Giro-Tagebuch von Tobias Bayer: Perfektes Teamwork auf Etappe 10

18.05.2022

Team Alpecin-Fenix-Profi Tobias Bayer führt während des Giro d’Italia 2022 ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Dieses Mal schreibt der 22-jährige Österreicher darüber, was die Team-Taktik für Etappe zehn war, an deren Ende Mathieu van der Poel im Sprint knapp von Biniam Girmay geschlagen wurde.

„Das war heute ein richtig geiles Teamwork von uns. Ich glaube, wir können alle stolz sein, weil wir das Rennen bis zum letzten Anstieg kontrolliert sowie schwer gemacht haben und Mathieu dort dann abgeliefert haben.

Es gab vor dem Rennen zwei taktische Optionen: Entweder es geht eine große Gruppe, in der wir auch Fahrer mitschicken, die dann auch durchkommt. Oder aber es geht eine kleinere Gruppe und es wird kontrolliert nachgefahren. Letztes war unser Ziel.

Wir – beziehungsweise mein Teamkollege Senne Leysen – sowie ‚Wanty‘ sind hinterhergefahren. So konnten wir den Vorsprung der drei Ausreißer kontrollieren. Zu Beginn hat Lotto-Soudal noch kurz mitgeholfen, als sie noch an eine Chance für Caleb Ewan geglaubt haben, aber das hat sich dann ja schnell erledigt als wir die Anstiege erreichten.

Wir sind dann die Anstiege richtig schnell hochgeknattert und haben auch die Top-Sprinter abgehängt. Dadurch wurde das Finale dann auch schwer. Während Senne im Flachen nachgefahren ist, haben Oscar Riesebeek und ich dann die Arbeit in den Hügel übernommen. Oscar hat einen richtig guten Job erledigt, obwohl er gesundheitlich ein bisschen angeschlagen ist. Danach habe ich übernommen, um Mathieu in Richtung letzten Berg zu bringen. Dann waren Dries de Bondt, Stefano Oldani und Alexander Krieger an der Reihe und haben Mathieu im letzten Anstieg abgeliefert.

Zu Schluss sind 30 Mann übriggeblieben, hauptsächlich Bergfahrer, Mathieu wird knapp geschlagen. Aber wir können alle mit unserer Leistung richtig zufrieden sein. Am Ende war Biniam Girmay schneller im Sprint. Er ist einen richtig guten Sprint gefahren, genauso wie Mathieu auch. Aber Biniam war am Ende schneller.

Einmal hatte ich trotz der Hitze des Gefechts einen echten Gänsehautmoment – nämlich als wir durch die Stadt gefahren sind, aus dem der 2017 tödlich verunglückte Michele Scarponi – Giro-Sieger von 2011 – stammt. Die Stimmung dort war atemberaubend.“

Fotos: Photonews.be

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