Mit dem „Duinencross” in Koksijde findet am 21. Dezember eines der schwersten Rennen im Cyclocross-Weltcup 2025/2026 statt. Nur einen Tag nach dem Wettkampf in Antwerpen messen sich die Profis am letzten Wochenende vor Weihnachten erneut. Obwohl bei beiden Rennen Sand der „spielbestimmende” Untergrund ist, unterscheiden sie sich in ihrer Charakteristik doch sehr. Was dieses Rennen in Koksijde, das 2025 wieder in den Weltcup zurückkehrt, so einzigartig macht, erklärt Cyclocross-Experte und Ex-Profi Jens Schwedler.
Die Strecke des Cyclocross-Weltcup Koksijde 2025
Koksijde ist das Sand-Rennen der Cyclocross-Saison. Nicht umsonst spricht Profifahrerin Puck Pieterse in ihrem Recon-Video von einer „Big Sand Party“, die an der belgischen Nordseeküste stattfindet. Die Runde verläuft im Dünengebiet unmittelbar hinter der Nordseeküste und grenzt an das Gelände einer Luftwaffenbasis.
Charakteristisch für den Parcours sind zwei sehr lange, tiefe Sandabschnitte – sogenannte Sandstrooks – sowie weitere, zumeist sandige Dünen, die hoch- und runtergefahren werden. Kürzere Wiesen- und Asphaltabschnitte sowie künstliche Brücken komplettieren den Parcours.
„Wir werden wir ein ganz anderes Rennen erleben als noch in Antwerpen. In Koksijde kommt es extrem darauf an, durch den Sand zu surfen. Das ist eine Fähigkeit, die nicht jeder Profi gleichermaßen beherrscht“, erklärt Jens Schwedler. „Der Sand ist – verglichen mit dem beim Scheldecross – viel tiefer, weshalb die Linienwahl entscheidend ist. Hinzu kommt, dass der Boden unter dem Sand wellig ist. Das gilt es zusätzlich auszugleichen“, so der Cyclocross-Experte weiter.
„Diese Art zu fahren verlangt nicht nur eine unglaubliche Physis, sondern auch höchste Konzentration“, so Schwedler. „Die Profis müssen in jeder Runde eine neue, schnelle Spur zu finden, denn oftmals wird die eigentliche Ideallinie durch die dahinterfahrenden zerstört.“
Doch der sandige Untergrund ist nicht die einzige Herausforderung dieses Parcours. „Die Abschnitte, die nicht über Sand oder Asphalt verlaufen, sind oftmals aufgeweicht und lehmig. Dieser Lehm ‚backt‘ beziehungsweise lässt die Reifen wie Pattex am Untergrund kleben“, weiß Schwedler. „Da in diesem tiefen Sand oftmals mit einem Luftdruck von weniger als 1 bar, häufig nur 0,8 bar, gefahren wird, ist die Auflagefläche entsprechend größer. Das kostet auf dem klebrigen Untergrund richtig Körner“, so Schwedler weiter.
Apropos Körner. Die werden während der vielen Laufpassagen in Koksijde auch „weggeworfen“. Die erste davon gleich zu Beginn jeder Runde. „Nach dem Start-Ziel-Bereich folgt ein 30 Meter langer Anstieg auf Sand, der hochgelaufen werden muss. Zudem folgt auf fast jeden längeren Sandabschnitt eine Laufpassage“, erklärt Schwedler. „Hier müssen die Übergänge im wahrsten Sinne des Wortes sitzen, sonst verliert ein Fahrer zu viel Zeit“, so Schwedler weiter. Denn wer jedes Mal beim Aufspringen und dem anschließenden Antritt ein paar Sekunden verliert, gerät unweigerlich ins Hintertreffen.
Übrigens. Der einzige längere Abschnitt auf Asphalt, um sich ein wenig zu erholen beziehungsweise die Beine mit höherer Trittfrequenz motorisch freizukurbeln, befindet sich im Start- und Zielbereich.
Favorit:innen-Check zum Cyclocross-Weltcup Koksijde 2025
Mathieu van der Poel auf dem Weg zum 8. Koksijde-Sieg in Folge?
„In Koksijde werden wir viel schneller im Rennen größere Abstände sehen als noch in Antwerpen. Der Kurs ist so selektiv, dass nach wenigen Runden das gesamte Feld auseinandergezogen ist“, sagt Schwedler. Für ihn ist Mathieu van der Poel hier der unumstrittene Fahrer. „Ich sehe Mathieu mit einem großen Abstand vorne.“ Der amtierende Weltmeister hat den Duinencross zuletzt Anfang 2024 gewonnen und dabei seinen siebten Sieg in Koksijde gefeiert. „Mathieu kommen auch die Laufpassagen entgegen. Genauso wie Wout van Aert, der aber hier nicht antritt“, sagt Schwedler. Hinter van der Poel sieht er Thibau Nys und Laurens Sweeck. „Sweeck beherrscht das Surfen im Sand genauso gut, wenn nicht sogar ein wenig besser als Mathieu. Er besitzt aber nicht so einen großen Motor wie Mathieu oder auch Thibau Nys“, so Schwedler weiter. Auch dem sehr guten Techniker Michael Vantourenhout räumt der mehrfache deutsche Meister im Cyclocross Chancen auf eine Podiumsplatzierung ein.
Wer gibt Lucinda Brand contra?
Bei den Frauen geht der Sieg über Lucinda Brand, aber es dürfte für sie nicht mehr ganz so einfach werden. „Sie kann ihren Erfahrungsschatz natürlich ausspielen, aber Puck Pieterse, die hier zu Beginn des Jahres gewonnen hat, Inge van der Heijden und Ceylin del Carmen Alvarado beherrschen das Surfen im Sand auch sehr gut”, erklärt Schwedler. Man darf auch gespannt sein, inwieweit Aniek van Alphen und Sara Casasola aufgrund ihrer starken Physis hier mithalten können.
TV-Tipp: Cyclocross-Weltcup in Koksijde 2025 live auf Discovery Plus
Der Streamingdienst Discovery Plus überträgt die Rennen in Koksijde am 21. Dezember live. Ab 13:30 Uhr wird das Frauenrennen übertragen. Im Anschluss daran wird ab 15:00 Uhr das Rennen der Männer übertragen.
Video: Mathieu van der Poels siegt 2024 bei der X2O Trophy Koksijde in Koksijde
Unser Cyclocross-Experte: Jens Schwedler

Jens Schwedler ist ein ehemaliger deutscher Cyclocross- und Mountainbike-Profi. Im Cyclocross wurde er mehrfach Deutscher Meister (u. a. 2002 und 2005). Im Mountainbike erreichte er internationale Top-Resultate, darunter Platz 14 bei der WM 1996.
Heute ist der 57 Jahre alte Hamburger im Cyclocross als Trainer und sportlicher Leiter aktiv und hat sich speziell der Förderung der Kinder und Jugendlichen zum verschrieben. Daneben fährt er, wenn es die Zeit zulässt, Masters-Rennen. Überaus erfolgreich, was seine WM-Titel dort beweisen.
Zu Mathieu van der Poel hat er eine besondere Verbindung. Zum einen war dessen Vater Adrie Schwedlers Konkurrent in den Cyclocross-Rennen. Zum anderen begleitete Jens die Karriere von Mathieu von Beginn an mit, da der Niederländer lange auf der Radmarke Stevens, Schwedlers Arbeitgeber, unterwegs war.
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