Vorschau Ardennen-Klassiker: Fleche Wallonne 2024
In der Ardennen-Woche liegt der Fleche Wallonne am 17. April 2024 eingebettet zwischen dem Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Und mit der berühmten Mauer von Huy hat dieses Rennen wohl die spektakulärste Zielankunft aller Frühjahrsklassiker.
Minimalismus vom Feinsten zeigt der Rennorganisator A. S. O. bei der 88. Austragung des Wallonischen Pfeils, wie das Rennen auf Deutsch heißt. Denn an nur drei verschiedenen kategorisierten Anstiegen spielt sich das Rennen ab: die Côte d’Yvoir, die Côte d’Ereffe und natürlich die Mauer von Huy. Aber in Summe muss das Peloton auf dem 199,1 Kilometer langen Weg zwischen dem Startort Charleroi und Zielort Huy zusammengerechnet insgesamt 11-mal über die drei Côtes.
Die Côte de Trasenster, die Côte des Forges, sowie die Côte de Cherave sind n diesem Jahr nicht mehr im Roadbook verzeichnet. Dafür müssen die Fahrer vier Mal die Mur de Huy hochklettern – diese einzigartige Rampe im Profiradsport, die in einem Teilstück von gut 400 Metern Steigungen zwischen 15 und 20 Prozent aufweist.
Die Strecke des Fleche Wallonne 2024
Nach dem Start in Charleroi erreichen die Fahrer nach gut 85 Kilometern den finalen Rundkurs. Bis dahin stand ihnen lediglich die Côte d’Yvoir mit einer Länge von 2,1 Kilometern mit 5,5 Prozent durchschnittlicher Steigung bei Rennkilometer 42,7 im Weg. Wenige Kilometer nach Havelange biegen die Fahrer auf den Rundkurs ein, den sie insgesamt vier Mal absolvieren müssen.
Den Auftakt macht hier die Côte d’Ereffe (2,1 Kilometer mit fünf Prozent Steigung), den Abschluss bildet die Mauer von Huy, deren bloße Zahlen von 1,3 Kilometern Länge und 9,6 Prozent durchschnittlicher Steigung kaum etwas darüber aussagen, was für Schmerzen sie den Fahrern besonders bei der letzten Auffahrt zufügen wird.
Denn neben Positionierung, Timing für den Angriff und die nötige Explosivität für einen Bergsprint, erfordert die Muur aber noch mehr. Und zwar die Fähigkeit, Schmerzen auszuhalten. Wie es die Rennfahrer sagen: Man muss ‚tief gehen‘. Lungen und Beine brennen, der Speichel schmeckt nach Blut. Doch man muss es ertragen und wollen. Die Härte und Unnachgiebigkeit dieses Bergsprints zeigen sich darin, dass Fahrer ohne Hilfe einfach vom Rad kippen würden. Das Rennen ist unglaublich ehrlich, weil die Teilnehmer bis zur völligen Selbstaufgabe kämpfen – sowohl physisch als auch psychisch. Aber ich finde es bewundernswert, wie sehr sie sich dafür einsetzen und wie hart sie arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen.
Favoriten-Check für den Fleche Wallonne 2024
„Mach’s noch einmal Marc“. So könnte die Devise bei UAE Team Emirates heißen, denn Marc Hirschi gewann in Huy schon einmal – 2020. Und nach seinem zweiten Platz beim Amstel Gold Race zeigt er, wie stark er zurzeit in Form ist. Das gilt natürlich auch für dem Sieger des Rennens Tom Pidcock. Aber kann der Ineos Grenadiers‘-Fahrer einen solch langen explosiven Bergsprint fahren? Dylan Theuns (Israel – Premier Tech) hat es 2022 hier bewiesen und zeigte beim Pfeil von Brabant, dass er wieder explosiv ist. Genauso wie Benoit Cosnefroy (Decathlon AG2R La Mondiale Team), der beim Amstel allerdings nicht die allerbesten Beine hatte.
Nachdem mit Tadej Pogacar der Sieger des Vorjahres fehlt, könnte der Zweitplatzierte von damals seine Chance nutzen. Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) ist leicht und für einen Bergfahrer spritzig. Vielleicht kann er den reinem Klassikerfahrern Paroli bieten.
Ein mehrfacher Fleche-Sieger und von vielen als Nachfolger von Alejandro Valverde legitimiert, sucht noch seine Form – Julian Alaphilippe (Soudal-Quick Step). Er ist voraussichtlich nicht am Start.
Fotos: A.S.O/Maxime Delobel (2), A.S.O/Billy Ceusters
Grafik: A.S.O