Mathieu van der Poel gewinnt Paris-Roubaix 2023
Mathieu van der Poel hat die 120. Austragung von Paris-Roubaix als Solist gewonnen. Der Alpecin-Deceuninck-Profi attackierte rund 20 Kilometer vor dem Ziel und konnte sich absetzen. Zweiter wurde van der Poels Teamkollege Jasper Philipsen, der im Sprint auf der berühmten Radbahn in Roubaix van der Poel härtesten Rivalen Wout van Aert (Jumbo-Visma) schlug.
Für Mathieu van der Poel war es bereits der dritte Erfolg bei einem Monument. Nach den Siegen bei der Flandern-Rundfahrt (2020 und 2022) sowie dem Gewinn von Mailand-Sanremo im Frühjahr diesen Jahres.
„Das Team ist heute fantastisch gefahren. Besser kann man es nicht machen. Ich glaube, ich hatte einen der besten Tage auf dem Rad. Ich habe mich wirklich gut gefühlt. Ich habe schon früher versucht, ein paar Attacken zu fahren, aber es war wirklich schwer, die Jungs abzuhängen. Im letzten Sektor stürzte zuerst Degenkolb, und dann musste ich zu Wout aufschließen, und ich glaube, er hatte einen Platten. Ich fand mich an der Spitze wieder und fuhr einfach so schnell ich konnte bis zur Ziellinie“, sagte van der Poel direkt nach dem Rennen im Ziel.
„Ich habe nicht bemerkt, dass Wout eine Reifenpanne hatte, aber als ich ihn überholte, schaute er unglücklich, und ich wusste, dass er ein Problem hatte. Aaber ich wusste nicht, dass es ein platter Reifen war. Das ist natürlich unglücklich, denn ich denke, dass wir sonst zu zweit ins Ziel kommen. Manchmal ist das Teil des Rennens, und ich sagte schon, man braucht ein bisschen Glück und gute Beine, und beides hatte ich heute.
„Es ist unglaublich. Es ist schwer zu beschreiben, ich glaube, ich habe meine beste Saison bei den Klassikern überhaupt hinter mir, und das war mein letztes Rennen, und es so zu beenden, ist ein Traum.“
So verlief Paris-Roubaix 2023
Die erste “echte“ Spitzengruppe bildet sich nach rund 82 sehr schnellen Rennkilometern. An Bord zwei Deutsche mit Jonas Koch (Bora-hansgrohe) und Juri Hollman (Movistar) sowie Derek Gee (Israel-PremierTech) und Sjoerd Bax (UAE).
Das Quartett konnte seinen Vorsprung bis in den Wald von Arenberg retten, wo das Rennen eine Zäsur erfuhr. Bereits zuvor an Pave 20 gab es eine Tempoverschärfung durch Jumbo-Visma. Dann bildete sich eine Fünfergruppe mit Wout van Aert, Mathieu van der Poel, John Degenkolb (Team DSM) und Stefan Küng (Groupama-FDJ).
Wald von Arenberg sorgt für Vorentscheidung
Im Wald von Arenberg wurde dann aufgrund von Defekten und Stürzen alles noch einmal „durcheinandergeschüttelt“, so dass am Ende des brutalen Paves folgende Szenario entstand. Jonas Koch, Sjord Bax, Wout van Aert, Mathieu van der Poel, John Degenkolb, Mads Pedersen und Stefan Küng bildeten die Spitzengruppe. Dahinter eine Gruppe um Filippo Ganna (Ineos-Grenadier) sowie den beiden Alpecin-Deceuninck-Profis Gianni Vermeersch und Jasper Philipsen, die zu ihrem Kapitän aufschließen wollten und einigen weiteren Fahrern.
Christophe Laporte musste wegen eines Defekts das Rad wechseln.
85 Kilometer vor dem Ziel – die beiden Gruppen vorne waren zusammengelaufen – befanden sich insgesamt 13 Fahrer an der Spitze: Filippo Ganna (Ineos Grenadier), Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck), Gianni Vermeersch (Alpecin-Deceuninck), Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck), Jonas Koch (Bora-hansgrohe), Sjoerd Bax (UAE), Juri Hollman (Movistar). Wout van Aert (Jumbo-Visma), Stefan Küng (Groupama-FDJ), Max Walscheid (Cofidis), John Degenkolb (Team DSM), Mads Pedersen (Trek-Segafredo) und Laurenz Rex (Intermarché-Circus-Wanty).
Christophe Laporte wurde wenige Kilometer später vom Peloton eingeholt. Kurze Zeit später löste sich aus dem Hauptfeld sein Teamkollege Nathan Van Hooydonck (Jumbo-Visma) und nahm als Solist die Verfolgung auf.
Juri Hollmann war der erste, der in der Spitzengruppe reißen lassen musste – rund 75 Kilometer vor dem Ziel. Jonas Koch hängte sich kurze Zeit später am Hinterrad von Max Walscheid auf und verlor so den Kontakt zu den Führenden.
Was jetzt folgte, waren Nadelstiche von Mathieu van der Poel mehrfach attackierte der Sieger von Mailand-Sanremo und riss immer wieder Lücken auf, die seine Verfolger zufahren mussten. Dabei verringerte sich die Gruppe auf letztendlich sieben Fahrer. Neben van der Poel waren es van Aert, Ganna, Philipsen, Küng, Degenkolb und Pedersen.
Die glorreichen Sieben bestritten das Finale
40 Kilometer vor dem Ziel hatte das Septett aus den ganz Großen des Radsports über 1:45 Minuten Vorsprung auf eine Fünfer Gruppe mit Florian Vermeersch (Lotto Dstny), Christophe Laporte und Nathan Van Hooydonck (beide Jumbo-Visma), Gianni Vermeersch und Sjoerd Bax.
Chaos am Carrefour de l’Arbre
Die sieben Fahrer an der Spitze nahmen auch das letzte Fünf-Sterne-Pave „Carrefour de l’Arbre“ knapp 20 Kilometer vor dem Ziel im Velodrom in Angriff.
Dann Hektik und Gerangel am Carrefour de l’Abre zwischen Mathieu van der Poel und John Degenkolb. Degenkolb stürzt und Wout van Aert beschleunigt und nur Mathieu van der Poel kann folgen. Dann hat van Aert einen Reifenschaden und van der Poel ist allein vorne – 15 Kilometer vor dem Ziel.
Dahinter bildeten dann Wout van Aert, Jasper Philipsen, Stefan Küng, Filippo Ganna und Mads Pedersen die Verfolgergruppe, die 8 Kilometer vor dem Ziel mehr als eine halbe Minute Rückstand hatte.
Van der Poel ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Den Sprint um Platz zwei fuhren Jasper Philipsen und Wout van Aert aus. Philipsen hatte die Nase vorn. One-Two für Alpecin-Deceuninck.
Jasper Philipsen zu Paris Roubaix 2023
„Ich kann es noch nicht ganz fassen. Das hatten wir nicht zu träumen gewagt, aber es wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Wir können als Mannschaft sehr zufrieden sein. Wir sind stolz auf uns. Es musste alles passen und heute hat es für uns gepasst. Das ist sehr schön.
„Das ist etwas, das mir in Erinnerung bleiben wird, die Linie so zu überqueren, dass ich Mathieu jubeln sehen kann. Und dann selbst auf das Podium zu sprinten, das ist einzigartig.
„Im Finale war ich noch relativ frisch am Rad von Wout. Ich hatte eine gute Chance, den Sprint zu gewinnen, aber nach 260 Kilometern ist kein Sprint mehr einfach. Ich schätze diese Leistung sehr hoch ein. Sicherlich auch der Weg mit der Mannschaft. Das ist eine Leistung, an die wir uns noch lange erinnern werden.“
Fotos: Photonews.be