Am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember 2025, findet das siebte von insgesamt zwölf Rennen im Cyclocross-Weltcup statt. Austragungsort ist der Traditionskurs im belgischen Gavere – rund um das Kasteel Grenier auf einem ehemaligen militärischen Gebiet.
Wird hier Mathieu van der Poel seinen vierte Weltcup-Sieg in Folge feiern – in Abwesenheit von Wout van Aert? Und droht eine Wachablösung bei den Frauen und wird Seriensiegerin Lucinda Brand am Ende nicht mehr ganz oben auf dem Treppchen stehen? Diese Fragen beantwortet Cyclocross-Experte und Ex-Profi Jens Schwedler in seiner Rennvorschau auf Alpecin Cycling.
Die Strecke des Cyclocross-Weltcups in Gavere
Der Parcours in Gavere zählt zu den schwierigsten im Cyclocross-Kalender. Das Rennen wird auf den Hängen oberhalb des Flusses Schelde ausgetragen, rund um das Gelände beim Kastell Grenier, das sich auf einem Plateau in der Nähe der Start- und Zielpassage befindet.
Der Parcours ist generell kupiert und verfügt über einige Hügel und Wellen auf einem ehemaligen Militärgelände. In Gavere wechseln sich längere, kräftezehrende Anstiege mit spektakulären Abfahrten ab, die maximale technische Präzision erfordern.
Regen kann den Kurs schnell in ein Schlachtfeld verwandeln. Dann verwandeln sich Spuren in tiefe Rillen und grüne Wiesen werden zu Matschflächen. Und die ehemals fahrbaren Anstiege werden zu Laufpassagen.
In Gavere folgen auf längere, kräftezehrende Anstiege spektakuläre Abfahrten, die maximale technische Präzision erfordern.
Sollte es in den Tagen zuvor geregnet haben, wird aus dem Parcours ein wahres Schlachtfeld. Dann liefern sich die Profis eine klassische Matschpartie auf lehmigem, kräftezehrendem und teilweise auch tiefem Untergrund. Fahrspuren verwandeln sich in tiefe Rillen und aus grünen Wiesen werden Matschflächen. Und die ehemals fahrbaren Anstiege werden zu Laufpassagen.
Das stetige Auf und Ab sowie die zum Teil rutschigen Abfahrten und Off-Camber-Abschnitte verlangen Explosivität, sehr gute Fahrtechnik und eine gute Linienwahl auf dem rutschigen Untergrund. Nur Fahrer:innen, die sich auf diesen Rhythmuswechsel physisch und mental einlassen können, werden am Ende eine Chance haben, vorne mitzufahren.
„In Gavere ist der lange Anstieg für mich die Schlüsselstelle der Strecke. Bei Matsch und Regen muss er gelaufen werden, aber selbst bei Trockenheit bleibt er extrem schwer und hoch selektiv“, erklärt Jens Schwedler und beschreibt damit die Besonderheit des Kurses in Belgien, der zu den schwersten im Weltcup-Kalender zählt. „Insgesamt erwarte ich in Gavere ein Rennen, das klar über Effizienz, Rhythmus und den Anstieg entschieden wird.”
Favorit:innen für den Cyclocross-Weltcup in Gavere 2025
Duell zwischen Shirin van Anrooij und Lucinda Bramd
„Bei den Frauen sehe ich aktuell eine sehr spannende Entwicklung. Shirin van Anrooij steigert sich von Rennen zu Rennen deutlich und kommt leistungsmäßig ihrer Teamkollegin Lucinda Brand immer näher“, so Schwedler. Brand bleibt für den Cyclocross-Experten aber weiterhin die Referenz in Sachen Konstanz, Rennübersicht und Kontrolle. „Shirin van Anrooij wirkt zuletzt aggressiver, dynamischer und präsenter im Rennverlauf“, so Schwedler weiter.
Chancen aufs Podium in Gavere sieht er für Aniek van Alphen und die Europameisterin Inge van der Heijden. „Beide sind sehr leicht, fahren effizient und technisch sauber. Wenn der lange Anstieg fahrbar bleibt, können sie genau dort ihre Stärken ausspielen. Die aktuellen Wetterprognosen sprechen dafür: Es soll kalt, aber trocken bei etwa 5 bis 8 Grad werden. Das deutet für mich klar auf schnelle, harte Rennen hin und weniger auf eine klassische Schlammschlacht – Bedingungen, die diesen Fahrertyp begünstigen.“
Mathieu van der Poel auf dem Weg zum vierten Weltcup-Sieg in dieser Saison
Bei den Männern gilt Ähnliches. „Hier sind Fahrer im Vorteil, die leicht, explosiv und technisch extrem effizient sind. Genau deshalb passt diese Strecke aus meiner Sicht perfekt zu Mathieu van der Poel, der zwar nicht ganz so leicht ist, dafür aber alle anderen Qualitäten besitzt. Das Gleiche gilt für Michael Vanthourenhout, wenn er sich von seiner Erkältung erholt“, sagt Schwedler.
„Daneben sehe ich eine ganze Reihe von Fahrern, die realistische Chancen auf das Podium beziehungsweise Podiumsnähe haben. Dazu gehören Thibau Nys, Laurens Sweeck, Lars van der Haar, Pim Ronhaar und Emiel Verstrynge“, so Schwedler weiter.
Einen Fahrer hat Schwedler besonders im Blick, da dieser für die Hamburger Radmarke Stevens fährt, für die auch Schwedler arbeitet: Cameron Mason. „In Koksijde ist Cameron in den letzten beiden Runden extrem stark nach vorne gefahren, während andere sichtbar eingebrochen sind. Das zeigt für mich eine sehr gute aerobe Basis, hohe Rennhärte und mentale Stabilität. Wenn er sich früh gut positioniert, traue ich ihm in Gavere eine richtig starke Rolle zu – perspektivisch sogar in den Top 5.“
Video: Mathieu van der Poels siegt 2024 beim Weltcup-Rennen in Gavere
TV-Tipp: Cyclocross-Weltcup in Gavere 2025 live auf Discovery Plus
Der Streamingdienst Discovery Plus überträgt die Rennen in Gavere am 26. Dezember live. Ab 13:30 Uhr wird das Frauenrennen übertragen. Im Anschluss daran wird ab 15:00 Uhr das Rennen der Männer übertragen.
Unser Cyclocross-Experte: Jens Schwedler

Jens Schwedler ist ein ehemaliger deutscher Cyclocross- und Mountainbike-Profi. Im Cyclocross wurde er mehrfach Deutscher Meister (u. a. 2002 und 2005). Im Mountainbike erreichte er internationale Top-Resultate, darunter Platz 14 bei der WM 1996.
Heute ist der 57 Jahre alte Hamburger im Cyclocross als Trainer und sportlicher Leiter aktiv und hat sich speziell der Förderung der Kinder und Jugendlichen zum verschrieben. Daneben fährt er, wenn es die Zeit zulässt, Masters-Rennen. Überaus erfolgreich, was seine WM-Titel dort beweisen.
Zu Mathieu van der Poel hat er eine besondere Verbindung. Zum einen war dessen Vater Adrie Schwedlers Konkurrent in den Cyclocross-Rennen. Zum anderen begleitete Jens die Karriere von Mathieu von Beginn an mit, da der Niederländer lange auf der Radmarke Stevens, Schwedlers Arbeitgeber, unterwegs war.
Foto: IMAGO / Photo News
Fotos: Fellusch
