Vorschau: Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo 2024
Mailand-Sanremo ist das erste Monument der Radsportsaison und findet 2024 am 16. März statt. Mit 288 Kilometern ist „La Classicissima“ beziehungsweise „La Primavera“ das längste Eintagesrennen im professionellen Rennkalender. Auch wenn es topographisch gegenüber seinen vier Monument-Geschwistern geradezu einfach erscheint, so ist es doch das Rennen, das am schwierigsten zu gewinnen ist. Denn auf dem Weg von der Lombardei bis zur Blumen-Riviera kann viel passieren. 2024 am Start ist auch Mathieu van der Poel (Team Alpecin-Deceuninck), der das Rennen 2023 nach einer Attacke am Poggio als Solist gewann.
Neuer Startort bei Mailand-Sanremo
2024 hat der italienische Frühjahrsklassiker einen neuen Startort. Nachdem seit einigen Jahren nicht mehr direkt in Mailand am Dom gestartet wird, haben die Veranstalter sich in diesem Jahr für Pavia entschieden. Die lombardische Stadt liegt rund 35 Kilometer südlich von Mailand. Die Änderung des Startorts ist allerdings auch die eklatanteste Änderung. Geblieben ist die Überfahrt über den Turchino-Pass sowie die Anfahrt auf Sanremo entlang der ligurischen Küste über die Tre Capi – Mele, Cervo und Berta – sowie Cipressa und Poggio di Sanremo.
45 Kilometer nach dem Start in Pavia führt die Strecke in Casteggio zurück auf vertraute Straßen. Weiter geht es für die Profis durch die Po-Ebene und Ovada. Der Passo del Turchino wird bei Rennkilometer 138,3 erklommen. Danach nimmt das Peloton Kurs auf die Küste.
Jetzt beginnen schon die Positionskämpfe für die anstehenden Hügel beziehungsweise Wellen. Das Finale ist rund 60 Kilometer vor der Ziellinie eröffnet. In kurzer Abfolge werden hinter den Küstenörtchen Laigueglia jetzt Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta in Angriff genommen.
Cipressa & Poggio – die entscheidenden Anstiege bei Maliand-Sanremo
In rasender Geschwindigkeit düst das Peloton am Meer entlang in Richtung Cipressa. Der Anstieg beginnt knapp 30 Kilometer vor dem Ziel und ist 5,6 Kilometer lang. Im Durchschnitt zwar nur 4,1 Prozent steil kann dieser Berg aber trotzdem in scharfem Tempo gefahren für Sprinter zu einem schwer zu überwindenden Hindernis werden. Zumal das Tempo hier oft extrem anzieht, um entweder die noch verbliebenen „frühen“ Ausreißer zurückzuholen oder neue Attacken zu vereiteln. Auch wenn viele Experten sagen, dass es für eine Flucht von der Cipressa bis in Ziel zu weit ist, versuchen doch einige Profis hier noch wegzufahren.
Von Gipfel der Cipressa auf 239 Meter führt die Abfahrt hinunter an die Küste. Dort sammeln sich die Teams für den letzten großen Effort. Der findet am Poggio di Sanremo statt. Rund acht Kilometer sind es vom Fuß des Poggios noch bis ins Ziel auf der Via Roma. Dazwischen liegt als Erstes der 3,7 Kilometer lange Anstieg, der mit 3,7 Prozent durchschnittlicher Steigung keineswegs steil, ist. Allerdings wird er in einem derart hohen Tempo gefahren, dass Lücken aufgehen. Ideales Sprungbrett für Attacken ist eine achtprozentige Rampe ein paar hundert Meter unterhalb des Gipfels.
Vom Poggio führt dann eine drei Kilometer lange Abfahrt hinunter nach San Remo. Auf den letzten zwei Kilometern führt die Strecke flach durch die Stadt.
Finale: Die letzten Kilometer zur Ziellinie in Sanremo
Die Favoriten für Mailand-Sanremo 2024
Vorjahressieger Mathieu van der Poel bestreitet sein erstes Rennen in dieser Saison. Dass dies kein Nachteil sein muss, bewies Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene, der auch bei diesem Klassiker zu den Top-Favoriten zählt, gewann mit einem „Kaltstart“ Strade Bianche.
„Ich freue mich auf Mailand-San Remo. Das Ziel liegt nicht allzu weit von meinem Wohnort Monaco entfernt, so dass ich den letzten Teil des Rennens und die letzten Anstiege gut kenne. Wie wir bereits gesehen haben, ist dieses Rennen eines der schwierigsten zu gewinnen und kann mit vielen Ergebnissen enden. Wir werden uns auf jeden Fall einen Plan zurechtlegen und uns in die bestmögliche Position bringen. Es ist ein Rennen, das wir sehr gerne gewinnen würden“, sagt Pogacar in einer Pressemitteilung seines Teams.
Vorjahressieger Mathieu van der Poel vom Team Alpecin-Deceuninck sagte: „Ich habe in Spanien sehr hart trainiert. Aber ich brauche ein paar Rennen, um wirklich mein Topniveau zu erreichen .“ Er erwartet, dass Pogacars Team das Rennen besonders an der Cipressa und dem Poggio schwer machen wird.
Wer gewinnen will, muss die beiden „Großen“ erst einmal schlagen. Soviel ist klar. Zeigt Pippo Ganna (Ineos Grenadiers) eine ähnliche Performance wie im vergangen Jahr, als er Zweiter wurde, könnte er ebenfalls vorne mit reinhalten. Ähnlich wie sein Teamkollege Tom Pidcock, der gut positioniert und verhältnismäßig frisch am Poggio einem Antritt von van der Poel und Pogacar folgen könnte.
Von den bisherigen Ergebnissen könnte allerdings noch am ehesten Mads Pedersen (Lidl-Trek) in Frage kommen, mit den beiden Top-Favoriten mitzufahren. Der Däne der gegenüber 2023 noch einen Leistungssprung gemacht hat. Sein Team hat zudem mit Jasper Stuyven, dem Sieger von 2021 und Sprinter Jonathan Milan und dem Strade Bianche-Zweiten Toms Skujiņš weitere Optionen.
Apropos Sprinter. Schaffen es deren Team das Feld zusammenzuhalten, könnte es erstmals nach vielen Jahren auf der Via Roma zu einen Sprint einer größeren Gruppe kommen. Neben Milan muss man dann auch endschnelle Fahrer wie Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) und Olav Kooij (Visma | Lease a Bike) mit auf der Rechnung haben.
Nicht am Start sind übrigens Altmeister Mark Cavendish (Astana Qazaqstan Team), Sieger von 2009, sowie Arnaud de Lie (Lotto-DSTNY).