Vorschau 14. Etappe Tour de France 2023
14. Etappe | 15. Juli | Annemasse – Morzine Les Portes du Soleil | 151,8 km
Bergauf und bergab – in einer „Tour“. So lässt sich die erste Alpen-Etappe dieser 110. Frankreich-Rundfahrt in Kürze beschreiben. Doch das Bergauf hat es in sich: drei Kategorie-1-Anstiege gefolgt vom gefürchteten Hors Categorie-Berg Col du Joux Plane. Und damit das Bergab nicht zu kurz kommt, führt von ihm eine technisch anspruchsvolle Abfahrt ins Ziel nach Morzine, das nach 151.8 Kilometern mit rund 4800 Höhenmeter erreicht wird.
Die erste Alpen-Etappe der Tour de France 2023
In der Nähe des Genfers Sees in Annemasse startet die erste Alpen-Etappe dieser Tour. Und wie es sich für eine Bergetappe dieser Tour gehört, steigt die Straße nach dem Start direkt an. Nach 18,7 Kilometern haben die Fahrer mit dem Col de Saxel (3. Kategorie) den ersten und auch leichtesten Anstieg des Tages erklommen.
Nach kurzer Abfahrt führt die Etappe auf den Col de Cou (1. Kategorie), wo das Peloton 7 Kilometer bei 7,4 Prozent hochklettern muss. Das Bild wiederholt sich am Col du Feu (1. Kategorie), der mit 5,8 Kilometer Länge etwas kürzer, dafür mit 7.8 Prozent im Durchschnitt etwas steiler ist.
Wer jetzt glaubt bis zum nächsten kategorisierten Anstieg herrscht Ruhe, hat sich getäuscht. Denn auf dieser Etappe wird selbst die Sprintwertung auf einem „Col“ abgenommen“ – dem Col de Jambaz, der allerdings unkategorisiert ist.
Von seinem Gipfel auf 1029 Metern verläuft die Route tendenziell bergab bis der Fuß des Col de Ramaz (1. Kategorie) erreicht wird. Der längste, aber nicht schwerste Anstieg des Tages führt über 13.9 Kilometern mit 7.1 Prozent Steigung im Durchschnitt auf 1619 Meter Höhe.
Nach der rund 16 Kilometer langen Abfahrt vom Col de la Ramaz folgt das einzig flachere Stück dieser Etappe. Die Fahrer haben bis hierher allerdings schon rund 118 Kilometer zurückgelegt. Für knappe zehn Kilometer verläuft die Stecke eben, ehe hinter Samoëns der Aufstieg zum Col de Joux Plane beginnt, an dessen Gipfel es für die ersten drei Fahrer Bonussekunden gibt.
11,6 Kilometer mit durchschnittlich 8.5 Prozent. Das sind aber nur die nackten Zahlen. Die Schwierigkeiten dieses Anstieges liegen an den ständig wechselnden Steigungsprozenten, die keinen echten Rhythmus zulassen. Da die Straße in Wiesen und Wald eingebettet ist, bekommen die Fahrer auch selbst wenig Gefühl für die Steigung und die Distanz bis zur Passhöhe. Fahren sie dann noch in der prallen Sonne wie im unteren Teil und auf Asphalt, der nicht so gut rollt, dann wird das Klettern an diesem Anstieg zu einer noch größeren Strapaze. Wem hier die Energie ausgeht oder wer hier überhitzt, kann schnell Minute verlieren – wie damals bei der Tour de France 2000 Lance Armstrong auf Jan Ullrich. Ullrich schien schon geschlagen, da blieb Armstrong förmlich stehen.
Die knapp zehn Kilometer lange Abfahrt vom Col du Joux Plane über den Col du Ranfolly hinunter ins Ziel nach Morizne hat es ebenfalls nochmal in sich und verlangt einen technisch versierten und streckenkundigen Profi, um sich nicht zu versteuern und den Speed aufrechtzuerhalten. Ist nach einer scharfen Kurve der Ortseingang von Morzine erreicht, führen die letzten 500 Meter sogar noch mal ganz leicht bergauf.
Höhenprofil des Col de la Ramaz
Col du Joux Plane: Die finalen Kilometer der 14. Etappe der Tour de France 2023
Favoriten auf den Etappensieg & Kampf ums Gelbe Trikot
Es wird zu Beginn der 14. Etappe wieder zu einem großen Kampf, um die Gruppe des Tages geben. Denn die Etappe ist geradezu prädestiniert für Ausreißer. 2016 bei der letzten Überfahrt des Col du Joux Plane mit dem Ziel in Morzine gewann Ion Izagirre, der Etappensieger der 12. Etappe 2023, den Tagesabschnitt ebenfalls aus einer Ausreißergruppe heraus – allerdings im strömenden Regen. Der „Gelbe“ – Chris Froome – kam erst mit über vier Minute Rückstand an. Damals war es allerdings die letzte Etappe vor dem Finale in Paris.
Die fünf Anstiege, vier davon kategorisiert, vor dem Joux Plane bieten gerade einer Gruppe mit bergfesten und kletterstarken Fahrern das ideale Terrain, um sich abzusetzen und den Vorsprung auszubauen. Die zwei “großen“ Klassement-Teams Jumbo-Visma und UAE Team Emirates werden hier wohl kaum um jeden Preis nachfahren und Energie verschleudern.
Es gibt eigentlich nur wenige Optionen, damit GC-Fahrer wie Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar in die Entscheidung, um den Etappensieg miteingreifen. Erstens, wenn die Fluchtgruppe sich erst spät findet und ihr Vorsprung vor dem Col du Joux Plane zu gering ist.
Zweitens könnte ein Team wie Ineos Grenadier bei ebenfalls keinem allzu großen Rückstand zu dem Ausreißer in die Nachführarbeit einsteigen, um Tom Pidcock so gut zu positionieren, damit er die finale Abfahrt vom Col du Joux Plane hinunter ins Ziel nutzt, um sich abzusetzen. Denn das erklärte Ziel des Briten ist ein Etappensieg – und noch liegt er im Gesamtklassement zu gut, als dass er einfach in eine Fluchtgruppe springen dürfte.
Drittens: In die Fluchtgruppe haben sich Profis gemogelt, die einen anderen Fahrer aus den Top Ten im Gesamtklassement verdrängen würden. Dann würde auch nachgefahren werden und der Vorsprung könnte vor dem finalen Anstieg zu gering sen.
Falls die Ausreißer durchkommen, bedeutet aber nicht, dass nicht ums Klassement gekämpft wird. Es wird dann einfach nur zwei Rennen im Rennen geben.
Karte: 14. Etappe der Tour de France 2023
Highlights der Etappe
Etappenbeginn: 13:10
Etappenende: ab ca. 17:15
Start
Annemasse | km 0
Sprintwertung
Col de Jambaz | km 65,5
Bergwertungen
Col de Saxel – 3. Kategorie| km 18,7
4.2mkm mit 4.6%
Col de Cou – 1. Kategorie | km 35,3
7 km mit 7.4%
Col du Feu – 1. Kategorie | km 52,7
5.8 km mit 7.8%
Col de la Ramaz – 1. Kategorie | km 101,6
13.9 km mit 7.1 %
Col de Joux Plane – Hors Categorie | km 139,8
11.6 km mit 8.5 %
Bonussekunden
Col de Joux Plane | km 139,8
Ziel
Morzine Les Portes du Soleil | 151,8 km
Fernseh-Guide: Tour de France im Free-TV
Das Erste: 14:30 – 17:30
Eurosport: 13:00 – 17:30
Web-TV
Die Etappe in voller Länge lässt sich im Internet auf sportschau.de sowie daserste.de und im GCN Player (kostenpflichtig) verfolgen.
Grafik © A.S.O.
Karte: © GEOATLAS