Tour-Tagebuch mit Silvan Dillier: Letzte Trainingsfahrt vor dem Start
Der Schweizer Team Alpecin-Fenix-Profi Silvan Dillier führt während der Tour de France 2021 ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Teil zwei: Fotoshooting im Regen und die Nervosität vor dem Start der „Großen Schleife“.
Heute war eigentlich ein Tag, an dem viele von uns am liebsten im Bett geblieben wären oder aber zumindest das Haus nicht verlassen hätten. Denn es hat den ganzen Tag über geregnet. Aber wir wollten trotzdem unsere neuen Merci-Poupou-Trikots auf dem Rad tragen und davon coole Fotos beim Fahren machen. Zudem brauchen die Muskeln auch einen bestimmten Tonus und eine Vorspannung vor Morgen. Also sind wir dann doch rausgegangen.
Was ich immer wieder erstaunlich finde, ist, wie sich durchs Radfahren die Stimmung schnell ändert. Kaum hatten wir den Bus verlassen und die Beine haben begonnen sich zu drehen, wurde geredet und gelacht. Vorbei war das Trübsal blasen. Unser Teamkollege Jonas Rickaert hat für uns eine schöne Tour geplant. Er ist auch bekannt für sein Scouting – unter #Rickytours.
Knapp zwei Stunden waren wir unterwegs und konnten etwas von der Bretagne sehen aber auch in unseren Beinen spüren. Es ging ständig auf und ab. Teile der Rennstecke wie die Strecke zur ersten Bergwertung und das Finale sind wir bereits gestern abgefahren.
Jetzt heißt es noch einmal schlafen und dann beginnt die große Schleife. Obwohl ich da doch schon ein paar Jährchen Profi bin und dies auch nicht meine erste Grand Tours ist, bin ich ein bisschen nervös. Aber das ist auch gut und sorgt für positive Spannung. Schließlich starte ich beim wichtigsten Radrennen der Welt. Und auf der ersten Etappe sind alle nervös; schließlich kann jeder Fahrer im Peloton am Ende des Tages Gelb tragen – theoretisch. Dieser Umstand macht das Rennen noch schwerer.
Ich erwarte ein nervöses Rennen und es könnte einen ziemlich langen Fight geben, bis die Ausreißergruppe steht – schließlich gibt es viele Punkte für das Bergtrikot zu holen und auch die Sprintwertung ist für einige Fahrer interessant. Es wird ein tougher Tag werden, aber das kommt uns definitiv entgegen. Wir sind mit einer Klassiker-orientierten Equipe am Start und sind gewöhnt, harte Tage in Angriff zu nehmen. Deshalb lautet die Devise für die erste Etappe: all in!
Fotos: Stefan Rachow/mr.pinko