Mathieu van der Poels Siegesserie im Cyclocross
Zehn Rennen, zehn Siege. Das ist die unglaubliche Bilanz von Cyclocross-Weltmeister Mathieu van der Poel bis dato in der Saison 2023-2024. Doch nicht nur die Anzahl der Siege verblüfft, auch die Art und Weise wie der Alpecin-Deceuninck-Profi diese erzielt.
Er ist und war in den Rennen immer eine Klasse für sich. Agierte förmlich nach belieben. Ob bereits in den ersten Runden oder erst zur Rennmitte, wenn der Niederländer „seinen Turbo zündete“, konnte keiner seiner Kontrahenten mehr folgen. Und da war das Geläuf zweitrangig, wenngleich es unglaublich schön anzusehen ist, wie er mit und im Sand spielt. Gerade bei diesen Rennen kann er als „Wattmonster“ seine Stärken nach Belieben ausspielen.
Alpecin Cycling blickt auf die zehn Rennen zurück:
X2O Trofee Herentals | 16. Dezember 2023
Eine Woche früher als geplant , kehrt van der Poel in den Cyclocross-Zirkus zurück. Es ist sein erstes Cross-Rennen nach seinem Sieg bei den Weltmeisterschaften Anfang Februar in Hoogerheide. Und er fährt so, als wäre er nie weg gewesen. Van der Poe startet fulminant und setzt bereits in der ersten Runde am Skiberg ab und enteilt der Konkurrenz. Auch ein Sturz konnte ihn nicht stoppen. Am Ende gewinnt er mit „nur“ 28 Sekunden Vorsprung vor Tom Pidcock, da er es gegen Rennende ruhiger angehen lässt.
„Ich fühlte mich von Beginn an sehr gut. Als ich am Anstieg einen kleine Vorsprung herausgefahren hatte, entschied ich mein eigenes Ding zu machen“, sagte er im Interview nach dem rennen. Er freute sich sichtlich zurück zu sein und sagte. „Es (Cyclocross) ist meine erste Liebe. Ich fing damit an als ich klein war, und so ist es unglaublich schön zurückzukommen und das Cross-Feeling zu spüren.“
Exact Cross Mol – Zilvermeercross | 22. Dezember 2023
Das erste Duell zwischen Mathieu van der Poel und Wout van Aert. Beide hatten ihr erstes Rennen gewonnen und so ist die Erwartungshaltung am Start groß. Die beiden Stars können sich schnell vom Rest des Feldes absetzen und beäugen sich zunächst. So kann Quinten Hermans aufschließen.
Doch in Runde drei kann van der Poel eine kleine Lücke aufmachen und sich absetzen. Mit zunehmender Renndauer fährt van der Poel smoother durch den Sand und kann durch sein Sand-Surfing seinen Vorsprung ausbauen. Am Ende Ende gewinnt er mit 1:17 Minute Vorsprung auf van Aert.
Van der Poels Teamkollegen Niels Vandeputte, Quinten Hermans und Gianni Vermeersch belegen die Plätze drei, vier und sechs.
UCI Weltcup Antwerpen 2023 | 23. Dezember 2023
Erstmals in der Saison kommt es zum Aufeinandertreffen der „Big Thee“: Wout van Aert, Tom Pidcock und Mathieu van der Poel. Nach einem etwas missgeglückten Start – Van der Poel rutscht aus dem Pedal und wird durch einen Sturz aufgehalten – muss der Niederländer zur Aufholjagd ansetzen. Auf Platz 25 fährt er in den sandigen Abschnitt an der Schelde.
Doch nahe der Wasserlinie am Beach schlägt er ein unglaubliches Tempo, fährt einen weiteren Weg als die Konkurrenz, macht aber viele Plätze gut. In Runde zwei ist er bereits in den Top Ten und überholt seinen ewigen Rivalen Wout van Aert an der Treppe und ist am Ende der Runde bereits Zweiter hinter Michael Vanthourenhout. In der dritten Rund setzt er sich an die Spitze und distanziert die Konkurrenz durch einen unglaublichen Effort. Am Ende siegt er mit 29 Sekunden Vorsprung auf van Aert.
UCI Weltcup Gavere | 26. Dezember 2023
Ein hohes Tempo von Beginn an schlagen die Profis beim insgesamt zehnten Weltcup-Rennen dieser Saison an. Nach nur fünf Minuten setzt sich Mathieu van der Poel im schweren Geläuf langsam, aber gewaltig ab. Bereits am Ende der ersten Runde liegt Wout van Aert daher rund acht Sekunden hinter dem Niederländer aus dem Team Alpecin-Deceuninck.
Van der Poel baut in der zweiten sowie dritten Runde seinen Vorsprung gegenüber dem Belgier auf 42 Sekunden aus und dem Sieg entgegen, während sich Tom Pidcock Position für Position nach vorne kämpft. So gibt es um Platz drei einen erbitterten Kampf zwischen Tom Pidcock, Joris Nieuwenhuis und Lars van der Haar. Das bessere Ende hat der britische Olympiasieger im Mountainbiken. Er fährt aufs Podium.
Superprestige Diegem | 28. Dezember 2023
Beim Nachtrennen in Diegem lässt es Mathieu van der Poel für seine Verhältnisse ruhig angehen. Er selbst forciert nicht, sondern fährt einfach vorne mit. „Es war eine bewusste Entscheidung, abzuwarten“, sagt der Weltmeister nach dem Rennen. In der „Sandbox“ zündet er dann nach rund 25 Minuten Rennzeit seinen Turbo und kann sich spielerisch leicht und schnell absetzen. Am Ende siegt er mit mit 49 Sekunden Vorsprung auf Tom Pidcock.
Exact Cross Loenhout – Azencross | 29. Dezember 2023
Im Schlamm von Loenhout fährt van der Poel wie schon am Tag zuvor in Diegenm mit „angezogener Handbremse“. Er ist immer auf der Höhe des Geschehens wartet aber zweieinhalb Runden ab, ehe der Konkurrenz den Schlag versetzt und sich im tiefen Morast schnell absetzt.
Im Pumptrack nimmt er seinen Mitstreitern weitere wichtige Sekunden ab. Am Ende von Runde drei hat er 14 Sekunden Vorsprung auf den Zweiten Felipe Orts. Wähend van der Poel an der Spitze sein Pensum abspult, kann sei Teamkollege Gianni Vermeersch Orts überholen und sich am Ende Platz zwei sichern.
UCI Weltcup Hulst | 30. Dezember 2023
Erst zum zweiten Mal in dieser Saison treffe die großen Drei – Mathieu van der Poel, Wout van Aert und Tom Pidcock – wieder in einem Wettkampf aufeinander. Doch zu dem von vielen Fans gewünschten Dreikampf kommt es nicht. Tom Pidcock hat in der Startphase bereits einen Defekt und auch Wout van Aert stürzt in der ersten Runde und kann nicht sofort weiterfahren.
Van der Poel lässt es „defensiv“ angehen, bis Laurens Sweeck sich zu Beginn der zweiten Runde leicht absetzt. Van der Poel übernimmt zuerst die Spitze der Verfolger, holt Sweeck ein und macht dann in der dritten Runde Ernst. Er fährt seinen siebten Saisonsieg entgegen – am Ende sehr ökonomisch.
X2O Trofee Baal – GP Sven Nys 2024 | 1. Januar 2024
Gut ins neue Jahr startet der niederländische Cyclocross-Weltmeister. Beim GP Sven Nys an Neujahr im belgischen Baal setzt er sich nach einem schnellen Start zusammen mit Wout van Aert früh von den anderen Konkurrenten ab. Van Aert bestimmt zunächst das Tempo – allerdings nur für kurze Zeit, denn van der Poel reißt an einem der Anstiege eine Lücke. In der Folge kommt der Alpecin-Deceuninck-Profi mit dem Matsch und Modder auf der teils überfluteten Strecke viel besser zurecht und hatte am Ende vor dem Zweitplatzierten, Wout van Aert, fast zwei Minuten Vorsprung.
X2O Trofee Koksijde – Vlaamse Duinencross | 4. Januar 2024
Van der Poel startet furios und geht geht als Erster ins Gelände – zusammen mit Wout van Aert. Doch nach nur kurzer Zeit kann sich der Niederländer im Sand absetzen und eine Lücke reißen. In der Folge slidet er förmlich wie ein Rallyefahrer um die Kurven, versucht so wenig wie möglich Geschwindigkeit während der Richtungsänderungen zu verlieren. Anfänglich ist ihm Pim Ronhaar noch dicht auf den Fersen, aber der Baloise Trek Lions-Profi verliert dann Runde für Runde an Boden. Ronhaar wird am Ende mit einem Rückstand von 1:20 Minute Zweiter. Rang drei belegt Wout van Aert, der 1: 43 Minute hinter van der Poel über die Ziellinie fährt
UCI Weltcup Zonhoven 2024 | 7. Januar 2024
Das Weltcup-Rennen in Zonhoven findet ohne Wout van Aert und Tom Pidcock statt. Und so ist Mathieu van der Poel der uneingeschränkte Top-Favorit. Nach einem guten Start befindet er sich mit anderen Fahrern an der Spitze des Renens. Zunächst ist es ein Quartett – mit Laurens Sweeck, Eli Iserbyt und Joris Nieuwenhuis.
Gemeinsam drehen sie ihre Runden und von hinten kommen immer wieder Fahrer dazu. In der vierten von insgesamt acht Runden attackiert van der Poel, indem er das Tempo erhöht und so schnell eine Lücke zwischen sich und seine Kontrahenten reißt. In der Folge kommt er auch besser durch den tiefen Sand, muss nicht absteigen und vergrößert den Vorsprung zu Beginn der fünften Runde auf 13 Sekunden gegenüber Nieuwenhuis.
Während um das Podium erbittert gekämpft wird, dreht van der Poel an der Spitze seinen Runden und fährt ungefährdet seinem zehnten Saisonsieg entgegen.„Ich bin superglücklich, wie dieser Teil der Cyclocross-Saison verlaufen ist“, sagte er nach seinem Rennen im Ziel. „Ich bin aber auch happy nach Spanien zu fliegen und wieder an meiner Form zu arbeiten. „Ich wollte sehen, wie sich der Wettkampf entwickelt“ antwortete er auf die Frage, wie er das Rennen angegangen ist. „Danach bin ich meinen eigenen Rhythmus gefahren. Ich wollte aber heute nicht zu viel Energie vergeuden“
Fotos: Fellusch