Tour-Tagebuch mit Laura Süßemilch: Gemischte Gefühle nach der ersten Etappe
Die Fahrerin des Plantur-Pura-Team führt während der Tour de France Femmes avec Zwift ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Die 25 Jahre alte Deutsche ist amtierende Weltmeisterin mit dem Bahnvierer sowie Sportlerin des Jahres mit der Mannschaft.
„Wir waren schon vor dem Start mächtig aufgeregt, denn es ist ja für die Fahrerinnen unserer Generation schon einmalig bei dem Restart einer Tour de France der Frauen mit dabei zu sein. Die Stimmung war mega krass und es war der Wahnsinn, wie uns die Zuschauer angefeuert haben, als das Rennen so richtig losging. Die Etappe selbst verlief sehr zügig, vor allem wurden auch die Sprintwertung voll auf Zug gefahren.
Ich bin leider 5,5 Kilometer vor Ziel gestürzt, da eine Welle von vorne kam. Mir war schnell klar, dass jemand stürzt, da es gar keinen Platz mehr zum Ausweichen gab. Ich bin dann hart aufgeschlagen – auch mit dem Kopf und hatte Angst, dass noch jemand über mich drüberfährt oder fliegt. Aber das ist wenigstens nicht passiert.
Mir war unglaublich heiß, als ich da auf der Straße lag und ich habe gar nicht realisiert, was los ist. Der Mechaniker hat mir dann gleich das Rad hingestellt und ich war immer noch so perplex, dass ich im ersten Moment gar nicht daran gedacht habe, sofort weiterzufahren. Ich bin dann aufgestiegen und ins Ziel gerollt. Das Resultat sind Schürfwunden am Ellbogen und den Oberschenkeln sowie Kopfschmerzen.
Durch den Sturz wurde auch unsere Sprintvorbereitung gestört. Wir waren schon für das Lead-Out aufgereiht und gut positioniert.
Irgendwie ist gerade der Wurm drin. Das fing schon mit meiner Anreise an. Obwohl ich von München einen Direktflug mit Air France nach Paris hatte, kam mein Gepäck und das meiner Teamkollegin Christina Schweinberger nicht an. Das war schon mal der erste Stress – schon vor dem Rennen. Die gesamte Radbekleidung haben wir alle zwar neu vom Team bekommen, aber die ganzen persönlichen Sachen sind nicht da – und unsere Radschuhe. Die waren nämlich nicht im Handgepäck. Mal sehen, wie lange das dauert. Die Fluggesellschaft sprach von fünf bis sechs Monaten, da wohl am Münchner Flughafen bei der Gepäckabfertigung das absolute Chaos herrscht.
Das Team hat uns aber voll unterstützt und uns noch neue Radschuhe aus den Service Course besorgt, die wurden uns extra aus Belgien gebracht.
Hoffentlich verläuft der Start in die neue Woche weniger turbulent. Ich bin da ganz optimistisch…“
Fotos: Stefan Rachow, Photonews.be