Vorschau auf Mailand-Sanremo 2022: Das erste Monument 2022

18.03.2022

„La Classicissima“ – das längste Profi-Eintagesrennen im modernen Radsport führt am 19. März 2022 über 293 Kilometer von Mailand nach Sanremo. Kommt es nach vielen verletzungsbedingten Absagen gerade von den endschnellen Männern zu einem Massensprint oder entscheidet eine clever gesetzte Attacke das Rennen?

Mailand-Sanremo ist nicht nur das erste von fünf Monumenten, sondern auch das längste Rennen des Jahres. Unter den Profis gilt: Es ist von den Frühjahrsklassikern das einfachste Rennen, um es zu beenden; dafür aber das Schwierigste, um es zu gewinnen. Zu viele taktische Konstellationen sind schlichtweg möglich.

Vor einem Jahr stand eigentlich vorher schon fest, dass einer dieser drei großen Eintagesfahrer Wout van Aert, Julian Alaphilippe sowie Mathieu van der Poel als Erster über die Ziellinie in Sanremo fahren würde. Es kam jedoch alles anders. Eine große Gruppe fuhr über den Poggio und am Ende überraschte Jasper Stuyven die Konkurrenz mit einer späten und clever gesetzten Attacke.

Auch dieses Jahr gibt es wieder diese Top-Favoriten. Allerdings nur zwei: Der Sieger von 2020, Wout van Aert, steht bei den Buchmachern am besten im Kurs. Die Experten halten den zweifachen Tour-Sieger Tadej Pogačar aber für den Mann, den es zu schlagen gilt. Kein Wunder, wer seine Auftritte zuletzt bei Strade Bianche und Tirreno-Adriatico sah.

Der junge Slowene, der nur unweit des Ziels, nämlich in Monaco, lebt, kennt das Finale mit den fünf Capi – Hügeln – nur zu gut. Und könnte mit dem Sieg bei „La Primavera“ die italienische Trilogie erfolgreich beenden.

Vielleicht eröffnet diese Dominanz aber auch die Möglichkeit, dass es vor dem Poggio also auch an der Cipressa oder einer der Capis im Vorfeld zu einem ernstgemeinten Angriff kommt. Oder die „frühe“ Fluchtgruppe so gut besetzt ist, dass sie rennentscheidenden Einfluss nehmen kann.

Taktische Optionen gibt es viele, nur welches Team beziehungsweise welcher Fahrer ist in der Lage, zu antizipieren und die gewählte Taktik perfekt umzusetzen?

Profil: Mailand-Sanremo 2022

Nach zweijähriger Abstinenz kehrt der Turchino-Pass 2022 wieder zurück in die Streckenführung. Allerdings wird er traditionell keine Auswirkungen haben. Von dort nimmt das Peloton Kurs auf die Küste.

Dort angekommen wird es dann schnell und hektisch. Positionsfahren wird verlangt, wenn es erst über die ersten drei Capi – Capo Mele, Capo Cervo sowie Capo Berta – geht. Das Finale wird an der Cipressa eingeläutet, ehe es zum Ausscheidungsfahren am Poggio kommen könnte. Ist mehr als einer alleine vorne kommt es zum Sprint auf der im Radsport so berühmten Zielgerade Via Roma – auf der schon sieben Mal ein Deutscher jubeln durfte.

Finale: Cipressa, Poggio und Via Roma bei Mailand-Sanremo 2022

Meist beginnen die ersten ernstzunehmenden Attacken am Anstieg zur Cipressa. Der 5,5 Kilometer lange Anstieg hat ungefähr auf halber Höhe die größte Steigung mit 9 Prozent.
Von dort führt der Parcours wieder zurück an die Küste und es folgt ein rund zehn Kilometer langes Flachstück, ehe der Fuß des Poggio erreicht wird. Der 3,7 km lange Anstieg hat eine durchschnittliche Steigung von nur 3,7 Prozent. An der steilsten Stelle mit 8 Prozent knapp einen Kilometer unterhalb des Gipfels wurde in der Vergangenheit angegriffen. erscheint. Die 3,3 km lange Abfahrt bietet eine letzte Gelegenheit wegzuspringen vor der Fahrt nach San Remo und der Ziellinie auf der Via Roma.

Mathieu van der Poel gibt bei Mailand-Sanremo sein Comeback

Mathieu van der Poel wurde kurzfristig in das Aufgebot von Alpecin-Fenix für Mailand-Sanremo aufgenommen. Der Niederländer wird beim ersten Monument der Saison sein Comeback geben, fast drei Monate nach seinem letzten (Cyclocross-)Rennen. Aufgrund mehrerer kranken und verletzten Fahrer im Team würden nur noch sechs Profis für La Primavera zur Verfügung stehen. Da van der Poels Rückkehr bereits für Dienstag bei der Settimana Internazionale Coppi e Bartali geplant war, wurde am Donnerstag beschlossen, ihn in das Aufgebot für Mailand-Sanremo aufzunehmen.

Van der Poel hat in den vergangenen Wochen zufriedenstellend trainiert und seine Rückenprobleme scheinen allmählich zu verschwinden. Dennoch will die Teamleitung keinen Druck auf den vierfachen Cyclocross-Weltmeister ausüben; er wird ohne Erwartungen und Ambitionen antreten. Das 293 km lange Rennen wurde einer Trainingseinheit am Samstag vorgezogen, um einige zusätzliche Rennkilometer in den Beinen zu haben. Nach Mailand-Sanremo wird van der Poel für die Settimana Internazionale Coppi e Bartali in Italien bleiben.

In einem Video-Interview spricht van der Poel über die vergangenen Monate, sein Comeback auf dem Peloton und seine Rennpläne für die kommenden Wochen.

Team Alpecin-Fenix bei Mailand-Sanremo

Michael Gogl

Jasper Philipsen

Silvan Dillier

Stefano Oldani

Kristian Sbaragli

Robert Stannard

Mathieu van der Poel

TV-Tipp Mailand-Sanremo auf Eurosport

Live am TV verfolgen lässt sich das Rennen am 19. März über die komplette Renndauer.
ab 9:30 Uhr auf Eurosport 2
ab 14:30 Uhr auf Eurosport 1

Mehr Infos zum Rennen auf der offiziellen Webseite

Fotos: La Presse, Photonews.be

Illustrationen: RCS Sport