Vorschau: Cyclocross-Weltmeisterschaften 2023

31.01.2023

Die Weltmeisterschaften im Cyclocross finden 2023 vom 3. bis 5.Februar in Hoogerheide (Niederlande) statt. Auf der bekannten WM- und Weltcup-Strecke des GP Adrie van der Poel wird es aller Voraussicht in den Eliteklassen zu spannenden Duellen kommen. Zusammen mit Philipp Walsleben, ehemaliger Cyclocross-Profi, hat Alpecin Cycling sich die Favoriten und den Kurs angesehen.

Duell der Erzrivalen Mathieu van der Poel versus Wout van Aert

Ein gutes Pflaster für die beiden Top-Stars der Cyclocoss-Szene ist das Geläuf in Hoogerheide. Denn hier werden sowohl für Wout van Aert als auch Mathieu van der Poel Erinnerungen wach. Fast auf den Tag genau vor neun Jahren kämpften die beiden heutigen Superstars dort um das Regenbogentrikot in der U23-Klasse. Mathieu war Favorit, aber gesundheitlich angeschlagen. Und so gewann am Ende Wout van Aert vor Michael Vanthourenhout und Mathieu van der Poel.

Übrigens: In der Zwischenzeit gewann Mathieu van der Poel auf diesem Kurs, für den sich sein Vater Adrie verantwortlich zeichnet, insgesamt fünf Rennen und wurde auch auf der Zielgeraden in Hoogerheide 2018 niederländischer Straßenmeister.

„Diese drei darf man auch am Sonntag auf dem Treppchen erwarten“, sagt Philipp Walsleben, ehemaliger Cyclocrosser und heute Coach bei Mathieus Team Alpecin-Deceuninck. Walsleben selbst wurde auf dem Kurs in Hoogerheide 2009 U23-Weltmeister.

Allerdings in anderer Reihenfolge. „Wenn es keinen schwerwiegenden Defekt gibt, werden Mathieu und Wout den Titel unter sich ausmachen“, sagt Walsleben. „Entscheidend wird dann die Tagesform sein“, so Walsleben weiter.

Eine große Kluft zwischen den beiden, wie sie noch um die Jahreswende von einigen Fans und Experten gesehen wurde, gibt es für Walsleben nicht: „Sie fahren und fuhren auf Augenhöhe – selbst wenn das Ergebnis beziehungsweise die Zeitabstände etwas anderes aussagten.“

Alle lieben dieses Duell, von dem man nie weiß, wie es ausgeht, zwischen dem risikoreicheren aggressiveren Fahrtstil von Mathieu und der kontrollierten Fahrweise von Wout. Da Tom Pidcock, Cyclocross-Weltmeiser von 2022, seine Teilnahme an den Titelkämpfen abgesagt hat, wird hier kein Dritter reingrätschen können und so könnte der Kampf um Bronze ein eigenes Rennen werden. „Den amtierenden Europameister Michael Vanthourenhout sowie Eli Iserbyt sehe ich hier um einen Medaillenrang kämpfen“, sagt Philipp Walsleben.

Cyclocross-WM 2023: Der Kurs in Hoogerheide

Der Kurs spricht weder für noch gegen Wout van Aert oder Mathieu van der Poel. „Es ist eine schnelle Strecke – überwiegend auf Gras ohne Sandpassagen mit einer Länge von gut drei Kilometern, aber doch einigen Höhenmetern. Viele davon summieren sich am ‚Brabantse Wal‘, einer Hügelkette, die es zu absolvieren gilt,“ sagt Walsleben. Markantes und weit sichtbares Merkmal des GP Adrie van der Poel, wie der Kurs heißt, ist eine sehr hohe und steile Treppe, die den Beinamen „Stairway to Heaven“ trägt.

Für Spannung ist also am Sonntag, den 5. Februar ab 15 Uhr gesorgt. Am Ende wissen wir, ob Wout ausgeglichen hat und dann ebenfalls mit vier Weltmeister-Titeln bei der Elite mit Mathieu gleichgezogen hat oder ob, der Niederländer aus dem Team Alpecin-Deceuninck seinen Vorsprung auf 5:3 WM-Siege im Cyclocross ausgebaut hat und nach seinem Sieg 2021 das Regenbogen-Trikot erneut e saison lang tragen darf .

Cyclocross-WM Frauen: Erwarteter Zweikampf zwischen Fem van Empel und Puck Pieterse

Einen Tag vor den Männern, am Samstag, den 4. Februar 2023 ab 15 Ur, kämpfen die Frauen um das begehrte Regenbogentrikot. Auch hier wird es zu einem klassischen Duell kommen, da ist sich Philipp Walsleben sicher. „Fem van Empel oder Puck Pieterse machen das Rennen. Beide sind das Maß der Dinge in dieser Saison.“ In diese Phalanx hineinfahren können, hätte ihre Landsfrau Shirin van Anrooij. Die 20 Jahre alte Niederländerin will aber auf Nummer sicher gehen und tritt in der U23-Klasse an, in der die Gleichaltrigen Pieterse und van Empel ebenfalls hätten starten können.

Bei Kampf um Bronze könnte Pieterse Mannschaftskollegin und Ex-Weltmeisterin, Ceylin del Carmen Alvarado aus dem Team Alpecin-Deceuninck, gute Chancen haben. Sie zeigte in der Saison schon starke Leistungen und wurde bei den Europameisterschaften Zweite. Allerdings können auf dem schnellen Kurs auch Fahrerinnen wie Lucinda Brand und Silvia Persico ihren Vorteil daraus ziehen. WM-Rekordhalterin Marianne Vos verzichtet auf einen Start.

Die Stunden der Wahrheit am Samstag wie Sonntag werden auf jeden Fall sehr spannend werden.

Mehr Infos zu den Rennen auf der offiziellen Homepage des Veranstalters.

Impressionen vom Weltcup 2020 in Hoogerheide

Fotos: Photonews.be, Kathrin Schafbauer