17. Etappe der Tour de France 2023: Felix Gall gewinnt Königsetappe

19.07.2023

Der 25 Jahre alte Österreicher Felix Gall (Ag2r-Citröen) hat die Königsetappe der Tour de France 2023 gewonnen. Er siegte auf der 17. Etappe von Saint-Gervais Mont Blanc über den Col de la Loze nach Courchevel vor Simon Yates (Jayco-AlUla) mit 34 Sekunden Vorsprung. Dritter wurde Pello Bilbao (Bahrain-Victorious). Die drei gehörten zu einer ehemals über 30 Fahrer großen Ausreißergruppe, die sich früh im Rennen gebildet hatte. Der Führende im Gesamtklassement Jonas Vingegaard wurde Vierter und distanzierte seinen ärgsten Widersacher Tadej Pogačar um mehr als fünf Minuten. Der Slowene brach am Aufstieg zum Col de la Loze ein und musste früh abreißen lassen.

In der Gesamtwertung führt Jonas Vingegaard nun mit 7:45 Minuten Vorsprung auf Tadej Pogačar. Dritter ist Pogačars Teamkollege Adam Yates mit einem Rückstand von 10:45 Minuten zu Vingegaard.

Passiert nichts Unvorhergesehenes mehr, ist Vingegaard der Tour-Sieg in den kommenden vier Etappen nicht mehr zu nehmen.

So verlief die 17. Etappe der Tour de France 2023

Nervös wie Rennpferde in der Startbox tänzelten die Profis hinter dem Auto des Renndirektors Christian Prudhomme, bis dieser die 17. Etappe freigab. Dann aber attackierten erstmal nur wenige Fahrer. Wenige später aber kam Leben ins Peloton und rin angriff jagte den anderen.

12 Kilometer nach dem Start bildete sich dann eine Ausreißergruppe mit Rafal Majka ( UAE-Emirates ), Thibaut Pinot ( Groupama-FDJ ), Rigoberto Uran ( EF Education-EasyPost ), Julian Alaphilippe ( Soudal Quick-Step ), Jack Haig ( Bahrain-Victorious), Giulio Ciccone ( Lidl-Trek ), Mattias Skjelmose ( Lidl-Trek ) Ben O’Connor ( AG2R-Citroën ), Felix Gall ( AG2R-Citroën ), Rui Costa (Intermarché-Circus-Wanty ), Kevin Vermaerke ( Team dsm-firmenich ), Krists Neilands ( Israel-Premier Tech ), Simon Yates ( Jayco-AlUla ), Lawson Craddock ( Jayco-AlUla ), Chris Harper ( Jayco-AlUla ), Clément Champoussin ( Arkéa-Samsic ), Jonas Gregaard ( Uno-X )

Für Tadej Pogačar gab es eine Schrecksekunde als er im ersten Anstieg sich am Hinterrad eines anderen Fahrers aufhängte und zu Boden ging, aber sofort weiterfahren konnte.

Durch das hohe Tempo, das von Lidl-Trek in der Ausreißergruppe angeschlagen wurde, musste Powless gut sechs Kilometer unterhalb des Gipfels der Col des Saisies abreißen lassen und sein Traum vom gepunkteten Trikot begraben.

Im Peloton kontrollierte Jumbo-Visma mit Dylan van Baarle an der Spitze und kontrollierte den Vorsprung der Ausreißer, der gerade mal 30 Sekunden betrug.

Rund zwei Kilometer vor dem Gipfel erhöhte Jumbo-Visma das Tempo derart, das das Peloton auseinanderriss. Ineos-Grenadier mit Carlos Rodriguez war zu diesem Zeitpunkt ebenso abgehängt wie Jai Hindey (Bora-hansgrohe).

Durch die Tempoverschärfung konnten Jonas Vingegaard, Tadej Pogačar, Adam Yates sowie einige ihrer Teamkollegen zur Spitzengruppe aufschließen.

Die Bergwertung am Col des Saisies holte sich Giulio Ciccone. Danach attackierte Julian Alaphilippe in die Abfahrt. Ihm folgten Krists Neilands und Giulio Ciccone.

Auf der Abfahrt liefen dahinter die auseinandergesprengten Gruppen wieder zusammen. Immer mehr Profis ersuchten in Folge zu Alaphilippe & Co. zu springen.

Da das Tempo im Hauptfeld nicht ganz so hoch war, konnten weitere Fahrer nach vorne springen. Darunter auch Wilco Keldermam, Tiesj Benoot (beide Jumbo-Visma), Rafal Majka und Marc Soler (beide UAE Emirates ). Manndeckung der Edelhelfer sozusagen.

Die Spitzengruppe hoch zum zweiten Anstieg des Tages, dem Cormet de Roseend, umfasste mehr als 30 Fahrer: Tiesj Benoot, Wilco Kelderman (beide Jumbo-Visma) Rafal Majka, Marc Soler (beide UAE Team Emirates), David Gaudu, Stefan Küng, Valentin Madouas, Thibaut Pinot, Stefan Küng (alle Groupama-FDJ), Magnus Cort, Rigoberto Urán (beide EF Education-EasyPost), Julian Alaphilippe, Dries Devenyns (beide Soudal-Quick Step), Pello Bilbao, Jack Haig (beide Bahrain Victorious), Giulio Ciccone, Mattias Skjelmose (beide Lidl-Trek), Ben O’Connor, Nans Peters, Felix Gall (alle Ag2r-Citröen), Rui Costa (Intermarché-Circus-Wanty), Guillaume Martin (Cofidis), Gregor Mühlberger (Movistar), Matthew Dinham, Kevin Vermaerke ( beide DSM-Firmenich), Hugo Houle, Nick Schultz, Krists Neilands (alle Israel-PremierTech), Simon Yates, Lawson Craddock, Chris Harper (alle Jayco-AlUla), Clément Champoussin, Simon Guglielmi (beide Arkéa-Samsic), Alexey Lutsenko, Gianni Moscon (beide Astana), Tobias Johannessen, Jonas Gregaard (beide Uno-X).

Bis zum Gipfel des Cormet de Roselend baute diese große Spitzengruppe ihren Vorsprung gegenüber dem Peloton aus. Die Bergwertung sicherte sich erneut Giulio Ciccone. Auf der Abfahrt fiel Krists Neilands aus der erste Gruppe zurück.

Die Bergwertung an der Côte de Longefroy (2. Kategiorie), die ihre Premiere bei der Tour de France feierte, gewann wieder Ciccone. Das Feld kam hier drei Minuten später durch.
Am Einstieg zum Col de la Loze hatte die Gruppe um das Gelbe Trikot mit rund 20 Fahrern noch 2:40 Minuten Rückstand.


In der Spitzengruppe mussten auch viele Fahrer reißen lassen beziehungswese ginge in den Eco-Modus. Darunter waren Stefan Küng, Hugo Houle, Alexey Lutsenko, Mattias Skjelmose und Giulio Ciccone.
In den ersten Kehren übernahm dann Ineos Grenadier für seinen Kapitän Carlos Rodriguez die Nachführarbeit, um den Rückstand zu Simon Yates und Pello Bilbao, die sich beide in der Ausreißergruppe befanden, zu limitieren beziehungsweise in Grenzen zu halten.


Knapp neun Kilometer unter dem Gipfel musste Pogacar reißen lassen. Als Vingegaard das bemerkte schickte er seine Teamkollegen Sepp Kuss nach vorne, um Tempo zu fahren.
An der Spitze ging Felix Gall in die Attacke und konnte sich schnell absetzen – und hatte rund 20 Sekunden Vorsprung gegenüber seinen nächsten Verfolgern.


Pogacar hatte gut fünf Kilometer unter dem Gipfel schon eine Minute Rückstand auf Jonas Vingegaard, der kurze Zeit später aus seiner Gruppe heraus attackierte und dem Gipfel förmlich entgegenflog. Er baute seinen Vorsprung sukzessive aus, obwohl er in einer Kurve durch „strauchelnde“ Motorräder kurz aufgehalten wurde. Kelderman und Benoot ließen sich bewusst von vorne zurückfallen, um ihren Kapitän Vingegaard zu unterstützen

Der Östereicher Felix Gall war der Erste auf dem Dach der Tour, dem Col de Loze auf 2304 Metern Höhe. Dahinter mit 20 Sekunden Rückstand Simon Yates. Dritter dann schon Jonas Vingegaard, der Pello Bilbao und David Gaudu ein- sowie überholte und hier auch noch Bonussekunden bekam.

Auf der Abfahrt hinunter konnte Simn Yates auf Felix Gall ein paar Sekunden gutmachen, kam aber nicht mehr an ihn heran. Vingegaard ging an der Schlussrampe nicht mehr All-in und so konnte sich Pello Bilbao Rang drei sichern.

Etappensieger Felix Gall im Sieger-Interview

„Dieses ganze Jahr war unglaublich. Und jetzt bei der Tour de France so gut abzuschneiden, die Königsetappe zu gewinnen, das ist unglaublich. Ich möchte mich einfach bei meinem Team bedanken, denn sie haben mir so viel gegeben. Es ist nicht einfach, ein dreiwöchiges Etappenrennen zu bestreiten, und dann hatte ich nach ein paar Tagen auch noch die Rolle des Kapiäns. Wir haben uns langsam darauf konzentriert. Das hat mich sehr gestresst. Doch in den letzten Tagen fühlte ich mich immer wohler dabei. Ich hatte Angst, dass ich auf den letzten Kilometern oder in der letzten Abfahrt eingeholt werden könnte. Ich habe mich den ganzen Tag über gut gefühlt. Ich dachte nicht, dass die Ausreißer große Chancen auf den Etappensieg hätten, aber wir beschlossen, mitzufahren, um am letzten Anstieg einen Vorsprung zu haben, damit ich meine Chancen im Finale nutzen konnte. Ich wusste, dass die Etappe sehr schwer war, und ich wusste, wenn wir den ganzen Tag ein hohes Tempo fahren würden, hätte ich gute Chancen auf den Sieg. Ben [O’Connor] hat am letzten Anstieg einen tollen Job gemacht. Unten fühlte ich mich so gut und wartete nur auf den steilen Teil. Oben angekommen, fühlte ich mich nicht mehr so gut, aber ich wollte es versuchen. Ich kann nicht sagen, dass es ein Kindheitstraum ist. Aber vor eineinhalb Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich jetzt in dieser Position sein würde.“

Ergebnisse der 17. Etappe der Tour de France 2023

Tageswertung
1. Felix Gall (Ag2r-Citröen)
2. Simon Yates (Jayco-AlUla) + 0:34 Minuten
3. Pello Bilbao (Bahrain-Victorious) + 1:38 Minuten

Gelbes Trikot | Gesamtwertung
1. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma)
2. Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) + 7:55 Minuten
3. Adam Yates (UAE Team Emirates) +10:45 Minuten

Weißes Trikot | Nachwuchswertung
1. Tadej Pogačar (UAE Team Emirates)
2. Carlos Rodríguez (INEOS Grenadiers) + 4:26 Minuten
3. Tom Pidcock (INEOS Grenadiers) + 8:36 Minuten

Grünes Trikot | Punktewertung
1. Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) 323 Punkte
2. Mads Pedersen (Lidl-Trek) 179 Punkte
3. Brian Coquard (Cofidis) 178 Punkte

Gepunktetes Trikot | Bergwertung
1. Giulio Ciccone (Lidl-Trek)) 88 Punkte
2. Felix Gall (Ag2r-Citröen) 82 Punkte
3. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) 81 Punkte

Fotos: Photonews.be