Vorschau: 1. Etappe Tour de France 2024

27.06.2024

Die Tour de France startet erstmals in ihrer Geschichte in Italien. Von Florenz in der Toskana führt die Eröffnungsetappe über 206 Kilometer und den Apennin nach Rimini an die Adria. Welch ein Kontrast zwischen Kultur und Badespaß. Die Fahrer werden an diesem Tag von beidem wenig haben. Denn nicht nur die Distanz ist ein harter Brocken – insgesamt sieben kategorisierte Anstiege summieren sich auf 3.600 Höhenmeter. Gut möglich, dass bereits einer der Top-Favoriten für den Gesamtsieg am Ende dieser Etappe das Gelbe Trikot überstreifen wird.

1. Etappe | 29. Juni | Florenz – Rimini | 206 km | 3.600 hm

Wer Lust und Zeit für ausgiebiges auf Sightseeing hat, für den ist der Streckenverlauf der 1. Etappe geradezu ideal. Raus aus Florenz mit seine viele Sehenswürdigkeiten führt die Route durch die Toskana und Hügel des Apennins über den Zwergstaat San Marino zum Ziel in die Küstenstadt Rimini.

Für die Rennfahrer liest sich das ein klein wenig anders. Rund 35 flache Kilometer, ehe der erste Anstieg des Tages beginnt. Dies ist nicht irgendein Kategorie-4-Hügel, wie er sonst bei Eröffnungsetappe auftaucht, sondern ein Anstieg der zweiten Kategorie. 12,5 Kilometer führt die Straße mit durchschnittlich 5,1 Prozent Steigung hoch zum 930 Meter hohen Gebirgspass Valico Tre Faggi, wie die Italiener ihn nennen.

Von dort oben gehen die Profis auf eine lange Abfahrt, die sie direkt in den kurze und knackige Côte des Forche (2,5 Kilometer mit 6,2 Prozent) führt. Knapp zehn Kilometer später wird in Santa Sofia die erste Sprintwertung dieser Tour abgenommen. Wer hier seine Beinchen wirbeln lässt und damit Laktat anhäuft, um sich Punkte für Grün zu holen, sollte wissen, dass keine drei Kilometer später der Colle del Carnaio folgt. Auf schmalen Straßen führt die Route über 7,1 Kilometer mit 6 Prozent Steigung auf den „Leichenhaufen“, wie der Berg übersetzt heißt. Wer hier s zurückfällt, hat mehr als 30 Kilometer „Zeit“ auf einem abschüssigen Teilstück zurückzukommen, ehe ein Quartett aus Anstiegen das Peloton empfängt.

Fünf Anstiege auf 50 Kilometern

Von Mercato Saraceno bei Rennkilometer 129,3 in der Emilia-Romagna bis auf den Gipfel der Côte de San Marino führt die Etappe für 50 Kilometer nur hoch und runter. Auf die Côte de Barbotto (5,8 Kilometer mit 7,6 Prozent) folgen Côte de San Leo (4,6 Kilometer bei 7,7 Prozent) – beides Berge der zweiten Kategorie – und Côte de Montemaggio (4,2 Kilometer mit 6,6 Prozent), ehe nach dem Grenzübertritt in den Zwergstaat San Marino die gleichnamige Cote mit einem Kategorie-3-Anstieg von 7,1 Kilometern mit durchschnittlich 4,8 Prozent Steigung den Abschluss dieser Kletterpartie bildet.

Von dort oben sind es noh 25 Kilometer bis ins Ziel. Die ersten zehn Kilometer führen bergab zurück nach Italien, die letzten fünfzehn Kilometer verlaufen flach, ehe die Etappe am Meer zu Ende geht.

Streckenkarte der 1. Etappe der Tour de France

Favoriten-Check: Etappensieg und Gelbes Trikot

Holt sich Tadej Pogacar bereits am ersten Tag das Gelbe Trikot? Oder überlässt er es einem Teamkollegen der am letzten Anstieg des Tages mit einigen anderen „ungefährlicheren“ Fahrern davonstiefelt? Oder kommt „Pogi“ einfach in einer kleinen ersten Gruppe zeitgleich ins Ziel und verpasst den Sieg? Das könnten die möglichen Szenarien sein für den Ausgang des ersten Tagesabschnitts der Frankreich-Rundfahrt 2024.

Aller Wahrscheinlichkeit wird es eine frühe Ausreisegruppe geben, ähnlich wie bei der Auftaktetappe des Giro d’Italia. Diese wird aber dann auf den letzten 70 Kilometern gejagt und gestellt werden. Generell dürfte das Tempo aber an diesem Tag sehr hoch sein. Denn die Teams der GC-Fahrer ihre Kapitäne vorne in die insgesamt sieben kategorisier Anstiege hineinfahren werden und der Kampf um die Positionen das Rennen dann extrem beschleunigen wird.

Gespannt darf man darauf sein, wann einer der Top-Fahrer wie beispielsweise Tom Pidcock, Primoz Roglic oder Tadej Pogacar auf den letzten 40 bis 50 Kilometern die Initiative ergreift und wann eine mögliche Attacke erfolgt.

Für die Klassikerfahrer wie Mathieu van der Poel, Mads Pedersen oder auch ein wiedererstarkter Wout van Aert dürfte die Etappe aber mit ihren 3.600 Höhenmetern ähnlich wie die Auftaktetappe im vergangenen Jahr im Baskenland einfach zu schwer sein. Sie werden in der Endphase des Rennens an den längeren anstiegen aller Wahrscheinlichkeit nach abgehängt.

Die Wertungen der 1. Etappe der Tour de France

Sprintwertungen
Santa Sofia | Rennkilometer 86,6

Bergwertungen
Col de Valico Tre Faggi (930 m) | 2. Kategorie | Rennkilometer 49,7
Côte des Forche | 3. Kategorie | Rennkilometer 77,8
Côte de Carnaio  | 3. Kategorie | Rennkilometer 98,3
Côte de Barbotto (584 m) | 2. Kategorie | Rennkilometer 135,6
Côte de San Leo (572 m) | 2. Kategorie | Rennkilometer 157,3
Côte de Montemaggio | 3. Kategorie | Rennkilometer 167,1
Côte de San Marino | 3. Kategorie | Rennkilometer 179,7

Fernseh-Tipp: Die erste Etappe der Tour de France im Free-TV

Ab 11:45 Uhr überträgt Eurosport 1 die erste Etappe der Frankreich-Rundfahrt live im Free-TV. „Das Erste“ geht ab 15:45 „on air“, zeigt davor aber die Radsport-Doku „Alles auf Gelb“.