Frühjahrsklassiker-Vorschau: Paris-Roubaix 2023

05.04.2023

Die „Königin der Klassiker“ führt am Ostersonntag, den 9. April 2023, auf ihrem Weg vom Startort Compiègne bis ins Ziel nach Roubaix über 256,6 Kilometer – davon 54,5 Kilometer über Kopfsteinpflaster.

Auch wenn es kleine Veränderungen bei den Pave-Sektoren im Vergleich zum Vorjahr gibt, so wird die Szenerie der der vergangenen Jahre ähneln. Auf den ersten rund 100 Kilometer von Compiegne in Richtung Norden fahren die Fahrer noch „unbehelligt“ von Pflastersteinen.

Der erste Sektor beginnt bei Rennkilometer 96,3 mit dem Abschnitt Troisvilles nach Inchy. Schon der übernächste Abschnitt von Quiévy nach Saint-Python ist mit vier Sternen „hochdekoriert“ – sprich anspruchsvoll – und könnte schon mal einen Vorgeschmack für die erste „Schlacht“ bei Wallers geben.


Da findet nämlich mit dem Wald von Arenberg das erste Highlight dieses Frühjahrsklassiker statt. Diese 2,3 Kilometer lange Strecke über ruppigste Pflastersteine hat mit fünf Sternen den höchsten Schwierigkeitsgrad und eröffnet bereits das Finale – mehr als 95 Kilometer vor dem Ziel.

Es folgen weitere neunzehn Kopfsteinpflasterabschnitte, von denen zwei weitere fünf Sterne besitzen – und so geradezu prädestiniert für Attacken und Tempoverschärfungen sind.

Das ist zum einen 50 Kilometer vor dem Ziel der drei Kilometer lange Mons-en-Pévèle. Und zum anderen das Carrefour de l’Arbre mit einer Länge von 2 Kilometern rund 17 Kilometer vor dem Velodrom.

Nach dem Carrefour de l’Arbre folgen drei „leichtere“ Sektoren; der letzte in Roubaix das Espace Charles Crupeland ist schon gar nicht mehr als solcher wahrzunehmen, ehe das Rennen mit eineinhalb Runden auf dem Vélodrome André Pétrieux endet.

Der Parcours von Paris -Roubaix 2023

Die Kopfsteinpflasterabschnitte von Paris-Roubaix 2023

Favoritencheck: Wer gewinnt Paris-Roubaix 2023?

Wout van Aert oder Mathieu van der Poel? Wer den Kreis der Favoriten nur auf dieses Duell beschränkt, macht einen Fehler. Denn Roubaix ist doch ein ganz anderes Rennen als die flandrischen Klassiker. Es ist etwas unberechenbarer, was nicht gleichbedeutend ist, mit: Es gewinnt kein starker Fahrer. Aber durch das Wegfallen der vielen Hügel ist das Fahrergewicht weniger entscheidend. Es zählt vielmehr die absolute Leistung – und das erweitert den Favoritenkreis. Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Teamstärke und die sich daraus ergebene Taktik entscheidend für Erfolg und Misserfolg sein kann.

Und da kommt man an den Gelb-Schwarzen nicht vorbei. Jumbo-Visma ist auch ohne Podiumsplatzierung bei der Ronde „die“ Mannschaft der flämischen Rennen. Vorjahressieger Dylan van Baarle, Christophe Laporte, Tiesj Benoot und nicht zuletzt Wout van Aert haben 2023 alle mindestens ein Rennen auf Flanderns heiligem Boden gewonnen. Und nicht zu vergessen Nathan Van Hooydonck, der bei der Ronde alles aus sich herausholte und am Ende noch Elfter wurde.  Dieser starke Block gibt den „Jumbos“ mannigfache Möglichkeiten, zu agieren.

Auch die bisher glück- und sieglosen Mannen von Soudal-Quick Step könnten auf den Paves im Norden Frankreichs zum Befreiungsschlag ausholen. Kasper Asgreen zeigte schon bei der Ronde eine erstklassige Leistung. Und Teamkollege Yves Lampaert hat zur „Hölle des Nordens“ eine sehr positive Beziehung. Sieben Mal am Start, sieben Mal das Ziel erreicht – in den vergangenen drei Austragungen war der Belgier immer in den Top Ten. Mit Davide Ballerini sowie Florian Senechal und einem Top-Sprinter kann die Equipe von Patrick Lefevre ganz unterschiedlich agieren.

Mindestens genauso stark wie Asgreen fuhr „King Küng“ bei der Flandern-Rundfahrt. Der Schweizer Stefan Küng (Groupama-FDJ) hat Druck und liebt die Paves. Nach Rang drei im vergangenen Jahr könnte es dieses Jahr vielleicht für ihn klappen, um am Ende den begehrten Pflasterstein in die Höhe zu recken.

Nach der Leistung vom vergangenen Sonntag muss auch Mads Pedersen (Trek-Segafredo) zu engerem Favoritenkreis gezählt werden. Mit Jasper Stuyven, der bislang eher ein durchwachsenes Frühjahr hatte – abgesehen von Rang 10 bei Mailand-Sanremo –, sowie Quinn Simmons und Daan Hoole hat Trek-Segafredo zudem einige ernstzunehmende Optionen.

Auch wenn mit Dylan van Baarle der Gewinner von 2022 nicht mehr in den Reihen von Ineos-Grenadier zu finden ist, so könnte ein anderer Profi des britischen Rennstalls für Furore sorgen. Filippo Ganna, der Zweitplatzierte von Mailand-Sanremo, hat sich auf dieses Monument ganz speziell vorbereitet. Die Power hat er, kommt er ohne Defekt und Sturz durch, darf man Großes von ihm erwarten.

Genauso wie von Mathieu van der Poel. Wie der Alpecin-Deceuninck-Profi Im Interview vor der Ronde erklärte, besitzt er eine breitere Basis als noch 2022 – sprich er hat am Ende solch langer Rennen noch Punch. Und das erfordert auch ein Rennen wie Paris-Roubaix. Entscheidend für ihn wird sein, die richtige Gruppe nicht zu verpassen oder im richtigen Moment, die Gruppe des Tages zu initiieren. Gelingt ihm das, scheint er mit der Form der Flandern-Rundfahrt nur sehr schwer zu schlagen zu sein.

Grafiken A.S.O.

Fotos: Photonews.be