Giro-Tagebuch von Tobias Bayer: Ruhe vor dem Sturm

12.05.2022

Team Alpecin-Fenix-Profi Tobias Bayer führt während des Giro d’Italia 2022 ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Heute schreibt der 22-jährige Österreicher darüber, warum die sechste Etappe so langsam gefahren wurde und wie er sich die Zeit dann vertreibt.

„Es war ein sehr langer Tag im Sattel. Für uns ging es heute um nichts Zählbares, nur dass wir heile ins Ziel kommen und so wenig Energie wie möglich vergeuden. Denn drei schwere Tage liegen vor uns – einer davon ist auch noch am Freitag, den Dreizehnten. Keine Angst, ich bin nicht abergläubig. 

Die Zeit verging heute wirklich nur sehr langsam. Wir waren auch noch hinter dem langsamsten Schnitt im Roadbook. Am Ende sind wir mehr als fünf Stunden unterwegs gewesen und hatten auf einer Flachetappe einen Schnitt von gerade mal 38 km/h. 

Das war wirklich der langsamste und lockerste Renntag, den ich bis jetzt erlebt hatte. 

Keiner wollte eigentlich in die Fluchtgruppe. Selbst derjenige, der dann vorne war, ging eigentlich nur auf die Bergwertung. Er hatte dann aber plötzlich so viel Vorsprung, will wir im Fed langsam gefahren sind, dass er ja nicht einfach anhalten konnte. So musste er zumindest alleine vorne weiterfahren.

Wir sind bis aufs Finale mit 30 bis 35 km/h im Flachen so dahin pedaliert – und dann wird solch ein Tag schon zäh und lang. Aber wir dürfe uns auch nicht beschweren, in der dritten Woche wären wir froh über solch einen Tag.

Damit die Zeit rumgeht, spricht man sich dann mit anderen Fahrern, scherzt rum und macht Späßchen. Ich unterhalte mich dann gern mit den deutschsprachigen Fahrern – sind ja doch einige dabei. Allerdings reden wir nicht über das Rennen oder den Radsport, sondern über ganz andere, auch alltägliche Dinge, damit man ein wenig Abstand von dem Ganzen bekommt.“

Fotos: Photonews.be

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4.Etappe: Siegerehrung mit dem Team auf dem Ätna

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2. Etappe: Im Zeitfahren „Vorläufer“ fürs Rosa Trikot

1. Etappe: Mehr geht nicht als Rosa und Etappensieg