Die spannendsten Prognosen zum Giro d’Italia 2020 – mit Ex-Weltmeister Maurizio Fondriest

30.09.2020

Was können wir vom Giro d’Italia 2020 erwarten? Alpecin Cycling hat acht gewagte Thesen aufgestellt und Ex-Weltmeister Maurizio Fondriest damit konfrontiert. Fondriest, Fan des Giro und intimer Kenner der Szene, bezieht Stellung.


Die im Oktober vorherrschenden Wetterbedingungen werden den Giro so beeinflussen, dass er nicht wie geplant ausgetragen werden kann
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„Natürlich wird das Wetter Einfluss auf den Giro d’Italia nehmen, aber ich denke nicht mehr als in den Vorjahren. Als Vincenzo Nibali den Giro zuletzt gewann, sagte man auch eine gesamte Etappe ab. Daher denke ich, diese These ist durchaus zu bestätigen und eine Änderung oder Absage von Etappen wäre nicht überraschend. Schaut man aber auf das Oktober-Wetter der vergangenen Jahre, gab es zum Teil sogar bessere Bedingungen als im Mai.“

Der Giro ist durch die veränderte Streckenführung – ohne Grande Partenza in Ungarn – härter geworden als ursprünglich geplant. Sieben anstatt fünf Bergankünfte. Drei statt zwei Zeitfahren. An Tag drei bereits die Ätna-Etappe auf Sizilien!

„Der Giro ist und war historisch gesehen immer ein Rennen für Bergfahrer. Das war in den vergangenen Jahren so und ist auch durch die veränderten Rahmenbedingungen so geblieben. Die Teams werden ihre Taktik ohnehin danach ausgerichtet haben und werden diese also nicht großartig ändern müssen“.

Ineos Grenadier schlägt nach der Niederlage bei der Tour de France beim Giro zurück; dominiert in gewohnter Manier die Rundfahrt und stellt mit Geraint Thomas den Gesamtsieger.

„Bereits seit einigen Jahren versucht Ineos Grenadier, den Giro d’Italia zu gewinnen. Zu Sky-Zeiten mit Bradley Wiggins, Geraint Thomas und Mikel Landa. Zuletzt gelang der Gesamtsieg Christopher Froome im Jahr 2018. Geraint Thomas ist es bislang nicht gelungen und nachdem er bei der Tour nicht teilnehmen konnte, wird das Team beim Giro alles auf diese Karte setzen. Die insgesamt 64 Zeitfahrkilometer könnten für Geraint Thomas sprechen; aber die langen und steilen Anstiege des Rennens könnten ihm genau so einen Strich durch die Rechnung machen.“

Vincenzo Nibali ist zu alt geworden, um den Giro nochmal zu gewinnen!

„Natürlich zählt Nibali zu der älteren Generation von Rennfahrern, aber er profitiert von seiner Erfahrung. Gerade in der letzten Woche einer Rundfahrt zählt er zu den Fahrern, die man beachten sollte. Das hat er bei seinem letzten Sieg im Jahr 2016 beeindruckend unter Beweis gestellt. Er zählt wahrscheinlich nicht zu den Topfavoriten, den Kampf um das Rosa Trikot wird er aber sicher annehmen.“

Die drei Zeitfahren – insgesamt über 64,7 Kilometer – entscheiden den Giro d’italia 2020!

„Eine schwierige These. Dafür spricht beispielsweise der Sieg von Tom Dumoulin in 2017. Hier hat sich der Niederländer ja erst beim abschließenden Zeitfahren das Rosa Trikot zurückgeholt. Wäre der Giro 2018 ebenfalls mit einem Zeitfahren zu Ende gegangen, hätte es ähnlich ausgehen können. Wobei Chris Froome – Sieger in 2018 – natürlich auch herausragend in dieser Disziplin ist. Meine Antwort lautet: Nein, der Giro wird in den Bergen entschieden.“

Ein junger frischer frecher Fahrer wie Remco Evenepoel fehlt dem Giro extrem!

„Nein, das Feld der Favoriten macht den Giro spannend und interessant genug!“

Die Nove Colli-Etappe sorgt im Gesamtklassement für große Zeitabstände!

„Die vielen kurzen Anstiege und neun „Hügel“ machen diesen Abschnitt zu einer echten Klassikeretappe. Dazu kommt die Gesamtlänge von 204 Kilometern. Ich bin ehrlich gesagt gespannt, wie der Kurs des legendären Jedermann-Rennens bei den Profis ankommt. Es ist eine harte Etappe, die viel abverlangen wird. Grundsätzlich glaube ich aber nicht, dass diese Etappe zu großen Zeitabständen führt.“

Peter Sagan holt sich beim Giro seinen ersten Saisonsieg, weil nur Arnaud Demare mit einem „echten“ Sprintzug am Start steht.

Ich bin sehr glücklich, dass Peter Sagan, trotz der Teilnahme an der Tour auch am Giro teilnehmen wird. Ich glaube fest an einen Etappensieg von Sagan, weil er noch immer hungrig ist und ein Jahr ohne Etappensieg bei einer Grand Tour wird er nicht auf sich sitzen lassen. Dass nur Demare einen Sprintzug am Start haben wird, spielt dabei keine Rolle. Sagan ist ein Winner und das wird er zeigen.