Wer ist am schnellsten? Eine Übersicht der besten Sprinter der Tour de France 2021
Wer gewinnt die Flachetappen bei dieser Tour? Caleb Ewan, Tim Merlier, Sonny Colbrelli, Arnaud Demare oder doch ein anderer. Insgesamt acht Mal haben die endschnellen und explosiven Männer die Chance auf einen Sprint Royal – zumindest auf dem Papier.
Zumeist aber werden die flachen Etappen in der Schlusswoche oft auch aus Ausreißergruppen heraus entschieden, da die Teams der endschnellen Männer nicht mehr so viel Power haben, das Rennen zu kontrollieren.
Neben dem Kampf um die prestigeträchtigen Etappensiege geht es für einige der endschnellen Männer auch um das begehrte „maillot vert“, das Grüne Trikot für den punktbesten Fahrer dieser Tour. Sammeln lassen sich die Punkte sowohl bei den Zwischensprints wie auch am Etappenende. Je flacher das Finish, desto mehr Punkte gibt es am Ende des Tages.
Wout van Aert vom Team Jumbo Visma zählt sich selbst nicht dazu, da er sagt, dafür müsse er bei allen Ankünften punkten und das wäre für ihn in seiner Funktion als Helfer für Primož Roglič nicht möglich. Ähnliches gilt auch für Mathieu van der Poel (Team Alpecin-Fenix), dem gerade die ersten beiden Etappen sehr liegen könnten. Er hat mit Tim Merlier einen High-Speed-Sprinter im Team, in dessen Dienst sich die komplette Equipe auf den Flachetappen stellt.
Doch wer sind nun die Protagonisten für einen Sprint Royal und das Grüne Trikot? Alpecin Cycling hat die endschnellen Männer unter die Lupe genommen.
Caleb Ewan | Lotto Soudal | 26 Jahre
Tour-Teilnahmen: 2
Tour-Etappensiege: 5
Sein Ziel für 2021: Bei jeder Grand Tour einen Etappensieg holen. Beim Giro hat er schon vorgelegt und zwei Etappen gewonnen, ebenso bei der Baloise Belgium Tour, bei der sich viele Top-Sprinter ihren letzten Schliff holten. Sollte er an diese Leistungen anschließen können, wird „the pocket rocket“ – wie der kleine Australier genannt wird – auch bei der Tour eine Etappe abschießen und somit seine Serie in Sachen Grand Tour, aber auch Frankreich fortsetzen. Seine Bilanz bei der Tour: drei Etappensiege 2019, zwei Etappensiege 2020. Die volle Unterstützung seines Teams bekommt er dafür jedenfalls und kann auf seinen Sprintzug mit Fahrern wie Roger Kluge, Jasper De Buyst, Tosh Van Der Sande und Harry Sweeny vertrauen.
Tim Merlier | Alpecin Fenix | 28 Jahre
Tour-Teilnahmen: –
Tour-Etappensiege: –
Er kam, sprintete und siegte – beim Giro d’Italia 2021. Bei seiner ersten Grand Tour überhaupt gewann er gleich die erste Flachetappe. Der 28 Jahre alte ehemalige Belgische Meister strotzt vor Selbstvertrauen und gehört ausgeruht und in Top-Form zu den drei schnellsten Sprintern der Welt. Mark Cavendish bezeichnet ihn gar als „den“ Schnellsten. Spannend wird zu sehen sein, wie die Aufgabenverteilung in den Etappenfinals zwischen ihm, Mathieu van der Poel und Jasper Philipsen aussehen wird.
Mark Cavendish | Deceuninck – Quick Step | 36 Jahre
Tour-Teilnahmen: 12
Tour-Etappensiege: 30
Manxman is back. Nach drei Jahren der Anwesenheit startet der Brite von der Isle of Man wieder bei Grand Boucle. Nominiert anstelle des verletzten Sam Bennett, der im vergangenen Jahr zwei Etappen und die Punktewertung gewann. Cavendish, der zu dieser Saison zum Team von Patrick Lefevre zurückkehrte, wird somit seine 13. Tour de France bestreiten – und vielleicht seinen 31. Etappensieg bei diesem Rennen „ersprinten“. Die Form scheint nach der Überwindung einer langwierigen Erkrankung stark ansteigend – zuletzt schlug er bei der Baloise Belgium Tour auf der vierten Etappe Tim Merlier im Sprint und holte seinen fünften Saisonsieg. Verlassen kann sich Cavendish auf eine starken Sprintzug mit einem Anfahrer in Top-Form: Michael Mørkøv.
Arnaud Demare | Groupama – FDJ | 29 Jahre
Tour-Teilnahmen: 4
Tour-Etappensiege: 2
Nachdem er in den vergangenen zwei Jahren zuhause bleiben musste, da die Tour-Mannschaft um Thibaut Pinot herum gebaut wurde, steht der Franzose am Start vom „Grand Boucle“. Der zweifache Tour-Etappensieger startet in bester Verfassung und insgesamt neun Saisonsiegen im Gepäck. Sein Lead-Out besteht aus Jacopo Guarnieri Ignatas Konovalovas, Miles Scotson und natürlich dem Zeitfahr-Europameister Stefan Küng, der auf den letzten Kilometern das Tempo hochhalten kann.
Peter Sagan | Bora-hansgrohe | 31 Jahre
Tour-Teilnahmen: 9
Tour-Etappensiege: 12
Etappensieg und Erster in der Punktewertung sind wie so oft die Ziele des Slowaken bei der Tour de France. Beides hat er bereits beim Giro in diesem Jahr erreicht, doch die Konkurrenz bei der Tour ist ungleich größer. Doch bei seiner zehnten Frankreich-Rundfahrt in Folge wird „Peto“ alles daransetzen, dass sein Wunschszenario am Emde in Erfüllung geht und er sein insgesamt achtes Grünes Trikot und seinen 13. Etappensieg holt.
Cees Bol | Team DSM | 25 Jahre
Tour-Teilnahmen: 2
Tour-Etappensiege: –
Vergangenes Jahr im Massensprint nur zwei Mal knapp geschlagen, könnte dem 25-jährigen Niederländer 2021 der große Wurf – sprich der erste Tour-Etappensieg – gelingen. Ein durchwachsenes erstes Halbjahr liegt hinter dem Team DSM, bei dem einzig Bols Etappensieg bei Paris-Nizza in den Palmares der Equipe steht. Immerhin schlug er hier die gesamte Weltklasse der Sprinter. Allerdings litt Bol auch an einem Infekt und musste seine Form in Richtung Tour wieder langsam aufbauen.
Sonny Colbrelli | Bahrain-Victorious | 31 Jahre
Tour-Teilnahmen: 4
Tour-Etappensiege: –
In seine insgesamt 10 Grand Tour startet der 31 Jahre alte Italiener. Einen Etappensieg hat er bislang noch nicht auf seinem Konto, aber die Zeit dafür scheint (über)reif zu sein. Bei den beiden Rundfahrten Tour de Romandie und Critérium du Dauphiné gewann er je eine Etappe und hole sich bei beiden auch die Punktewertung. Zudem gewann er noch die prestigeträchtigen Italienischen Meisterschaften. Das Selbstvertrauen ist also da – für den Mann, der auch kein Risiko scheut, wenn es im Sprint mal eng wird. Genauso wie bei seinem Team Bahrain-Victorious, das gerade von Sieg zu Sieg eilt.
Foto: A.S.O. / Alex Broadway