Lokamatador Silvan Dillier spricht im Interview über die Tour de Suisse, die am 15. Juni 2025 in Küssnacht beginnt. Bereits zum neunten Mal steht der 34-Jährige Schweizer am Start seiner Heimat-Rundfahrt. Und auf eines freut er sich ganz besonders: Auch in diesem Jahr führt das World Tour-Etappenrennen durch seinen Wohnort Schneisingen.
Mit welchen Ambitionen geht Ihr als Team in die Tour de Suisse?
Ich denke, wir werden mit einer offene Renntaktik an den Start gehen und versuchen, die jungen Fahrer gerade in der bergigen Etappe zu supporten. Also eher eine Flucht nach vorn.
Wie steht es um Deine eigenen Ambitionen?
Erfahrungsgemäß werde ich zum Ende der Woche stärker und da geht es dann ins Hochgebirge – da ist nicht ganz mein Terrain. Das hat damit zu tun, dass ich gerade aus einem gut dreiwöchigen Höhentrainingslager in La Plagne komme und die Adaptationsphase etwas länger dauert. Ich bin dann in den ersten Tagen nicht ganz so leistungsfähig, was im Übrigen ganz normal ist.
Gibt es eine Etappe bei dieser Tour de Suisse, auf die Du Dich besonders freut?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich es als Privileg empfinde, hier in der Schweiz zu leben, zu trainieren und natürlich auch solche Rennen zu fahren. Das wird mir vor einer Tour de Suisse noch einmal ins Bewusstsein gerufen. Wir haben Berge, Seen – einfach eine traumhafte Kulisse. Die Tour de Suisse ist für mich jedes Mal aufs Neue ein echtes Highlight. Gerade auch, weil sie in meiner Heimat stattfindet und meine Familie mich vor Ort anfeuern kann. Das ist sonst nicht immer möglich. Zudem ist es etwas Besonderes, auf Straßen, die ich in- und auswendig kenne, Rennen zu bestreiten. Das empfinde ich als etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches. Für einen Belgier ist das vielleicht normal, für einen Schweizer kommt das aber nicht so oft vor.
Aber um auf die Frage zurückzukommen, die 3. Etappe von Aarau nach Heiden führt durch Schneisingen. Das ist der Ort, in dem ich aufgewachsen bin und in dem ich jetzt wieder lebe. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn du im Rennen jeden Zentimeter kennst, Das ist schon etwas ganz besonders für jede Fahrer, wenn eine Etappe durch seinen Heimatort führt.
Jetzt ist diese Tour de Suisse wieder sehr anspruchsvoll. Es fehlen aber die klassischen Bergankünfte oben auf den Pässen. Wie findest Du das?
Ich finde es ehrlich gesagt interessanter, dass bei Bergetappen das Ziel nicht immer hoch oben ist. So bekommen nämlich die Ausreißer noch eine Chance auf den Tagessieg. Entweder sie kommen gerade noch mit den Top-Leuten über den Gipfel oder aber sie kommen mit 20 bis 30 Sekunden hinter den GC-Favoriten über die Passhöhe und können die Lücke schließen. Und da sie nicht taktisch fahren müssen wie die großen Leader, können sie sich dann noch in Richtung Ziel davonstehlen.
In den Medien ist viel über Jan Christen zu lesen. Er gilt als Schweizer Rundfahrerhoffnung. Was hältst Du von ihm?
Ich kenne ihn ganz gut, da wir schon öfter zusammen trainiert haben. Er wohnt nicht weit weg von mir. Wenn man bedenkt, dass er gerade mal 20 Jahre alt ist, bin ich sehr gespannt, wie er sich bei der Tour de Suisse schlägt. Er hat unglaublich viel Talent und ein großes Leistungsvermögen.
Wie geht es für Dich in weiter in Richtung Tour de France?
Ich trainiere nach der Tour de Suisse zuhause. So wie es aussieht, absolvieren wir noch ein spezielles Hitzetraining, um besser für die Tour de France vorbereitet zu sein. Denn das, was wir vergangenes Jahr zu Beginn in Italien erlebt haben, war schon brutal. Solch eine Hitze kann einem ganz schnell den Stecker ziehen. Daher wollen wir darauf so gut wie möglich vorbereitet sein. Und dann fahre ich natürlich noch die nationalen Meisterschaften in der Schweiz.
Du warst zuletzt 2021 Schweizer Meister auf der Straße. Wie siehst Du Deine Chancen in diesem Jahr?
Solch nationale Meisterschaften haben schon immer einen besonderen, sprich unberechenbaren Rennverlauf, da viele gute Fahrer ohne Teamunterstützung starten. In diesem Jahr wird es extrem schwer, da Tudor hier schon mit einer großen Zahl an Fahrern antreten wird und so auch viele Optionen hat.