Nach seinem Sieg bei der E3 Saxo im Jahr 2024 hat Mathieu van der Poel den Frühjahrsklassiker erneut in beeindruckender Manier gewonnen. Er siegte nach 208,8 Kilometern in Harelbeke als Solist vor Mads Pedersen (Lidl-Trek), der im Ziel 1:06 Minuten zurücklag. Dritter wurde der Italiener Filippo Ganna (Ineos Grenadiers). Alle drei gehörten zu einer Spitzengruppe, aus der Mathieu van der Poel am Oude Kwaremont knapp 40 Kilometer vor dem Ziel attackierte. Niemand konnte ihm folgen, auch wenn der Vorsprung zu Beginn seiner Soloflucht immer wieder stark schwankte und es kurzzeitig so aussah, als könnte Mads Pedersen noch einmal aufschließen. Doch mit einer erneuten Tempoverschärfung am Col E3 machte van der Poel alles klar.
Zwei kritische Situationen musste Mathieu van der Poel allerdings überstehen. Zum einen fand er sich nach einem Sturz, der das Feld zerriss, im zweiten Feld wieder und musste von seinen Teamkollegen zurückgebracht werden. Zum anderen rutschte ihm bei seiner Solofahrt im Regen einmal der Reifen weg. Er meisterte die Situation jedoch artistisch und musste nicht zu Boden.
So verliefen die E3 Saxo Classic
Die größte Gefahr bei diesem Rennen drohte nicht von de frühen Angreifern, sondern von einem Sturz, der das Feld zerteilte. Mathieu van der Poel befand sich genauso wie auch Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) im zweiten Teil des Pelotons. Doch das Alpecin-Deceuninck-Team spannte sich an die Spitze, nahm die Verfolgung auf und schaffte später wieder den Anschlussschluss.
Einzige nennenswerten Aktion in der erste Rennhälfte aus dem Kreis der Favoriten war Matteo Jorgensons (Visma | Lease a Bike) Attacke am Kanarienberg, die jedoch nichts einbrachte.
Mads Pedersen attackierte am Taienberg
Nachdem sich Aimé De Gendt (Cofidis) und Caspar Pedersen (Soudal Quick-Step) an die Spitze des Rennens gesetzt und einen Vorsprung von rund einer Dreiviertelminute herausgefahren hatten, efgriff Ineos Grenadiers im Peloton die Initiative. Sie beschleunigten rund 84 Kilometer vor dem Ziel. Ähnlich wie bei einem Lead-out schlugen die Mannen um Filippo Ganna über mehrere Kilometer ein irrsinnig hohes Tempo an. Das Peloton fuhr wie an einer Perlenschnur gezogen und es entstanden Lücken. Am Fuße des Taaienbergs übernahm Alex Kirsch (Lidl-Trek) allerdings nur für wenige Sekunden die Führung. Denn sein Kapitän Mads Pedersen attackierte. Nur Mathieu van der Poel war am Hinterrad des Dänen. Filippo Ganna konnte zunächst nicht folgen, kämpfte sich aber wieder heran. Der Rest der Mitfavoriten konnte nicht folgen.
Dieses Trio schloss schnell zu den Führenden Pedersen und De Gendt auf. Zu fünft ging es dem Finale entgegen. Während Pedersen, van der Poel und Ganna ihre Runden drehten, fuhren die beiden anderen nur hinterher. Dennoch konnte die Spitzengruppe ihren Vorsprung schnell ausbauen.
Dahinter eine hochkarätig besetzte Verfolgergruppe mit Tim Wellens (UAE Emirates XRG), Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike), Stefan Küng (Groupama-FDJ), Joshua Tarling (INEOS Grenadiers), Jasper Stuyven (Lidl-Trek) sowie Matteo Trentin (Tudor). Diese hatten jedoch keine Chance, da Tarling und Stuyven verständlicherweise nicht mitfuhren.
Zu Beginn des Stationsbergs hatten die Führenden eine Minute Vorsprung auf die erste Verfolgergruppe. Die zweite Verfolgergruppe mit Wout van Aert hatte schon fast zwei Minuten Rückstand.
Finaler Angriff von van der Poel am Oude Kwaremont
Nachdem die fünf noch gemeinsam den steilen Paterberg erklommen hatten, ergriff Mathieu van der Poel am Oude Kwaremont die Initiative: Er ging den langen Anstieg von vorne an und beschleunigte, so dass er sich bereits zur Hälfte absetzen konnte. Keiner seiner Konkurrenten konnte ihm folgen. Etwa hundert Meter dahinter Mads Pedersen. Dahinter Ganna mit Casper Pedersen und Aime De Gendt im Schlepptau.
Jetzt stellte sich die Frage: Hatte van der Poel noch genug Sprit im Tank für dieses fast 40 Kilometer lange Solo? Denn Pedersen steckte nicht auf und konnte den Rückstand in der Folge verkürzen. Die erste größere Verfolgergruppe um Wellens, Jorgenson, Küng & Co. lag mittlerweile zwei Minuten zurück.
Sekundenpoker zwischen Mads Pedersen und Mathieu van der Poel
Am Fuße des E3 Col, gut 32 Kilometer vor dem Ziel, hatte van der Poel nur noch 15 Sekunden Vorsprung auf Pedersen. Im Anstieg und auf den folgenden Kilometern schien van der Poel zum zweiten Mal seinen Turbo zu zünden. Bis zum letzten Anstieg, dem Tiegemberg hatte er seinen Vorsprung auf rund 50 Sekunden ausgebaut. Selbst ein Ausrutscher konnte ihn nicht mehr von seinem zweiten Sieg bei diesem Frühjahrsklassiker abbringen.