Giro-Tagebuch mit Tobias Bayer: Ein langer letzter Tag in Ungarn

09.05.2022

Team Alpecin-Fenix-Profi Tobias Bayer führt während des Giro d’Italia 2022 ein Tagebuch auf Alpecin Cycling. Heute schreibt der 22-jährige Österreicher darüber, wie die erste Sprint-Etappe verlief und warum der folgende Ruhetag sich mehr wie ein Reisetag anfühlt.

„Es war ein langer Tag gestern, daher komme ich erst heute am ersten „Ruhetag“ – später mehr – dazu, etwas zu schreiben.
Die dritte Etappe war eine der längsten dieses Giro an Kilometern gerechnet, aber auch vom ganzen Drumherum. Jeweils eineinhalb Stunden Transfer zum Start und wieder zurück ins Hotel, dazwischen 210 Kilometer Radrennen fahren – inklusive der Neutralisation. Das bedeutete spätes Abendessen und Massage um 22 Uhr.


Zurück zur dritten Etappe. Startattacke und die kleine Spitzengruppe stand und ging. Für uns bedeutete das einen sehr entspannten Tag. Ich hatte wahrscheinlich auch noch nie eine so niedrige Herzfrequenz – 36 Schläge wurden minimal angezeigt.


 Auch wenn solche Etappen oft langweilig sind, in 2 Wochen würden wir froh sein, um so einen entspannten tag erleben zu können. Wir, genauer gesagt unser Teamkollege Senne Leysen, haben dann die meiste Zeit des Tages die Nachführarbeit übernommen. Gegen Ende haben dann auch ein paar Sprinter-Teams ausgeholfen. Die letzten 30 bis 40 Kilometer merkte man, wie bei manchen Teams im Feld schon die Nervosität anstieg und sie auch früh Fahrer im Wind verbrauchten.


Wir blieben sehr ruhig und hatten dann auch – wie geplant das perfekte Timing für unseren Sprintzug. 4 Kilometer to go nahmen wir auf der großen Straße unsere Position ein bevor 1 Kilometer vor Ziel der letzte Kreisverkehr kam, wo es schmaler wurde. Dort also, wo jeder vorne sein wollte. Bis dorthin lief alles perfekt. Wir waren auch die einzige Mannschaft mit allen 7 Mann im Zug, manch andere Sprinter hatten da nurmehr 2 oder 3 Teamkollegen an ihrer Seite. Leider verlor Jakub – unser Sprinter – dann dort Mathieus Hinterrad und wurde im Sprint eingebaut. Der fünfte Platz ist trotz allem ein gutes Ergebnis; vor allem können wir auf unsere Mannschaftsleistung stolz sein und dass nehmen wir auch für die kommenden Sprints mit – genauso wie das Maglia Rosa und Maglia Ciclamino. Die wir mit nach Sizilien nehmen.


Heute ist erstmal Ruhetag, wobei die Beschreibung Reisetag treffender wäre. Denn, es war eine kurze Nacht. Der Wecker klingelte um 6:15 Uhr und wenig später ging es ab zum Flughafen. Auf Sizilien angekommen, drehen wir dann später noch eine Stunde mit dem Rad und relaxen so gut wie möglich, bevor es morgen Richtung Vulkan geht!“

Fotos: Photonews.be, Stefan Rachow / Mr. Pinko

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