Jonas Vingegaard ist der klare Favorit auf den Sieg bei dieser Vuelta a España 2025. Doch die Liste seiner Herausforderer ist lang. Allen voran die Doppelsitze des Teams UAE Emirates-XRG mit Juan Ayuso und Joao Almeida. Eine starke Vorstellung wollen auch andere Grand Tour-Sieger anliefern – Egan Bernal und Jai Hindley. Und in ihrem Windschatten wollen die jungen Wilden mit Antonio Tiberi, Felix Gall und Tom Pidcock ihre Chance nutzen aus Podium zu kommen.
Alpecin Cycling stellt die wichtigsten Gesamtklassementfahrer der Vuelta a España 2025 vor.
Jonas Vingegaard | Visma–Lease a Bike | 28 Jahre
Der zweifache Tour-de-France-Sieger geht als klarer Topfavorit in die Vuelta, zumal weder Tadej Pogačar, Primož Roglič, Remco Evenepoel noch Richard Carapaz am Start stehen. Vingegaard zeigte bei der Tour mit Platz zwei seine Klasse und bewies, dass er nach seinen schweren Stürzen wieder vollständig erholt ist. Einzig die Konstanz war seine Schwäche. Er hatte zwei schlechte Tage. Kommt er ohne diese durch die Berge, dürfte ihm der Sieg nicht zu nehmen sein. Unterstützt wird er von einem hochkarätigen Team mit Sepp Kuss, Matteo Jorgenson und Dylan van Baarle. Einzig die Frage bleibt, ob die lange Saison und die Belastung durch die Tour de France Spuren hinterlassen haben und ob seine Rivalen die Müdigkeit ausnutzen können.
Juan Ayuso | UAE Team Emirates-XRG | 22 Jahre
Das größte spanische Talent seit Jahren. Juan Ayuso hat schon mehrfach gezeigt, dass er in Grand Tours vorne mitfahren kann. Bei der Vuelta belegte er bereits 2022 und 2023 die Plätze drei und vier. Nun hat er die Chance, in der Heimat Geschichte zu schreiben. Hat er keinen schwachen Tag und seine Nerven im Griff, kann er zum größten Herausforderer von Jonas Vingegaard werden. Beflügelt ihn die Unterstützung des Gastgeberlandes und die damit verbundenen Erwartungen oder scheitert er daran? Zudem könnte die Teamdynamik mit Almeida zum Problem werden
João Almeida | UAE Team Emirates-XRG | 27 Jahre
Der Portugiese ist das Sinnbild von Konstanz. Neun Grand Tours ist er bislang gefahren. Schied er er nicht wegen Verletzung oder Krankheit aus, fuhr er immer in die Top Ten – zumeist als Helfer. Er verfügt über keinen allzu spektakulären Fahrstil, kann aber dauerhaft unglaublich viel Watt aufs Pedal bringen. Spannend wird sein, ob er nach seine sturz wiedr 100 Prozent fit ist, beziehungsweise ob er über die gesamte Vuelta hinweg seine Topform halten kann. Die beiden Zeitfahren liegen dem Portugiesen auf jeden Fall – und den Rückhalt der Mannschaft ist dem Sieger der Tour de Suisse 2025 sicher. Spannend wird zudem das teaminterne Duell mit Juan Ayuso, um die Leaderposition.
Felix Gall | Decathlon AG2R La Mondiale | 27 Jahre
Wenn einer sich auf die dritte Woche der Vuelta freut, dann Felix Gall. Der Österreicher hat sich mit einem Top-5-Ergebnis bei der Tour de France endgültig in der Weltspitze etabliert. Sein gleichmäßiger, „Diesel“-ähnlicher Kletterstil wird ein großer Vorteil auf den langen Anstiegen in den Bergen der Vuelta sein. Er muss nur versuche zu Beginn wenig Zeit zu verlieren, bei den knackigen kurzen Bergfinals sowie beim Mannschafts- wie auch Einzelzeitfahren. Hält er sich hier relativ schadlos, dann könnte das sein erstes Grand Tour-Podium werden.
Egan Bernal | Ineos Grenadiers | 28 Jahre
Bernal galt einst als die Zukunft des Radsports unter den Grand-Tour-Fahrern. Nach seinem schlimmen Trainingsunfall 2022 kämpft er sich Schritt für Schritt zurück. Allein, dass er wieder auf solch eine hohen Niveau Rad fahren kann, gleicht schon einem Wunder. Zwar hat er sein Klasse von 2019, als er die Tour gewann, noch nicht erreicht, aber seine Ausdauer und Kletterstärke kehren langsam zurück. Das zeigt auch sein siebter Platz beim Giro d’Italia 2025. Besonders in der schweren Schlusswoche der Vuelta könnte Bernal seine Stärke ausspielen. Ob es schon für das Podium reicht oder „nur“ für einen Platz in den Top 10, ist offen. Unterschätzen sollte man den Kolumbianer jedoch nicht.
Jai Hindley | Redbull-Bora-Hansgrohe | 29 Jahre
Der Giro d‘Italia-Sieger von 2022 sinnt auf Wiedergutmachung. Musste er doch die Italien-Rundfahrt im Mai in Top-Form nach einem Sturz früh verlassen. Hindley ist kein Heißsporn, der ständig attackiert und früh die Entscheidung sucht. Er besitzt stattdessen die Fähigkeit, lange und harte Etappen durchzustehen und kann zudem ein Rennen lesen und ohne Helfer bestehen. Gelingt ihm eine Vuelta ohne Schwächen, könnte ein Podiumsplatz im Bereich des Möglichen sein.
Giulio Ciccone | Lidl–Trek | 30 Jahre
Der Italiener ist längst bekannt als einer der offensivsten Bergfahrer im Peloton. In den vergangenen Jahren glänzte Ciccone vor allem mit Etappensiegen und dem Gewinn von Bergtrikot. In jüngster Zeit deutete er auch an, ein Mann für das Gesamtklassement zu sein. Sein Problem könnte die noch fehlende Konstanz über drei Wochen sein. Dennoch: Die schweren Bergetappen der Vuelta sind wie gemacht für seine aggressive Fahrweise. Sollte er gesund und stabil durchkommen, ist ein vordere Platzierung im Gesamtklassement am Ende in Madrid keine Utopie. Hat er schon zur Rennhälfte zu viel Zeit verloren, dürfte er die Bergetappen animieren und Jagd auf Tagessiege sowie ein Wertungstrikot des Bergbesten machen.
Tom Pidcock | Q36.5 Pro Cycling | 26 Jahre
Ein Fahrer im Wandel. Nach seinem Wechsel zu Q36.5 Pro Cycling spricht Pidcock davon, wieder Spaß am Radfahren gefunden zu haben. Diese mentale Frische könnte der Schlüssel sein, um endlich seine Fähigkeiten auch einer dreiwöchigen Landesrundfahrt auszuschöpfen. Technisch brilliert er auf Abfahrten und zeigt eine unglaubliche Explosivität an kürzeren Anstiegen. Doch wie schlägt sich der Brite über drei Wochen und vor allem den langen Anstiegen im Hochgebirge. Zeigt er Konstanz, könnte er für eine Überraschung sorgen. Realistisch sind Etappensiege und vielleicht sogar ein Platz unter den besten Fünf.
Antonio Tiberi | Bahrain–Victorious | 24 Jahre
Das italienische Talent gilt als einer der spannendsten jungen Klassementfahrer im Peloton. Und trägt eine große Last. Hat er das Zeug dazu, die Nachfolger des italienischen Helden Vincenzo Nibali anzutreten. Im vergangenen Jahr war er bereits fünfter beim Giro, dieses Jahr hatte er immer wieder mit Krankheiten zu kämpfen und kam erst während der Polen-Rundfahrt wieder in Schwung. Hier wurde er nur von Brandon McNulty geschlagen. Hält der späte Aufwärtstrend in diesem Jahr an, ist vielleicht sogar eine Podiumsplatzierung drin.
Ben O’Connor | Team Jayco–AlUla | 29 Jahre
Der Australier war die Überraschung der Spanien-Rundfahrt des vergangenen Jahres. Durch eine clevere Flucht fuhr er Minute gegenüber den eigentlichen Favoriten raus und wurde am Ende starker Zweiter – geschlagen nur von Primoz Roglič. Was ihm fehlt, ist die Beständigkeit. Zumeist hat er mindestens einen schwachen Tag während einer dreiwöchigen Rundfahrt. Allerdings bekommt er danach, aufgrund des Rückstands, freie Fahrt, und kann so wieder Zeit zurückgewinnen. Auf jeden Fall ein Fahrer, den man für eine Top fünf-Platzierungauf der Rechnung haben muss.
Mikel Landa | Soudal Quick-Step | 35 Jahre
Die spanischen Fans lieben ihn: „Landismo“ steht für Leidenschaft – im wahrsten Wortsinn. Nach seinen schweren Verletzungen, die er beim Giro erlitten hatte, sind die Erfolgschancen für den Spanier ungewiss. Er selbst sagte, dass er überhaupt froh sei, wieder am Start zu stehen. Bei der Burgos-Rundfahrt gelang ihm ein zufriedenstellendes Comeback. Doch man muss abwarten, was der Routinier zu leisten im Stand ist. Je länger und je schwerer die Rundfahrt jedoch wird, desto besser könnte Landa in Schwung kommen. Denn seine Kletterfähigkeit ist noch immer beeindruckend, und die schweren Berge der Vuelta könnten ihm entgegenkommen.