Alpecin Fenix und Mathieu van der Poel geben Debüt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich
Normalerweise ist „La Doyenne“ der letzte echte Klassiker des Frühjahrs – doch was ist in diesen Zeiten schon normal. Was gleichgeblieben ist, dieses Ardennen-Rennen zählt im Gegensatz zum Fleche Wallone oder dem Amstel Gold Race als einziges der zu den fünf Monumenten. Zu Recht!
Die 256 Kilometer sind eine Achterbahn durch die Ardennen, durch die vielen Côte und Cols kommen gut 4500 Höhenmeter zusammen, so viel wie sonst nur bei Königsetappen von Grand-Tours. Wer sich hier bislang in die Siegerliste eintrug, war entweder ein kletterstarker Puncheur wie Philippe Gilbert und Simon Gerrans oder aber ein antrittsstarker Klassementfahrer wie Alejandro Valverde, der schon vier Mal gewann, oder Dan Martin. Echte Solosiege, wie im Vorjahr durch Jakob Fuglsang sind eher selten.
Höhenprofil von Lüttich-Bastogne-Lüttich
Seit 2019 hat der Veranstalter die Streckenführung und somit auch den Charakter des Rennens allerdings. verändert Letzte echte Schwierigkeit bei Lüttich–Bastogne-Lüttich ist nun die Côte de La Roche-aux-Faucons – 1,3 Kilometer lang und im Durchschnitt elf Prozent steil. Die finalen Kilometer nach dem „Falkenfelsen“, wie dieser kategorisierte Anstieg genannt wird, sind dann eher flach. Wer es nicht auf en Ausscheidungsfahren oder gar eine Entscheidung im Sprint auf der Zielgeraden ankommen lassen will, muss schon früher angreifen – beispielsweise an der Côte de La Redoute knapp 40 Kilometer vor dem Ziel.
Alpecin Fenix startet bei „La Doyenne“
Neu in 2020 ist, dass erstmals das Team Alpecin Fenix bei Lüttich-Bastogne-Lüttich startet. Voraussichtlich auch mit Top-Fahrer Mathieu van der Poel, der gerade erst die Schlussetappe der BinckBank Tour gewann und sich damit auch die Gesamtwertung dieses WorldTour-Etappen-Rennen sicherte.
„Mathieu nimmt hier ganz sicher die Rolle eines Underdogs ein. Er soll das Rennen kennenlernen. Und wenn möglich mit der Unterstützung des Teams seine Chance nutzen, wenn diese sich bietet“, erklärt Teammanager Philip Roodhooft die Nominierung. Denn und dessen ist sich Roodhooft bewusst, verlangt dieser Ardennen-Klassiker andere Qualitäten von dem Fahren ab als beispielsweise die Flandern-Rundfahrt, bei der van der Poel vergangenes Jahr: „Die Fahrer, die hier vorne landen, sind zumeist alles auch gute Bergfahrer, die Anstiege länger sind als bei der Ronde. Dafür ist die Explosivität, die man bei der Flandern-Rundfahrt braucht, hier nicht so wichtig“, so Roodhooft weiter.
Für ihn sind La Redoute, Rouche-aux-Faucons und – wenn eine Gruppe ankommt – der Zielsprint die neuralgischen Punkte im Rennen. Ein Unterschied zur Austragung im Frühjahr sieht er weniger in den Witterungsverhältnissen – „diese können ähnlich sein“ -, sondern in der ungewohnten Vorbereitung und den Saisonverlauf mit dem neue Rennkalender an. Auch wenn aufgrund des gleichzeitig stattfindenden Giro d‘Italia nicht die komplette Weltspitze am Start stehen kann, sieht er das nicht als Makel: „Der Stellenwert ist derselbe. Wer gewinnen will, muss die Fahrer schlagen, die am Start stehen – ob bei der Tour oder den Klassikern – und das wird schwer genug sein.“
Zu den Favoriten zählt Roodhooft Michael Woods und Michael Kwiatkowski – in Abwesenheit des Vorjahressiegers Jakob Fuglsang. Daneben könnten aber durch die jüngsten Erfolge und guten Leistungen im Aufwind befindlichen Dan Martin, Marc Hirschi und Julian Alaphillipe auch Ansprüche geltend machen.
Foto: Stefan Rachow/mrpinko