Tour-Tagebuch mit Silvan Dillier: „Wir wollten ein Statement für mehr Sicherheit abgeben“
Der Schweizer Team Alpecin-Fenix-Profi Silvan Dillier führt während der Tour de France 2021 ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Im sechsten Teil erklärt der Schweizer Meister, was es mit dem „verzögerten“ Start von Etappe vier auf sich hatte und warum in der Lobby des Teamhotels am am Vorabend des Zeitfahrens eine Schneiderei aufgebaut wurde:
„Heute auf der vierten Etappe gab es einen speziellen Start. Bei Kilometer null, also nach der neutralisierten Phase, hat das ganze Peloton angehalten, um ein kleines Statement zum Streckenverlauf der dritten Etappe abzugeben. Wir wollten damit zum Ausdruck bringen, dass das Finale der gestrigen Etappe vielleicht nicht ganz dem einer Tour de France-Etappe entspricht.
Ich denke, wir müssen definitiv eine Lösung finden, um die Radrennen sicherer zu machen – für alle Beteiligten. Solch ein Statement ist eine Anregung dafür beziehungsweise ist als Anregung dafür zu verstehen. Ich hoffe nur, dass sich jetzt auch etwas ändert. Auch dass sich das Verständnis der Fahrer ändert. Heute beispielsweise war schon viel weniger Stress im Peloton als noch gestern.
Nach dem Stopp sind wir zehn Kilometer neutralisiert weitergefahren, ehe das Rennen dann richtig begonnen hat. Und das hatte es durchaus in sich – aus sportlicher Sicht.
Der letzte verbleibende Ausreißer ist erst kurz vor dem Ziel gestellt worden und wir haben heute mit Jasper Philipsen im Sprint den dritten Platz belegt. Dass Jasper heute unser Sprinter sein würde, hat das Team-Management schon heute Morgen entschieden. Insofern war das für uns im Rennen selbst nichts Ungewöhnliches und wir hatten von vornherein den Plan, für ihn zu fahren. Der dritte Platz zeigt uns aber auch, dass wir bei diesem Sprint wieder ein super Timing hatten und dass unser Lead-out funktioniert.
Noch zwei nette Geschichten am Rande. In unserer Hotellobby haben sie heute Abend eine kleine Schneiderei aufgebaut. Da werden dann für die Leader in den jeweiligen Klassements eigens maßgeschneiderte Zeitfahranzüge angefertigt. Also Mathieu bekommt einen in Gelb, Mark Cavendish in Grün, Ide Schelling in Rot gepunktet und Tadej Pogačar in Weiß. Sie alle bekommen in den Farben ihrer Wertungstrikot von der Tour-Organisation einen speziellen aerodynamischen Einteiler, damit sie für das Zeitfahren auf der fünften Etappe perfekt ausgestattet sind – und nichts zwickt und scheuert.
Den Sieg der Schweiz über Frankreich bei der Fußball-Europameisterschaft habe ich verschlafen. Ich habe mir die erste Halbzeit angeschaut, war dann aber müde und bin auf mein Hotelzimmer, um noch in Ruhe ein wenig Stretching zu machen. Als ich dann aus den benachbarten Zimmern der französischen Fahrer beziehungsweise Staffmember drei Mal Jubel hörte, habe mir ich gedacht: Das wird wohl nichts werden mit der Schweiz. Umso überraschter war ich am Morgen, als ich gehört habe, dass die Schweiz im Penaltyschießen weitergekommen ist.“
Fotos: Team Alpecin-Fenix, @photonews.be