Vorschau 11. Etappe Tour de France 2023
11. Etappe | 12. Juli | Clermont-Ferrand – Moulins | 179,8 km
Die Tour verlässt das Zentralmassiv. Nach einem hügeligen Beginn verlaufen die letzten zwei Drittel der knapp 180 Kilometer langen flach zum Zielort Moulins, der seine Premiere bei der Frankreich-Rundfahrt feiert. „Auf dem Papier“ eine klare Angelegenheit für Sprinter!
Die Tour verlässt das Zentralmassiv
Vom Startort Clermont-Ferrand verlaufen die erste 30 Kilometer flach. Die perfekten Voraussetzungen für einen schnellen Start, bis die Gruppe steht. Gelingt das im Flachen nicht, so bietet der Anstieg hoch zur Côte de Chaptuzat-Haut ein geradezu ideales Sprungbrett.
Denn nach dem 2,7 Kilometer langen Kategorie 4-Anstieg haben die Profis das „Top“ noch nicht erreicht. Die eigentliche Spitze kommt erst nach ein paar weiteren Kilometern in Schrägfahrt. Oben angekommen verläuft die Stecke hinunter nach Ébruil; und hier beginnt das „gleiche Spiel“.
Im Roadbook ist der Anstieg Côte du Mercurol, mit einer Länge von 2,9 Kilometern mit 4.6 Prozent durchschnittlicher Steigung, als Kategorie 4 verzeichnet. In Wirklichkeit ist dann aber gerade mal ein Viertel des tatsächlichen Anstiegs geschafft. Erst rund 10 Kilometer später sind die Fahrer oben auf der unkategorisierten Côte de la Bosse. Von dort sind es noch rund 120 Kilometer bis zum Ziel. Aber das Schwierigste der Etappe ist geschafft.
Die Côte de la Croix Blanche ist bei Rennkilometer 118,5 der letzte kategorisierte Anstieg. Müßig zu erwähnen, dass auch diese Bergwertung nicht das Ende des Anstiegs darstellt, sondern die Fahrer weiter nach oben klettern müssen. Leicht wellig verlaufen die restlichen 60 Kilometer in den Zielort Moulins.
Favoriten auf den Etappensieg
Das Etappenprofil lässt doch klare Schlüsse zu – oder? Die erste Rennhälfte gehört den Ausreißer, danach steigen die Teams der endschnellen explosiven Power-Pakete in die Nachführarbeit ein. Und am Ende kommt es in Moulins zum Massensprint.
Das ist ein Szenario. Würden wir uns in Woche eins der Tour befinden, dann gäbe es wohl kein anderes. Doch das Peloton wird müde sein. Nicht nur die Beine auch der Kopf. Erst recht nach der Hitzeschlacht und dem recht schnellen Rennen auf Etappe 10.
Wer übernimmt die Verantwortung, nachdem die Ausreißergruppe gebildet hat? Die Sprinter-Teams? Kann sein, muss aber nicht, denn vielleicht haben sie zur Absicherung einen Fahrer mitgeschickt.
Hinzu kommt die Dominanz von Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) in den klassischen flachen Finals. Der dreifache Etappensieger hat ein zweites großes Ziel bei dieser Tour formuliert, den sich beim Bergaufsprint in Limoges sogar Mathieu van der Poel unterordnete: den Gewinn des Grünen Trikots. Momentan führt er mit mehr als 100 Punkten Vorsprung in der Punktwertung. Welches andere Team will ihn zum Finale chauffieren.
Und sein eigenes Team wird sicher nicht über weite Teile der Etappe im Wind alleine von vorne fahren. Muss es auch nicht. Denn sie können sich auch auf den Standpunkt stellen, wir verteidigen beziehungsweise sichern „Grün“ ab, statt um jeden Preis das Loch zu den Ausreißern zuzufahren. Schon gar nicht, wenn die Augen der Konkurrenz auf sie gerichtet sind.
Schon bei den Etappen nach Bordeaux und nach Limoges übernahm nicht Alpecin-Deceuninck die alleinige Kontrolle und fuhr hinterher. Das Team ist mehr als im Soll nach drei Etappensiegen und mit der Chance auf Grün in Paris sowie besseren Chancen auf einen Etappensieg in der französischen Hauptstadt, kann man die der 11. Etappe ruhig angehen.
Sprinter versus Ausreißer auf der 11. Etappe
Viele Sprinter-Teams werden mit mehreren Optionen arbeiten – und versuchen, einen Fahrer in die Fluchtgruppe zu bekommen. Caleb Ewan (Lotto DSTNY) hat einen seiner Anfahrer verloren, Fabio Jakobsen (Soudal-Quick Step) ist durch seinen Sturz immer noch gehandicapt und Astana hat nach dem Ausscheiden von Mark Cavendish gar keinen Sprinter mehr an Bord.
Wenn also viele Teams, die auch noch einen Sprinter im Rennen haben, einen oder gar mehrere Fahrer in die Fluchtgruppe schicken, dann scheint ein Sprint in weite Ferne gerückt – und im Hauptfeld fährt dann Jumbo-Visa an der Spitze und verwaltet den Vorsprung.
Karte: 11. Etappe der Tour de France 2023
Highlights der Etappe
Etappenbeginn: 13:25
Etappenende: ab ca. 17:15
Start
Clermont-Ferrand | km 0
Sprintwertung
Lapeyrouse | km 109,3
Bergwertungen
Côte de Chaptuzat-Haut – 4. Kategorie | km 31.8
1.9 km mit 5 %
Côte du Mercurol – 4. Kategorie | km 49.5
2.9 km mit 4.6 %
Côte de la Croix B
Ziel
Moulins | km 179,8
Fernseh-Guide: Tour de France im Free-TV
Das Erste: 14:10 – 17:30
Eurosport: 12:45 – 17:30
Web-TV
Die Etappe in voller Länge lässt sich im Internet auf sportschau.de sowie daserste.de und im GCN Player (kostenpflichtig) verfolgen.
Grafik © A.S.O.
Karte: © GEOATLAS