FAQ zur Tour de France 2024: Die wichtigsten Fragen und Antworten

21.06.2024
Didi Senft der Tour-Teufel ist jedes Jahr bei der Tour de France am Start.

Was es zu wissen gilt bei der Tour de France 2024. Die wichtigsten Fragen zu Reglement, Wertungstrikots Zeitbonifikationen, Preisgelder etc. kurz und knapp beantwortet. 

Gelb, Grün, Weiß und Rot gepunktet: Was bedeuten die unterschiedlich farbigen Trikots bei der Tour de France?  

Gelbes Trikot: Das „Maillot Jaune“ trägt der Führende in der Gesamtwertung. Dies ist der Fahrer mit der geringsten Gesamtzeit für die bereits absolvierten Etappen. Außerdem wirken sich mögliche „Bonussekunden“ positiv auf die Gesamtwertung aus. 

Grünes Trikot : Der Punktbeste ist ein Grüner. Punkte dafür gibt es immer für die Schnellsten im Etappenziel und bei den Sprintwertungen unterwegs auf den Etappen. Je flacher die Etappen sind, desto höher ist die Zahl der Punkte. 

Gepunktetes Trikot: Das weiße Trikot mit den roten Punkten sitzt auf den Schultern des Fahrers, der bei den kategorisierten Bergwertungen die meisten Punkte ergattern konnte. Je schwerer der Anstieg – Steilheit und Länge – , desto mehr Zähler lassen sich holen. Die Schlussanstiege bei bestimmten Etappen zählen doppelt. 

Weißes Trikot: Das „Maillot Blanc“ ist das Führungstrikot für die Nachwuchsprofis. Es gilt genauso die Gesamtfahrzeit für dieses Klassement. In die Wertung kommen Fahrer, die 25 Jahre oder jünger sind. Stichtag in diesem Jahr ist der 1. Januar 1999.  

Welche Wertungen gibt es sonst noch?

Teamwertung – Gelbe Startnummer:  Eine ungewöhnliche Rückennummer – schwarze Zahl auf gelbem Grund – tragen die Profis der Equipe, die in der Teamwertung vorne liegt. Hierfür werden nach jeder Etappe die drei besten Fahrer eines Teams gewertet und diese Zeiten aufsummiert. Die Siegerehrung für das beste Team findet in der Regel nicht nach der Etappe, sondern am morgen vor der nächsten Etappe statt.  

Angriffslustigster Fahrer – spezielle Startnummer:  Diese darf am nächsten Tag derjenige Fahrer tragen, der auf der vergangenen Etappe zum angriffslustigsten Fahrer gekürt wurde, dafür zählen Einsatzbereitschaft und Moral. Zumeist ist das der Fahrer einer Fluchtgruppe. Dies ist im Übrigen die einzige Wertung, die bei der Tour durch eine Jury ermittelt wird.  Diese kürt auch Ende den angriffslustigsten Fahrer der gesamten Rundfahrt. 

Etappensieger: Derjenige, der außer bei den Einzelzeitfahren als Erster über die Ziellinie fährt. Wenn es mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist, wer gewonnen hat, gibt es einen sogenannten Zielfilm. Entscheidend ist der Vorderreifen nicht der Körper des Fahrers. Bei den Einzelzeitfahren ist derjenige Etappensieger, der die Netto-Zeit erzielt hat. 

Teilnehmer: Wer darf an der Tour teilnehmen? 

Die 18 Teams mit WorldTeam-Lizenz sind automatisch qualifiziert – darunter auch das Team Alpecin-Deceuninck um Mathieu van der Poel und die deutsche Mannschaft Red Bull BORA-hansgrohe.

Zu den 18 Teams kommen noch vier weitere ProTeams. Mit Lotto DSTNY und  Israel Premier Tech sind die beiden besten ProTeams der vergangenen Saison automatisch startberechtigt. Total Energies und Uno-X Pro Cycling Team haben vom Tour-Veranstalter A.S.O. eine Wildcard erhalten und dürfen deshalb ebenfalls starten.

Lässt sich die Tour de France auch ohne einen einzigen Etappensieg gewinnen? 

Ja – das kam in der Vergangenheit bereits acht Mal vor; so gewann beispielsweise 2019 Egan Bernal vom Team Ineos die Tour ohne einen Sieg auf einem der 21 Tagesabschnitte. Gewertet wird nämlich die Gesamtzeit (abzüglich möglicher Zeitgutschriften), die ein Fahrer braucht, um die 21 Etappen zu bestreiten.  

Zeitgutschriften: Kann der Fahrer „Freiminuten“ erwerben? 

Die „Zeit zurückdrehen“ lässt sich tatsächlich über die sogenannten Zeitgutschriften. Im Ziel jeder Etappe – mit Ausnahme den beiden Einzelzeitfahren – gibt es für die drei Erstplatzierten 10, 6 und 4 Sekunden.

Anders als im Vorjahr wird es wieder bei einigen Etappen an neuralgischen Stellen wie Pässen oder Berggipfeln sogenannte Bonuspunkte geben. Die ersten drei Fahrer erhalten eine Prämie je 8, 5 und 2 Sekunden an Zeitgutschriften. Zu finden sind diese Bonus-Sprints mit der gelben Markierung „B“ in Profilen der Etappen 2, 4, 11 und 17.
Diese Bonuspunkte werden nicht auf die Punktewertung angerechnet.

Was passiert, wenn ein Fahrer in verschiedenen Wertungen führt? 

Das kommt gerade nach der ersten Etappe vor. Nämlich dann, wenn der Tagessieger automatisch auch der Führende im Gesamtklassement und in der Punktewertung ist. Dann trägt der Etappensieger am nächsten Tag das Gelbe Trikot und der Zweite in der Punktewertung stellvertretend das Grüne Trikot. Generell gilt diese Reihenfolge bei den Wertungstrikots: Gelb (Gesamt), Grün (Punkte) Gepunktet (Berg), Weiß (Nachwuchs).

Zeitlimit: Wie viele Minuten hinter dem Sieger dürfen die abgehängten Fahrer ins Ziel kommen, ohne disqualifiziert zu werden? 

Das ist für jede Etappe ein spezielles Rechenexempel, da die Tagesabschnitte mit unterschiedlichen Koeffizienten versehen sind. Gerechnet wird immer prozentual von der Siegerzeit. Das kann allerdings schwanken zwischen drei (langsame Flachetappe) und 20 Prozent (schnelle Bergetappe). Je nach Schwierigkeit der Etappe und Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers. Beim Zeitfahren ist der „Time cut“ großzügiger. Allerdings liegt es letztendlich in der Hand der Jury, ob die Fahrer dann tatsächlich aus dem Rennen genommen werden. In der Vergangenheit kamen große Gruppen schon nach dem „Time Cut“ ins Ziel und durften trotzdem am nächsten Tag starten.  

Preisgeld: Was verdienen die Profis bei der Tour de France? 

Das große Geld lässt sich bei der Tour de France nicht verdienen. Zwar werden insgesamt 2.573.202 Euro ausgeschüttet: Im im Vergleich zu anderen Sportarten ist das ein Klacks – bezogen auf die Teilnehmerzahl und die Strapazen. Zumal der Sieger der Frankreichrundfahrt als Dank sein Preisgeld in Höhe von 500 000 Euro zumeist den Teamkollegen und Mitarbeitern „spendet“. Er selbst macht sein Geld bei den sogenannten Nach-Tour-Kriterien sowie zukünftigen Verträgen. Übrigens: Bis zu Platz 160 gibt es am Ende in Paris Preisgeld. Während der Sieger eine halbe Million Euro bekommt und erhalten die Fahrer auf den Plätzen 20 bis 160 noch je 1.000 Euro. 

Der Sieger in der Punktewertung und der Bergwertung erhalten je 25.000 Euro, der beste Jungprofi bekommt 20.000 Euro. Beim stärksten Team wandern 50.000 Euro in die Mannschaftskasse. Und auch die „super compatif“-Wertung für den angriffslustigen Fahrer während der gesamten Tour wird am Ende mit 20.000 Euro belohnt.  

Bei den Etappen wird bis zum 20. Rang ein Preisgeld ausgezahlt. Der Etappensieger erhält 11.000 Euro und der 20te im Feld bekommt immerhin noch 300 Euro. Außerdem wird für den aggressivsten Fahrer im Feld 2.000 Euro ausgeschüttet. 

Hohe Berge: Was hat es mit dem Souvenir Henri Desgrange auf sich? 

Dies steht für einen Sonderpreis, den sich die Fahrer sichern können, wenn sie den höchsten Pass der Tour als Erstes überqueren. Das Souvenir Henri Desgrange und die damit verbundenen 5.000 Euro Prämie erhält derjenige, der als Erster über den höchsten Pass – landläufig auch „Dach der Tour“ genannt – fährt. Im Jahr 2024 wird das auf der 4. Etappe der 2642 Meter hohe Col du Galibier sein.  Die Bezeichnung des Preises geht auf den Gründer der Tour Henri Desgrange zurück. 

Wie werden die Profis im Rennen über die Zeitanstände zwischen Spitzengruppe und Peloton informiert? 

Zuallererst fährt heute jedes Team mit Funk und kann sich so untereinander als auch mit den Sportlichen Leitern in den Renndienstwagen verständigen. Diese bekommen über Radio Tour mitgeteilt, wer an der Spitze fährt und wie groß der Zeitabstand ist. Und dann gibt es noch den Ardosier. Das ist ein Sozius auf einem Begleitmotorrad, der auf einer Schiefertafel immer den Abstand und die Startnummern der Ausreißer bzw. Spitze notiert und den Profis in Abständen „vor die Nase hält.“  

Fernsehen und Internet: Wie und wo lässt sich die Tour de France live verfolgen? 

Wer nicht vor Ort sein kann, hat eine große Auswahl sich ganz unterschiedlich zu informieren. Die Organisatoren der Tour de France, ASO, hat auf der Webseite einen eigenen Liveticker in drei Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch. Im Fernsehen lässt sich die Große Schleife live im Free-TV auf Das Erste sowie auf Eurosport verfolgen. Im Internet läuft die Tour auf www.sportschau.de oder auf GCN und Discovery Plus (gebührenpflichtig).

Fotos: Kathrin Schafbauer, Stefan Rachow, Daniel Beck