Vorschau: Frühjahrsklassiker Gent-Wevelgem 2024

23.03.2024

Die „flämische Woche“ ist in vollem Gage. Nur zwei Tage nach dem E3-Preis starten die Profis bei Gent-Wevelgem am 24. März 2024 über 253,1 Kilometer. Mit am Start (Stand: 23.03.2024) bei diesem Frühjahrsklassiker ist auch die Alpecin-Deceuninck-Doppelspitze mit Jasper Philipsen und Mathieu van der Poel. Dieses erfolgreiche Duo eröffnet dem belgischen Team ganz unterschiedliche taktische Optionen.

Wind, Plugstreets und Hellinge prägen Gent-Wevelgem

Geprägt ist das geschichtsträchtige Rennen , das 2024 zum 86. Mal ausgetragen wird, von folgenden Faktoren. Den Seitenwindsituationen, da das Peloton sich zu Teilen in Meeresnähe bewegt. Den „Plugstreets“ – also Naturstraßen, von denen es drei Sektoren gibt. Und natürlich die für Rennen in Flandern typischen Hellinge. Diese oft gepflasterten Anstiege sorgen letztendlich für die Selektion im Rennen. Der bekannteste und zugleich gefürchtete Helling bei Gent-Wevelgem ist der Kemmelberg. Der „Kemmel“, wie er umgangssprachlich bezeichnet wird, steht den Fahrern gleich drei Mal im Weg.

Die Strecke von Gent-Wevelgem in Flandern Fields 2024

Anders als es der Name vermuten lässt, beginnt das Rennen Gent-Wevelgem in Ypern. Von dort verläuft der Parcours zuerst kurz nach Osten über Moorslede nach Wevelgem. Dann dreht der Kurs nordwestlich in Richtung Nordsee über Diksmuide bis nach Veurne, das bei Rennkilometer 82,3 erreicht wird.

Gent-Wevelgem startet in Ypern

Danach geht es weiter in die Moeren, wo bei entsprechendem Wind das Feld zersplittern kann. Nach gut 150 Kilometern Renndistanz beginnen dann die ersten topographischen Schwierigkeiten. Im Heuvelland müssen die Fahrer den Scherpenberg, den Baneberg, und schließlich die Kombination aus Monteberg und Kemmelberg bewältigen. Kurz danach führt die Strecke über die drei Plugstreets Hill 63, Christmas Truce und The Catacombs, die direkt aufeinanderfolgen.

Für rund zehn Kilometer könnte sich das Renngeschehen beruhigen, ehe das Duo Monteberg und Kemmelberg erneut bezwungen werden muss. Spätestens hier, rund 50 Kilometer vor Ziel, wird eine Vorentscheidung fallen. Zu selektiv sind diese beiden Anstiege mit Rampen von bis zu 16 Prozent Steigung, die die Profis direkt hintereinander fahren müssen.

Der Kemmelberg kann die Entscheidung bringen

Auf den letzten 45 Kilometern des Rennens erreichen die Fahrer dann die letzten drei Helilnge: Scherpenberg, Baneberg und Kemmelberg sind alles drei bereits bekannte Anstiege. Wobei der Kemmelberg bei seiner dritten und finalen Überfahrt von der schwierigeren Ossuaire-Seite bezwungen werden muss. Diese Auffahrt ist mit einer Länge von 700 Metern zwar kürzer, dafür mit 10,4 Prozent durchschnittlicher Steigung steiler.

Dieser Helling ist „die“ letzte Challenge für die Sprinter. Wer da nach knapp 220 Kilometern Renndistanz bei der dritten Überfahrt vorne mit dabei ist, hat dann am Ende in Wevelgem beste Chancen auf den Sieg.

Haben die Profis den „Kemmel“ erklommen, sind es noch 34,3 flache Kilometer ins Ziel. Über Ypern erreichen die Fahrer dann Wevelgem, wo das Ziel wie auch in den Vorjahren in der Vanackerestraat liegt.

Die Hellinge bei Gent-Wevelgem

1. Scherpenberg (3,4 Prozent |  1200 Meter) – Rennkilometer 156,5
2. Baneberg ( 4,8 Prozent |  2000 Meter) – Rennkilometer 161,2
3. Monteberg (4,4 Prozent |  1500 Meter) – Rennkilometer 167,2
4. Kemmelberg / Belvedère (6,6 Prozent |  1500 Meter) – Rennkilometer 169,0
5. Monteberg (4,4 Prozent |  1500 Meter) – Rennkilometer 199,5
6. Kemmelberg / Belvedère (6,6 Prozent |  1500 Meter)– Rennkilometer 201,3
7. Scherpenberg (3,4 Prozent |  1200 Meter) – Rennkilometer 208,8
8. Baneberg (4,8 Prozent |  2000 Meter) – Rennkilometer 213,5
9. Kemmelberg / Ossuaire (10,4 Prozent |  700 Meter) – Rennkilometer 218,8

Sprinter versus Puncheure

Während dieser Frühjahrsklassiker jahrzehntelang eine Angelegenheit für die Sprinter war, ist es seit einigen Jahren die Bühne für Klassikerjäger und Puncheure. In den vergangenen vier Austragungen kam der Sieger immer aus einer kleineren Gruppe. 2023 waren am Ende sogar nur zwei Fahrer ganz vorne – Christophe Laporte und Wout van Aert aus dem Team Jumbo-Visma.

Doch wer macht das Rennen 2024? Weder Sieger noch Zweitplatzierter des vergangenen Jahres sind am Start. „Wir starten bei Gent-Wevelgem ohne Wout, weil es nicht in sein Programm passt. Wir glauben, dass ein paar weitere Ruhetage und Dwars door Vlaanderen eine bessere Vorbereitung auf die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix sind“, sagt Sportdirektor Grischa Niermann auf der Webseite des Teams Team Visma | Lease a Bike. Stattdessen setzt die niederländische Equipe auf Sprinter Olav Kooij, de bei seiner Mailand-San Remo-Premiere 14. wurde. „Olav hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und zeigt Großes. Vergangenes Jahr war er in Gent-Wevelgem bereits sehr gut. Wir glauben, dass er bei der kommenden Auflage gute Chancen hat, insbesondere wenn das Rennen zu einem Sprint mit einer großen Gruppe wird. Aber wir sind am Sonntag nicht der absolute Favorit“, so Niermann weiter.

Nach den Auftritten sowohl bei Mailand-Sanremo als auch bei E3 Saxo Classic dürfte die Favoritenrolle beim Team Alpecin-Deceuninck liegen. Sowohl mit Jasper Philipsen als auch mit Mathieu van der Poel hat die belgische Equipe zwei Trümpfe, die sie nach Rennsituation ausspielen können. Sehr stark als Team präsentierte sich sowohl bei Mailand-Sanremo als auch beim E3-Preis die Mannschaft Lidl-Trek um Mads Pedersen und Jasper Stuyven. Auf dem Weg zurück an die Spitze befindet sich auch Biniam Girmay (Intermarché–Wanty). Der Eritreer hatte eine starke Saison 2022, in der er auch bei Gent-Wevelgem triumphierte.

Grafiken: © Flanders Classic
Fotos: Photonews.be