Exklusiv-Interview mit Mathieu van der Poel zur Straßen-Weltmeisterschaft 2021 in Flandern

23.09.2021

Mathieu van der Poel hat Alpecin Cycling wenige Tage vor dem Straßenrennen bei den Rad-Weltmeisterschaften in Flandern ein Exklusiv-Interview gegeben. Der niederländische Team Alpecin-Fenix-Profi spricht über seine aktuelle Form, den WM-Kurs sowie seine Ambitionen und die Konkurrenz.

Wie fühlen Sie sich nach den Verletzungen und der langen Pause?

Ich habe mich nach meinen letzten Rennen ziemlich gut gefühlt. Ich bin zufrieden mit den Fortschritten, die ich in den vergangenen Wochen gemacht habe. Die Sitzungen bei meinem Physiotherapeuten haben mir geholfen, Verspannungen zu lösen, worüber ich sehr froh bin. Ich habe viel trainiert, um die Rückenmuskulatur so gut wie möglich zu stärken. Es war ein langsamer Prozess, aber zumindest gibt es Fortschritte, und das ist befriedigend.“

Unter welchen gesundheitlichen Problemen leiden Sie derzeit noch?

Nun, ich hatte nicht die beste Vorbereitung und ich bin sicher, dass mein Rücken nach dem Rennen am Sonntag schmerzen wird. Aber ich habe alles getan, um für die Weltmeisterschaft in bestmöglicher Form zu sein. Bei den Rennen am vergangenen Wochenende war ich nicht mehr super frisch, aber ich hatte zuvor auch ein paar längere Trainingseinheiten absolviert.“

Wie ist Ihr derzeitiges Leistungsniveau im Vergleich zu Ihren besten Leistungen in der Vergangenheit, vielleicht im Vergleich zu Strade Bianche?

Das ist schwer zu vergleichen. Bei Strade Bianche war ich auf einem hohen Niveau, eine meiner besten Leistungen überhaupt. Die Situation ist jetzt anders, aber natürlich habe ich mich so gut wie möglich auf die Weltmeisterschaft vorbereitet, wenn man all die Umstände berücksichtigt. Ich habe das Gefühl, dass ich bereit bin, sonst würde ich nicht an den Start gehen.

Die Strecke ist keine typische Ronde, sie ist hügeliger – mehr wie ein Ardennen-Klassiker. Sehen Sie das auch so?

Ich muss sagen, dass ich sehr gerne in dieser Region fahre. Die Straßen sind weitgehend dieselben wie im Brabantse Pijl (Anmerkung der Redaktion: Mathieu van der Poel gewann den Pfeil von Brabant 2019). Das gefällt mir! Allerdings liegen mir die Hügel der Ronde ein bisschen besser, die Kopfsteinpflaster-Anstiege wie der Koppenberg oder der Oude Kwaremont. Kopfsteinpflasteranstiege sind nicht dasselbe wie Anstiege auf Asphalt. Die Hügel auf der WM-Strecke sind nicht neu für mich, aber sie werden sicher nach einer Weile weh tun, weil sie so lang sind.

Wer sind Ihre Hauptkonkurrenten bei diesem Rennen?

Wout van Aert ist sicherlich ein Konkurrent – und er ist auch bereit. Er wäre ein guter Weltmeister. Ich erwarte auch viel von der französischen Mannschaft mit Titelverteidiger Julian Alaphilippe sowie von Italien und Dänemark. Sie haben meiner Meinung nach die stärksten Teams.

Sie sind der Kapitän der niederländischen Mannschaft. Die Taktik wird sein, dass Ihre Teammitglieder Sie so gut wie möglich unterstützen, um Sie frisch ins Finale zu bringen. Ist es für Sie ein Problem, dass das niederländische Team nur einen Leader hat?

Es ist nicht mein Job, über Taktiken zu sprechen. Aber ich glaube, dass wir eine starke Mannschaft mit verschiedenen Fahrertypen haben, die hier gut abschneiden können. Wenn ich mit meinem Team Alpecin-Fenix an den Frühjahrsklassikern teilnehme, liegt es im Finale auch an mir, das Rennen zu Ende zu fahren.

Was ist der Schlüssel zum Sieg bei diesem Rennen?

Ich denke, es wird ein sehr hartes Rennen und derjenige mit den besten Beinen und der besten Form auf dem Kurs wird gewinnen.“

Welche Abschnitte des Rennens werden am Ende eine große Rolle für den Erfolg spielen?

„Die Distanz von fast 270 Kilometer und die vielen Anstiege werden ihren Tribut fordern. Auf dem Rundkurs in Flandern gibt es sechs kurze, knackige Anstiege, darunter den Smeysberg und die gepflasterte Moskesstraat. Auf dem lokalen Rundkurs in Leuven gibt es vier Anstiege, von denen der Wijnpers der steilste ist. Aber die Strecke in Flandern wird mit Sicherheit härter sein.“

Zählt für Sie nur der Sieg – oder sind Sie auch mit einer Medaille oder einem Top10-Ergebnis zufrieden?

Ich bin ein Fahrer, der immer das bestmögliche Ergebnis anstrebt – einen Sieg. Je nachdem, wie das Rennen verläuft, denke ich, dass ich auch mit einer Medaille oder einem Top TenErgebnis zufrieden sein kann, gerade auch wegen meiner Vorbereitung auf das Rennen.

Fotos: Photonews.be