Vorschau Giro d’Italia 2024: 21 Etappen plus Profile
Wo führt die 107. Italien-Rundfahrt lang und wie schwierig sind die einzelnen Etappen? Alle Antworten dazu gibt es hier! Eines vorweg: Insgesamt gibt es 2 Einzelzeitfahren, 6 flache, 6 bergige und 7 hügelige Etappen. Zusammen summiert sich das auf 3.321,2 Kilometer und 42.900 Höhenmeter.
1. Etappe | 4. Mai | Venaria Reale – Turin | 136 km
Keine Chance für die Top-Sprinter aufs Rosa Trikot zum Auftakt des Giro d’Italia . Denn wie die Tour de France beginnt auch die Italien-Rundfahrt 2024 mit einer anspruchsvollen Etappe. Auf dem relativ kurzen Abschnitt von Venaria Reale nach Turin müssen die Fahrer gleich über drei „klassische“ Anstiege: Berzano di San Pietro, Superga und Colle della Maddalena werden ihn schon – schnell gefahren – einiges abfordern. Der letzte Teil – auf dem auch der 6,1 Kilometer lange Kategorie-2-Anstieg Colle della Maddalena liegt – ist ein Rundkurs in Turin, auf dem viel passieren kann.
2. Etappe | 5. Mai | San Francesco al Campo – Santuario di Oropa | 150 km
Die erste Bergankunft „erwartet“ die Fahrer bereits an Tag zwei. Von San Francesco al Campo durchquert das Peloton die Gebiete Canavese und Biellese, erklimmt die Kategorie-3-Anstiege Oasi Zegna und Nelvaum, um nach knapp 140 Kilometern an den Fuß des legendären Oropa-Anstiegs zu gelangen. 11,8 Kilometer führt die Straße bei einer Steigung von 6,2 Prozent im Durchschnitt hoch zum Kloster. Berühmt geworden ist dieser Anstieg durch Marco Pantani. Hier errang „Il Pirata“ einen fulminanten Sieg, als er nach einem Reifenschaden von hinten kommend, alle überholte und als Solist zum Gipfel stürmte.
3. Etappe | 6. Mai | Novara – Fossano | 165 km
Auf den erste Blick scheint die Etappe wie gemacht für die Top-Sprinter. Keine großen Schwierigkeiten auf dem 165 Kilometer langen Abschnitt von Novara durch die Poebene nach Fossano. Allerdings führt der Weg zur Ziellinie über nicht ganz einfach zu fahrende, leicht ansteigende 1,8 Kilometer.
4. Etappe | 7. Mai | Acqui Terme – Andora | 187 km
Am vierten Tag verlässt der Giro nach dem Start in Aqui Terme das Piemont. Die Fahrer schnuppern einen Hauch von Mailand-Sanremo, da die Strecke nach Überquerung des Colle del Melogno (4. Kategorie) an der ligurischen Küste entlangführt und sogar noch im Finale über einer der berühmten Capi, das Capo Melle, verläuft. Allerdings wird wohl auch dieser kleine Aufgalopp die Chance der Sprinter auf einen Etappensieg nicht verringern.
5. Etappe | 8. Mai | Genua – Lucca | 176 km
Von der Hauptstadt Liguriens führt die fünfte Etappe über die Via Aurelia, entlang der Küste, um in der Toskana zu Ende zu gehen. Im Etappenziel Lucca könnten die Sprinter wieder den Sieg unter sich ausmachen, wenn ihre Teams das Rennen hoch zum Kategorie-4-Anstieg Montemagno, der knapp 20 Kilometer vor dem Ziel überquert wird, kontrollieren.
6. Etappe | 9. Mai | Viareggio – Rapolano Terme | 177 km
Ins Herz der Toskana führt der sechste Tagesabschnitt. Zielort Rapolano Terme, bekannt durch seine Thermal-Quellen, liegt nur 20 Kilometer entfernt von Siena. Kein Wunder also, dass an diesem Tag auch gegravelt wird – auf den Strade Bianche der Toskana. Drei Schotter-Sektoren mit einer Länge von insgesamt 11,6 Kilometer Länge müssen die Fahrer auf den finalen knapp 50 Kilometer bewältigen. Am schwierigsten wird der zweite Sektor sein, der über 4,8 Kilometer hoch zum Kategorie 4-Anstieg in Grotti führt.
7. Etappe | 10. Mai | Foligno – Perugia (EZF) | 37,2 km
Das erste von zwei Einzelzeitfahren dieses Giro führt über 37,2 Kilometer von Foligno nach Perugia. Während die ersten gut 30 Kilometer ein klassischer Rollerkurs sind, wo es auf absolute Leistung und Aerodynamik ankommt, steigt der Parcours zum Ziel hin an. So ist auch das Finale dieses Contre la Montre ein Anstieg der 4. Kategorie mit einer Länge von 3 Kilometern mit 7 Prozent Steigung im Durchschnitt.
8. Etappe | 11. Mai | Spoleto – Prati di Tivo | 153 km
Die nur 153 Kilometern kurze Bergetappe mit der Ankunft am „Gipfel“ in Prato di Tivo wird der erste echte Formtest der Klassementfahrer sein und wird zeigen, wer wie stark am Berg ist. Die Strecke des 8. Tagesabschnitt führt eigentlich nur hoch und runter.
Gleich nach dem Start in Spoleto klettern die Fahrer über 8,2 Kilometer und knapp 400 Höhenmeter hoch zur unkategorisierten Forca di Cerro. Nach einer Abfahrt folgt dann der 16,3 Kilometer lange Kategorie-2-Anstieg zur Forca Capistrello. In der Folge befinden sich die Fahrer für knapp 80 Kilometer auf welligen Straßen auf einem Hochplateau, ehe wieder zur Croce Abbio (1276 Meter) „Höhe gemacht“ wird. Von dort oben führt die Strecke für rund 35 Kilometer bergab, ehe der Schlussanstieg beginnt. 14,6 Kilometer bei durchschnittlich 7 Prozent Steigung führt der Kategorie-1-Anstieg hoch ins Skigebiet – nur unweit des Campo Imperatore.
9. Etappe | 12. Mai | Avezzano – Neapel | 206 km
An Tag neun des Giro d’Italia haben die Fahrer den ersten von vier „langen Riemen“ mit einer Distanz von über 200 Kilometer zu bewältigen. Schwierigkeiten gibt es auf dem Weg von Avezzano nach Neapel nicht wirklich. Zu Beginn verläuft der Parcours bergab. Die finalen 30 Kilometer sind leicht wellig. Mit ordentlich Tempo dürften die Sprinter im Windschatten ihrer Teamkollegen im Pulk jedoch über diese „Kicker“ dem Ziel entgegenfliegen und in einem Sprint Royal den Sieger ausmachen.
10. Etappe | 14. Mai | Pompei – Cusano Mutri (Bocca della Selva) | 141 km
Nach dem ersten Ruhetag dieser Italien-Rundfahrt startet die 10. Etappe in Pompei. Danach verläuft die Strecke relativ flach durch Nola und Montesarchi, ehe sie wieder bergauf führt zu den Kalksteinmassiven wie Camposauro – ein Kategorie-zwei-Anstieg mit einer Länge von 6,1 Kilometer und 7,8 Prozent durchschnittliche Steigung. Nach einer Abfahrt folgt zunächst ein moderater Anstieg – gepaart mit Wellen über Guardia Sanframondi -, ehe Cusano Mutri erreicht wird.
Kurz hinter dem Ort beginnt der Schlussanstieg mit einer Länge von knapp 18 Kilometern und moderater Durchschnittssteigung von 5,6 Prozent. Trotz der Bergankunft bietet dieser Abschnitt eine geradezu perfektes Terrain für eine mit Bergfahrern besetzte Ausreißergruppe, aus deren Reihen am Ende der Sieger kommen könnte.
11. Etappe | 15. Mai | Foiano di Valfortore – Francavilla al Mare | 203 km
Sprinter-Teams versus Ausreißer! Unter diesem Motto könnte der 203 Kilometer lange Abschnitt stehen. Während die Etappe nach dem Start in Foiano di Valfortore aufgrund der Steigung die explosiven, endschnellen Männer in Verlegenheit bringen könnten, so ist nach gut 50 Kilometern das Schwerste geschafft. Organisieren sich hier die Sprinter-Mannschaften, so haben sie in Richtung Meer knapp drei Rennstunden Zeit, die „Flüchtigen“ einzuholen. Spannend könnte es allerdings noch einmal werden, wenn der Wind am Nachmittag an der Küste stärker auf- oder ablandig weht, denn die finalen 80 Kilometer verlaufen an der Küste entlang.
12. Etappe | 16. Mai | Martinsicuro – Fano | 183 km
„Die“ Etappe dieses Giros für Puncheure und Klassikerjäger. Denn nach knapp 60 Kilometer Anlauf im Flachen, führen die restlichen 120 Kilometer des 12. Tagesabschnitts über gut ein Dutzend kurze und steile Anstiege in den Marken. Lediglich fünf davon sind kategorisiert und der Entscheidende wird wohl die Rampe hoch nach San Costanzo sein, die 12 Kilometer vor dem Etappenziel Fano liegt. Hier könnten sich einer oder mehrere Fahrer aus der Ausreißergruppe absetzen, um den Sieg unter sich auszumachen.
13. Etappe | 17. Mai | Riccione – Cento | 179 km
Die Etappe mit den geringsten Höhenmeter erwartet die Fahrer zwischen Riccione an der Adria und Cento. Gerade mal 150 Höhenmeter werden am Ende des tellerflachen Ritts über 179 Kilometer „in den Büchern stehen“. Ein Tagesabschnitt also, der geradezu gemalt für die Sprinter ist.
14. Etappe | 18. Mai | Castiglione delle Stiviere – Desenzano del Garda (EZF) | 31 km
Das zweite Zeitfahren dieses Giro d’Italia könnte aufgrund des flachen Parcours eine Angelegenheit für die Rouleure unter den Time Trial-Speziaisten werden. Tendenziell führt die Strecke, die in einem großen Bogen zum Zielort an den Gardasee verläuft, flach und ohne große Richtungsänderungen. Zeitfahrspezialist „Pippo“ Ganna wird sich diesen Tag sicher Rot im Kalender markieren.
15. Etappe | 19. Mai | Manerba del Garda – Livigno | 220 km
Mit der längsten Etappe endet die zweite Woche des Giro d’Italia 2024. 220 Kilometer müssen die Fahrer vom Ufer des Gardasees auf dem Weg in die Alpen zurücklegen. Als wäre das nicht schon Anstrengung genug, summieren sich die Höhenmeter auch auf den Rekordwert von 5200 für diese Italien-Rundfahrt.
Nach einem kleinen Aufgalopp hoch nach Lorino folgt der erste echte Anstieg des Tages mit dem Colle San Zeno. 13,8 Kilometer zieht sich der Kategorie-2-Anstieg hoch mit Steilstücken von bis zu 14 Prozent. Ein gutes Warm-up für das, was in rund 120 Kilometer die Fahrer noch erwartet. Nach dem Grenzübertritt in die Schweiz müssen sich die Profis zur Forcoloa di Livigno auf 2315 Meter „hochschrauben“. Zurück in Italien folgt eine gut 11 Kilometer lange Abfahrt nach Livigno und der Schlussanstieg mit einer Länge von 8,1 Kilometer. Dieser verläuft zuerst auf der Straße, die hoch zum Passo d’Eira führt, ehe die Strecke dann die letzten 2 Kilometer über die Mottolino-Skipiste hinaufführt mit Steigungen von bis zu 18 Prozent.
Schlussanstieg Mottolino – Profil
16. Etappe | 21. Mai | Livigno – St. Christina in Gröden (Monte Pana) | 202 km
Die Fahrer machen nach dem Ruhetag dort weiter, wo sie auf der vorherigen 15. Etape gestoppt haben. Sowohl was Schwierigkeit und Länge der vorherigen Etappe betrifft, als auch die Location. Gleich nach dem Start in Livigno auf 1915 Meter steigt die Straße für 4,5 Kilometer zum unkategorisierten Passo di Eira (2210 Meter) an. Gefolgt von einer kurzen Abfahrt beginnt direkt wieder eine kurze Kletterpartie hoch zum Passo di Foscagno (2281 Meter). Nach einer gut 20 Kilometer langen Abfahrt beginnt in Bormio die Anfahrt zur Cima Coppi dieser Italien-Rundfahrt. Das Stilfser Joch mit seinen 2758 Metern ist der höchste Punkt dieses Giro d’Italia. 20,2 Kilometer lang ist der Aufstieg mit durchschnittlich 7,2 Prozent Steigung – verteilt auf 39 Kehren.
Vom Gipfel führt eine 25 Kilometer lange Abfahrt über 48 Kurven hinunter nach Prad. Durchs Etschtal und über Meran erreichen die Fahrer dann bei Rennkilometer 157,9 Bozen. Kurz hinter der Südtioler Landeshauptstadt beginnt das Finale dieser Etappe. Zuerst mit dem sanften aber langen Karegorie-1-Anstieg hoch zum Pandersattel ( 23,4 km bei 4,7 %) und nach einer kurzen Zwischenabfahrt führt die Strecke hoch über 7,6 Kilometer bei durchschnittlich 6,1 Prozent Steigung zur Bergankunft (Kategorie 2) nach Santa Christina im Val Gardena.
Schlussanstieg Santa Christina – Profil
17. Etappe | 22. Mai | Wolkenstein / Gröden – Passo del Brocon | 154 km
Die kurze und knackige 17. Etappe führt über 159 Kilometer durch die Dolomiten. Gleich nach dem Start in Wolkenstein erklimmen die Profis den 2244 Meter hohen Passo Sella – einen Kategorie-2-Anstieg mit einer Länge von 8,9 Kilometern bei durchschnittlich 7,4 Prozent Steigung. Nach einer kurzen schnellen Abfahrt und einem längeren leicht abfallenden Passage durchs Fassa-Tal erreichen sie Predazzo. Hier finden die Skisprungwettbewerbe der Olympischen Winterspielen 2024 statt.
Von Predazzo aus führt der Parcours teils durchs offene Gelände, teils durch den Wald hoch zum Kategorie-1-Berg Passo Rolle. Ein langer Anstieg mit 19,8 Prozent, durch seine durchschnittliche Steigung von 4,8 Prozent ist er von dieser Seite nicht allzu schwer zu fahren. Nach der langen Abfahrt überfliegt das Peloton dann den kürzeren Passo Gobbera (3. Kategorie), ehe das Finale mit dem doppelten Passo Brocon eingeläutet wird.
Knapp 50 Kilometer vor Ziel führt die erste Passage über 13,3 Kilometer bei 6,5 Prozent Steigung im Durchschnitt hoch zur Passhöhe. Nach einer 15 Kilometer langen Abfahrt erfolgt die Kletterpartie zur letzen Bergankunft dieses Giro d’Italias. Mit einer Länge von 14 Kilometer und Rampen mit bis zu 14 Prozent bietet er den Schauplatz für ein Duell der Besten.
Erste Auffahrt Passo Broncon – Profil
Schlussanstieg Passo Broncon – Profil
18. Etappe | 23. Mai | Fiera Di Primiero – Padua | 166 km
Eine Etappe zum Durchatmen für die GC-Fahrer und ihre Teamkollegen. Nicht aber für die „Hasardeure“ und die Sprinter-Teams. Denn bei dem 166 Kilometer langen Abschnitt wird es zum erwarteten und beliebten Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ausreißern und Sprintermannschaften kommen, wenn das Peloton nach dem Start in Feltre durch die Prosecco-Weinberge Kurs auf Padua nimmt.
19. Etappe | 24. Mai | Mortegliano – Sappada | 154 km
Wie gemalt ist das Profil für bergfeste und kletterstarke Ausreißer. Mit 2700 Höhenmetern auf 155 Kilometern Länge bei weitem nicht so schwierig wie eine Hochgebirgsetappe, aber anspruchsvoll genug, um sich abzusetzen. Der Parcours steigt nach dem Start in Mortegliano über Tolmezzo bis zum Gipfel des Passo Duron (Kategorie 2) kontinuierlich an. Nach einer Abfahrt folgt mit der Sella Valcalda (Kategorie 3) das zweite topographische Hindernis des Tages, ehe es in den letzten Anstieg nach Sappada geht. Der Kategorie-2-Berg ist 8,5 Kilometer lang und weist eine durchschnittliche Steigung von 4,7 Prozent auf. Ist die Passhöhe erreicht, verlaufen die letzten 7 Kilometer erst abfallend dann leicht ansteigend ins Ziel.
Schlussanstieg Sappada – Profil
20. Etappe | 25. Mai | Alpago – Bassano Del Grappa | 175 km
Die letzte schwere Bergetappe dieses Giro d’Italia führt am vorletzten Tag der Rundfahrt gleich zwei Mal über den Monte Grappa – jeweils von der Semonzo-Seite aus. Nach einer flachen ersten Hälfe der Etappe, die lediglich über die Muro di Ca’ del Poggio (4. Kategorie) führt, wird der Anstieg erstmalig bei Rennkilometer 80 in Angriff genommen. Über 18,2 Kilometer mit durchschnittlich 8,1 Prozent windet sich die Straße hoch zur Passhöhe auf 1675 Meter. Nach einer Abfahrt mit einer kurzen Zwischensteigung bei Il Pianaro führt der Parcours über 27,4 Kilometer hinunter nach Semonzo, wo der zweite Akt dieses Schauspiels am Berg beginnt. Von der letzen Überfahrt sind es dann noch 30,5 Kilometer ins Ziel nach Bassano del Grappa.
21. Etappe | 26. Mai | Rom – Rom | 126 km
Wie schon 2023 geht der Giro auch 2024 in der ewigen Stadt zu Ende. Das Kolosseum bietet eine großartige Kulisse, um die Fahrer nach den gut dreiwöchige Strapazen gekonnt in Szene zu setzen. Den Sieg in Rom werden die noch im Rennen verbliebenen Sprinter unter sich ausmachen.
Grafiken: RCS Sport