie vier schwere Anstiege bewältigen. Den Anfang macht wenige Kilometer nach dem Start der Col de la Tourne (11,2 km mit 6,5%). Der Berg der 2. Kategorie führt über 11,2 Kilometer mit durchschnittlich 6,5 Prozent auf 1.157 Meter. Eigentlich ideal für bergfeste Ausreißer. Allerdings werden die GC-Teams das Rennen auf der zweiten Etappe kontrollieren wollen und dementsprechend das Tempo hoch halten, bis sie sicher sind, dass von den Ausreißern keine Gefahr ausgeht. 30 Kilometer später steht mit dem Anstieg zum Mauborget (9,9 km à mit 5,4%) der nächste Berg der 2. Kategorie auf dem Programm. Nach der Abfahrt folgen rund 25 Kilometer in der Ebene, bevor es über Les Grattes (7,1 km mit 6,2%) zur steilen Rampe von Le Chaumont geht. Bei Rennkilometer 106 geht es über 3 Kilometer mit durchschnittlich 11,9 Prozent auf 1.132 Meter hinauf. Danach ist das Schlimmste“ überstanden und nach einer längeren Abfahrt führt der Rest der Etappe flach auf die Zielgerade nach La Grande Béroche.
3. Etappe | 2. Mai | Cossonay – Cossonay | 183,1 km
Die dritte Etappe führt in drei verschiedenen Schleifen rund um den Start- und Zielort Cossonay. Die Strecke ist auf den 183,1 Kilometern nie flach. Bis zum Finale wellig mit insgesamt drei Anstiegen der Kategorie 3, bevor es rund 50 Kilometer vor dem Ziel richtig ernst wird. Dann beginnt der Anstieg zum Col de Mollendruz. Bis zum Gipfel geht es 14,6 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 3,4 Prozent bergauf. Vom Gipfel aus sind es noch rund 40 Kilometer bis zum Ziel, die größtenteils bergab verlaufen, bevor die Straße zum Ziel auf den letzten zwei Kilometer mit durchschnittlich 7 Prozent ansteigt.
4. Etappe | 3. Mai | Sion – Thyon | 127,4 km
Die Königsetappe er Tour de Romandie führt kurz und knackig über 127 Kilometer von Sion zur Bergankunft nach Tyon 2000. Wenige Kilometer nach dem Start beginnt bereits der lange Anstieg nach Anzère auf 1542 Meter. Nach einer kurzen Abfahrt müssen die Profis noch ach Lens (3,5 km mit 6,5 %) um dann ins Tal hinunter abfahren zu können. Dort verläuft die Etappe für gut 20 Kilometer flach, ehe es dann wieder in die Berge geht. Zunächst für 11,4 Kilometer mit 6,9 Prozent durchschnittlicher Steigung hoch nach Nax (1. Kategorie) und dann einer kurzen Zwischenabfahrt weiter nach Suen (5,8 km mit 5,1 %). Dann folgt eine längere zweigeteilte Abfahrt aneinander, bevor der lange Schlussanstieg in den Skiort Thyon 2000 beginnt. 20,8 Kilometer bergauf bei durchschnittlich 7,6 Prozent Steigung. In den Steilstücke sogar über 11 Prozent. Hier wird sich wohl der Gesamtsieg entscheiden!
5. Etappe | 4. Mai | Genf – Genf | 17,1 km
Zum Abschluss der Rundfahrt steht wieder ein Einzelzeitfahren auf dem Programm. Diesmal allerdings deutlich länger und schwieriger als an Tag eins. Über 17,1 Kilometer führt der Contre la Montre durch Genf und entlang des Genfersees. Gleich nach dem Start müssen die Fahrer eine einige hundert Meter lange Rampe mit einer Steigung von rund 8 Prozent bewältigen. Danach geht es immer wieder leicht bergab, bevor es ab Kilometer drei flach wird. Die Profis fahren am Ufer des Genfersees entlang. Zur Zwischenzeit bei Kilometer 11,5 steigt die Strecke wieder an. Nach einer kurzen Abfahrt und einem anschließenden Flachstück folgt der letzte Anstieg mit einer Länge von 600 Metern und durchschnittlich 4 Prozent rund einen Kilometer vor dem Ziel.
Die Favoriten auf den Gesamtsieg bei der Tour de Romandie 2025
War die Tour de Romandie vor einigen Jahren für die Klassementfahrer der Aufgalopp zum Giro d‘Italia, bei dem man sich den letzten Schliff holte, so ist sie in letzter Zeit zu einer „ganz normalen“ Rundfahrt geworden. Das ist gar nicht schlecht, denn so besteht das Starterfeld eher aus den Fahrern, die man im Sommer auch bei der Tour de France sieht.
Allen voran Remco Evenepoel (Soudal-Quick-Step). Der Belgier bestreitet in der Romandie seine erste Rundfahrt nach seinem schweren Unfall. Und er zählt auch zu den Favoriten auf den Gesamtsieg. Die beiden Zeitfahren liegen dem Olympiasieger in dieser Disziplin – und auch bei der Bergankunft dürfte er vorne mit dabei sein. Die Frage ist nur, wie gut sein Organismus den Rennauftakt in der anstrengenden Ardennenwoche verkraftet hat.
Ausgeruhter reist dagegen Joao Almeida (UAE Team Emirates XRG) an. Der Sieger der Baskenland-Rundfahrt wird in den Bergen von einem glänzend aufgelegten Jan Christen und Jay Vine unterstützt. Ist er bei der Tour Edelhelfer von Tadej Pogačar, kann Almeida hier in der Westschweiz auf eigene Rechnung fahren und darf sich durchaus Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen.
Dort stand im vergangenen Jahr Carlos Rodriguez ganz oben. Der Ineos Grenadier-Profi ist in dieser Saison eher mäßig in Schwung gekommen und braucht ein gutes Ergebnis für sein Selbstvertrauen. Gleiches gilt für Aleksandr Vlasov (Red Bull-Bora-Hansgrohe). Er wurde 2024 Zweiter hinter Rodriguez.
Auf Lenny Martinez darf man gespannt sein. Der Bahrain-Sieger ließ das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich trotz einer Top-Platzierung beim Fleche Wallone aus und wird sich auf die Anstiege in der Romandie freuen.
Einer, der sich auf die Zeitfahren freut, ist der erst 21-jährige Iván Romeo. Der Movistar-Profi ist U23-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr und hat bei der UAE-Tour und der Valencia-Rundfahrt gezeigt, dass er in den Bergen mithalten kann. Wenn alles gut läuft, könnte er auch in Genf ein Spitzenresultat in der Gesamtwertung erzielen.