„Mein erstes Mailand-Sanremo!“ Rückblick mit Ex-Profi Jörg Ludewig

18.03.2022

Ex-Profi Jörg Ludewig berichtet über seine erste und einzige Teilnahme bei Mailand-Sanremo. Das war 2005 – mit seinem damaligen Team Domina Vacanze im „hässlichsten Trikot seiner Laufbahn“, wie er selbst zugibt.

„Angetreten, um mindestens ein Top-Ten-Ergebnis einzufahren, scheiterten wir ähnlich drastisch wie das deutsche „Team T-Mobile“, das mit fünf Mann in der Spitze nicht in der Lage war, „Ete“ Zabel zumindest in die Top Ten zu hieven! Das Donnerwetter war wahrscheinlich ähnlich brutal wie bei uns. Nur dass bei den Magenta-Jungs wenigstens gesprochen wurde – bei uns dagegen herrschte eisiges Schweigen.

Der Frust saß tief. Wir hatten viel dafür getan und über Monate hinweg eines der ganz großen Highlights des Jahres für ein italienisches Team vorbereitet. Mirco Celestino fuhr in der Spitze an Position Vier über den Poggio. Hätte der Move geklappt, wären wir die Helden des Tages gewesen.

So aber – Mirco wurde 17. – standen wir komplett mit leeren Händen da und haben nach dem Rennen einen verbalen Tritt in den Hintern bekommen. Vollkommen ignoriert zu werden von Team-Chef Gianluigi Stanga; das tat uns sehr weh – bei allem Verständnis für seine Enttäuschung. Aber so ist der Sport nun einmal….

Der längste Tag meiner Profil-Laufbahn, das Rennen ging über 312 Kilometer inklusive der Neutralisation, wurde für mich noch viel länger. Wie viele andere Fahrer wurde ich um 6 Uhr morgens aus dem Bett geholt, zur Dopingkontrolle gebeten und bin nach dem Rennen ins Auto gestiegen – und durch die Nacht zurück nach Deutschland gefahren. Was Frust eben so anrichtet.

Am Ende ist „La Primavera“ bei schönem Wetter lange Zeit ein eher langweiliges Rennen; so ehrlich muss man sein. Zumindest bis ins Finale, man sitzt die Stunden ab und wirklich los geht es erst an der Küste. Trotzdem hat es aufgrund des Medieninteresses sowie seiner Historie natürlich und zurecht einen unglaublichen Stellenwert in der weltweiten Sportwelt!“

Foto: Roth-Foto