Tour-Tagebuch mit Silvan Dillier: Kein Windkantenspektakel am Meer
Die beiden Team Alpecin-Deceuninck-Profis Michael Gogl und Silvan Dillier führen während der Tour de France 2022 ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Heute schreibt Silvan Dillier, wie es ihm und seiner Mannschaft auf der zweiten Etappe mit der Überfahrt über das Meer erging.
„Die Rennveranstalter haben sich bei der ‚Architektur‘ der heutigen zweiten Etappe sicher mehr Windkante und Spektakel gewünscht. Etwa 75 Kilometer vor dem Ziel ging es nach dem Zwischensprint der Küste entlang. Aber es gab zu wenig Wind und zu wenig offene sprich ungeschützte Abschnitte, bei denen es hätte gefährlich werden können. Zudem kam der Wind seitlich von vorne, was solche Windkantensituationen, bei den sich das Fahrerfeld teilt, im Keim erstickt.
Als wir dann die lange Brücke übers Meer beziehungsweise den Großen Belt erreicht hatten, blies der Wind ‚volle Pulle‘ von vorne, was relativ stressbefreites Fahren für das Finale bedeutete.
Relativ muss man hier allerdings Großschreiben und in Anführungszeichen setzen, denn bei der Tour de France gibt es keinen Kilometer, der stressfrei ist; schon gar nicht in der ersten Woche auf Flachetappen.
Ich habe auch wieder beobachtet, dass sich dieses Jahr so viele Teams früh vorne in Position gebracht haben und schon teilweise 60 bis 70 Kilometer vor dem Ziel bei den Positionskämpfen durchgedreht sind.
Da bin ich echt froh, wie wir das im Team „händeln“. Wir versuchen, das so ruhig wie möglich anzugehen und waren auch relaxt die ganze Etappe hindurch. Nichtsdestotrotz waren wir im Finale sehr fokussiert und auf der Brücke war das Timing sehr wichtig, um nicht schon zu früh im Wind zu fahren.
Mein Job war es heute von der Brücke runter unseren Sprinter Jasper Philipsen und seinen Zug für die letzten drei Kilometer in eine gute Position zu bringen. Wie ich im Nachhinein gesehen habe, a verlief die Abstimmung recht gut. Verbesserungspotenzial gibt es immer, aber das sind nur Kleinigkeiten. Am Ende waren wir vorne dabei und daraus können wir Selbstvertrauen für die nächsten Massensprints mitnehmen. Es hat nicht viel gefehlt. Ein klein wenig besseres Timing auf dem letzten Kilometer, dann geht das für einen Etappensieg sicher auf.“
Fotos: photonews.be, Stefan Rachow / mr.pinko