Vorschau: Tour de Suisse 2024
Knapp drei Wochen vor dem Grand Depart in Florenz startet mit der Tour de Suisse die letzte große wichtige Rundfahrt vor der Tour de France. Das Fürstentum Liechtenstein und die Schweiz sind die Schauplätze dieser achttägigen World-Tour-Rundfahrt, die vom 9. bis 16. Juni stattfindet. Rund 900 Kilometer mit knapp 19.000 Höhenmetern müssen die Profis in diesem Jahr zurücklegen.
Der Parcours der 78. Tour de Suisse ist ein Paradies für Kletterer. Denn es gibt insgesamt mit dem Gotthardpass, Carì, Blatten und Villars-sur-Ollon vier Bergankünfte sowie am Finaltag ein Bergzeitfahren. Auch auf den anderen Etappen bleibt für Sprinter kaum etwas zu holen. Hier werden eher die Puncheure gefragt sein.
Top-Fahrer am Start der Tour de Suisse 2024
Kein Wunder also, dass die Startliste gespickt ist mit starken Berg- und Gesamtklassementfahrern, von denen einige nur kurze Zeit später bei der Frankreich-Rundfahrt starten werden. Allen voran Tom Pidcock und Egan Bernal (beide Ineos Grenadiers) sowie Pogis-Flügelmänner Adam Yates und Joao Almeida (beide UAE Team Emirates). Dazu gesellen sich der junge Lenny Martinez (Groupama – FDJ) sowie Routinier Enric Mas (Movistar Team), um nur die Wichtigsten zu nennen.
Nicht fehlen darf der Vorjahressieger der Tour de Suisse, Mattias Skjelmose (Lidl – Trek), der die Vuelta a Espana zum großen Saisonziel erkoren hat. Nach Verletzungen und Erkrankungen feiern in der Schweiz Oscar Onley (Team dsm-firmenich PostNL) sowie Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) ihr Comeback.
Alle der Etappen der Tour de Suisse 2024
1. Etappe | 9. Juni | Vaduz – Vaduz | 4,8 km (EZF)
Im Fürstentum Liechtenstein startet die Tour de Suisse mit einem kurzen Einzelzeitfahren. Nur 4,8 Kilometer lang ist der Kampf gegen die Uhr und es topographisch keine Schwierigkeiten auf. David Loosli, Sportlicher Direktor Tour de Suisse, glaubt dass gute Zeitfahrer sowie Bahnspezialisten hier am Ende vorne sind. Lokalmatador Stefan Küng (Groupama-FDJ) vereint beides.
2. Etappe | 10. Juni | Vaduz – Regensdorf | 176,9 km
Raus aus dem Fürstenturm und rein in die Schweiz – das ist der Weg des Pelotons bei Tagesabschnitt zwei. Mit ihren 176,9 Kilometer ist es die längste Etappe der Tour de Suisse 2024. Aufgrund des hügeligen und bergigen Terrains mit 2.400 Höhenmeter eine Sache für die Ausreißer – nicht aber an Tag zwei einer Rundfahrt. Alle GC-Team werden versuchen, die Fluchtgruppe rechtzeitig einzuholen. Ob davon die Sprinter profitieren, wird man sehen müssen. Denn sie müssen mit den Besten über drei kategorisierte Anstiege klettern – der letzte ist nur 10 Kilometer vom Ziel entfernt.
3. Etappe | 11. Juni | Steinmaur – Rüschlikon | 161,7 km
Die „einfachste“ Etappe dieser World Tour-Rundfahrt führt über 161,9 Kilometer und die Profis müssen auf dem Weg von Steinmaur nach Rüschlikon „lediglich“ 2.000 Höhenmeter erklimmen. Die härtesten davon allerdings auf den finalen 35 Kilometern – allein drei Kategorie-3-Anstiege. Mit dabei der Albispass plus ein „Kicker“ drei Kilometer vor Schluss sowie eine ansteigende Zielgerade. Das alles wird den Sprintern Anlass zum Grübeln geben. Gut möglich also, dass ein Puncheur am Ende das Vorderrad vorne hat.
4. Etappe | 12. Juni | Rüschlikon – Gotthard-Pass | 170,4 km
Die erste von insgesamt fünf Bergankünften erwartet das Peloton an Tag vier der Tour de Suisse. Und die Zuschauer dürfen sich auf eine Großkampftag im Gesamtklassement freuen, denn das Finale könnte sich in ein klassisches Ausscheidungsfahren verwandeln. Nach einem langen Anlauf vom Startort Rüschlikon endet die Etappe oben am Gotthard-Pass auf 2.091 Meter nach 170,4 Kilometern.
Um dort oben anzukommen, müssen die Fahrer zuerst durch die Schöllenenschlucht und dann weiter hinauf nach Andermatt über einen Kategorie-2-Anstieg mit durchschnittlich 7,6 Prozent Steigung. Nach zwei Bonussprints im Bergdorf Andermatt steigt die Straße mit durchschnittlich 6,7 Prozent für mehr als 8 Kilometer an. Nachdem der Bergpreis der ersten Kategorie am Gotthard-Pass abgenommen ist, verläuft die Strecke noch einen guten Kilometer bis ins Ziel.
5. Etappe | 13. Juni | Ambri – Cari | 148,6 km
Die fünfte Etappe führt komplett durchs Tessin und hält zu Beginn sowie am Ende die Höchstschwierigkeiten bereit. Nur rund 3 Kilometer nach dem Start klettern die Fahrer hoch nach Ronco. Nach einer kurzen Abfahrt hinunter nach Ambri und einem Flachstück beginnt der erste von insgesamt zwei Anstiegen nach Cari, dem späteren Zielort. Aus Richtung Norden verläuft der Anstieg über eine Länge von 7,6 Kilometern mit durchschnittlich 10 Prozent. Hinunter führt die Strecke nach Faido und durchs Leventina-Tal über Biasca nach Arbedo-Castione.
Dort dreht der Kurs um 180 Grad und verläuft erst parallel zum Hinweg am Hang entlang, später dann auf der bekannten Rennstrecke in Richtung Faido. Ab dort klettern die Fahrer dann auf der schwereren Südseite, die sie vorher hinuntergefahren sind, hoch zur Bergankunft nach Cari. 10,5 Kilometer ist der Kategorie-1-Anstieg lang und ist durchschnittlich 8 Prozent steil.
6. Etappe | 14.Juni | Ulrichen – Blatten Belalp | 42,5 km
Die Königsetappe dieser Rundfahrt sollte ursprünglich auf den Nufenenpass im Wallis – ein Berg der Hors Categorie – führen und somit auch der höchste Punkt dieser Tour de Suisse sein. Am 6. Juni gaben die Organisatoren bekannt, dass der Pass aufgrund großer Schneemenge nicht befahrbar sein werde.
Nachdem es zuerst unterschiedliche Variante gab, hat die Tour de Suisse-Direktion entschieden, die Etappe zu verkürzen und in Ullrichen zu starten.
Von Ulrichen führt der Streckenverlauf tendenziell abwärts über Fiesch nach Brig. Dort unten beginnt der 7 Kilometer lange und durchschnittlich 9 Kilometer steile Schlussanstieg (1. Kategorie) nach Blatten am Ende der 42,5 km langen Etappe.
7. Etappe | 15. Juni | Villars-sur-Ollon – Villars-sur-Ollon | 118,1 km
Die mit 118,7 Kilometern kürzeste Straßenetappe dieser Tour de Suisse hat es in sich. Sie spielt sich fast ausnahmslos an den Hängen des Col de la Croix sowie des Start- und Zielorts Villars-sur-Ollon ab. Flache Abschnitte gibt es nur zwei sehr kurze auf diesem Rundkurs, den es zwei Mal zu absolvieren gilt. Nach dem Start in Halbhöhenlage auf rund 1.300 Metern in Villars-sur-Ollon führt der Parcous direkt für gut acht Kilometer hoch auf den Col de la Croix (2. Kategorie). Von dort oben führt die Abfahrt über Les Diablerets hinunter nach Aigle, dem Sitz des UCI-Headquarters.
Aus dem Tal heraus beginnt der 18,5 Kilometer lange und im Durchschnitt knapp 7 Prozent steile Anstieg über Villars-sur-Ollon hoch zum bereits bekannten Col de la Croix. Danach folgt wieder die Abfahrt, ehe dann die letzte Kletterpartie hoch zur Bergankunft nach Villars-sur-Ollon ansteht. Am Ende habe die Profis gut 3.000 Höhenmeter gesammelt auf diesem Abschnitt. Wer im Gesamtklassement nicht nur Sekunde zurückliegt, sondern Minute aufgebrummt bekommen hat, könnte diese Tag nutzen, um noch mal richtig Zeit gut zu machen.
8. Etappe |16. Juni | Aigle – Villars-sur-Ollon | 15,7 km (EZF)
Gerät der Gesamtführende beim abschließenden Bergzeitfahren noch einmal in Gefahr? Muss er nach dem 15,7 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr sein Goldenes Trikot abgeben? Und wie wird die Taktik für dieses Zeitfahren sein, da die ersten fünf Kilometer flach verlaufen und erst dann die Steigung beginnt und fast 900 Höhenmeter auf zehn Kilometer erklommen werden müssen? Lohnt sogar ein Radwechsel? Alles Fragen, auf die dieser Tag Antworten bereithält.
Karten & Profile: Tour de Suisse
Foto: Photonews.be