14. Etappe der Tour de France 2023: Carlos Rodríguez siegt in Morzine
Carlos Rodríguez (INEOS Grenadiers) hat die 14. Etappe von Annemasse nach Morzine Les Portes du Soleil über 151,8 Kilometer gewonnen. Er konnte sich in der Abfahrt vom Col du Joux Plane von Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar absetzen und siegte mit 5 Sekunden Vorsprung vor Pogacar. Vingegaard wurde zeitgleich Dritter. Durch die Bonussekunden auf dem Gipfel des Joux Plane konnte Vingegaard seinen Vorsprung in der Gesamtwertung gegenüber Pogacar auf 10 Sekunden ausbauen. Rodríguez konnte sich in der Gesamtwertung auf Rang drei vorschieben – und verdrängte Jai Hindley (Bora-hansgrohe) um 1 Sekunde.
So verlief die 14. Etappe der Tour de France 2023
Drama gleich zu Beginn der 14. Etappe der Tour de France. Nur wenige Kilometer nach dem Start gab es auf feuchter, rutschiger Straße einen Crash im Peloton. Mindestens 20 Fahrer gingen zu Boden, 20 weitere Fahrer waren darin verwickelt.
Rennorganisator A.S.O. reagierte schnell und neutralisierte das Rennen sofort. Das Feld stand minutenlang still, damit sich alle wieder „sortieren“ konnten. Sprich Wunden verarzten, Rad wechseln etc. Einige Fahrer – darunter Jai Hindley (Bora-hansgrohe) – erlitten Abschürfungen. Der Spanier Antonio Pedrero (Movistar) musste aufgeben und wurde im Krankenwagen abtransportiert. Louis Meintjes (Intermarché – Circus – Wanty) brach sich das Schlüsselbein und musste ebenso das Rennen verlasen.
Nach rund 25 Minuten wurde das Rennen neu gestartet. Es gab eine sogenannten „Rolling Start“, was bedeutet, dass sich das Feld erstmals in „ruhiger“ Fahrt hinter dem Führungsfahrzeug bleibt.
Während an der Spitze am Col de Saxel der Kampf um die Gruppe entbrannte, musste Esteban Chaves EF Education-EasyPost) das Rennen wegen der Folgen des Crashes aufgegeben.
Auf der Abfahrt vom Col de Saxel crashten Romain Bardet (DSM-Firmenich) und James Shaw (EF Education-EasyPost) schwer. Beide mussten das Rennen aufgeben. Im Laufe des Rennes wurde bekannt gegeben, dass auch Ramon Sinkeldam (Team Alpecin-Deceuninck) und Ruben Guerreiro (Movistar) vom Rad gestiegen waren.
In der Zwischenzeit hatten es sich am Beginn des Anstiegs zum Col de Cou 21 Fahrer abgesetzt: Guillaume Martin, Simon Geschke (beide Cofidis), Mikel Landa, Woet Poels (beide Bahrain-Victorious),, Michal Kwiatkowski, Dani Martínez (beide Ineos Grenadier) , Thibaut Pinot, Neilson Powless, Lawson Craddock (beide EF Education-EasyPost), Julian Alaphilippe (Soudal-Quick Step), Nils Politt (Bora-hansgrohe), Giulio Ciccone, Juan Pedro Lopez beide (Lidl-Trek), Alex Aranburu, Gorka Izagirre, Matteo Jorgenson (alle Movistar), Michael Woods, Hugo Houle, Krists Neilands (alle Israel-PremierTech), Clément Champoussin (Arkéa Samsic), Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan) und Tobias Halland Johannessen (Uno-X) waren vorne. Im Feld übernahm nach der hektischen Anfangsphase Jumbo-Visma die Kontrolle.
In der Spitzengruppe entbrannte der Kampf um die Bergpunkte zwischen Alaphilippe, Ciccone und Powless am Col de Cou. Ciccone gewann vor Powless
Auf der Abfahrt vom Col de Cou setzten sich mit Alex Aranburu, Gorka Izagirre und Tobias Halland Johannessen drei Fahrer ab. Als sie wieder eingeholt wurden, attackierten Lopez and Ciccone, Pinot und Woods. Während Lopez zurückfiel, schafften Landa und Aranburu den Sprung ganz nach vorne.
Dann attackierten Woods und Ciccone. In Sichtweite die Verfolger. Wieder gab es einen Fight um die Bergwertung. Wieder hatte Ciccone das Vorderrad vorne.
90 Kilometer vor dem Ziel hatten die verbliebenen Ausreißer gerade noch 20 Sekunden Vorsprung vor dem Feld, das nach wie vor von Jumbo-Visma angeführt wurde,
An der Zwischenwertung – dem Col de Jambaz – waren 11 Fahrer in Führung: Pinot, Landa, Martin, Aranburu, Martinez, G. Izagirre, Poels, Houle, Woods, Ciccone und Lutsenko.
Am Einstieg zum Col de la Ramaz, 64,1 Kilometer vor dem Ziel, hatten die 11 Ausreißer noch 43 Sekunden Vorsprung vor dem Hauptfeld. Dann beschleunigte an der Spitze wieder Ciccone, nur Woods konnte folgen.
Wenige Kilometer später wurden die Verfolger des Duos vom immer kleiner werdenden Hauptfeld eingeholt. Damit war nur noch das Duo Woods und Ciccone vorne. 9 Kilometer unterhalb des Gipfels wurde auch Woods gestellt. Ciccone bäumte sich noch einmal auf und beschleunigte. Doch er wurde auch Minuten später Opfer der Tempoarbeit des Jumbo-Visma-Teams.
Tom Pidcock war das prominenteste Opfer am Col de la Ramaz. Er musste kurz unterhalb der Passhöhe reißen lassen, als Wout van Aert vorne an der Spitze das Tempo machte. Sein Rückstand 25 Sekunden zu Beginn der der Abfahrt vom Col de la Ramaz.
Die Führungsgruppe ums Gelbe Trikot umfasste jetzt 16 Fahrer: Wout van Aert, Sepp Kuss, Wilco Kelderman, Jonas Vingegaard (alle Jumbo-Visma), Felix Grossschartner, Rafal Majka, Adam Yates, Tadej Pogacar ( alle UAE Team Emirates), Jai Hindley (Bora-Hansgrohe), Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers), Pello Bilbao (Bahrain Victorious), David Gaudu (Groupama-FDJ), Simon Yates, Chris Harper ( beide Jayco-AlUla), Guillaume Martin (Cofidis), Felix Gall (Ag2r-Citröen). Auf der Abfahrt verloren Simon Yates, Felix Gall, Guillaume Martin und Chris Harper den Anschluss, kamen aber auf dem Flachstück in Richtung Col du Joux Plane zurück.
Pidcocks Rückstand vergrößerte sich auf 2:42 Minuten bis zum Einstieg zum letzten Berg, dem Col du Joux Plane. Dort Rafal Majka übernahm für seinen Kapitän Pogacar die Führung und Kelderman und van Aert sowie Gaudu fielen zurück. Doch van Aert kam zurück und übernahm die Spitze. Simon Yates und Pelle Bilbao konnten die Gruppe ebenfalls nicht mehr halten.
9,4 vor dem Gipfel übernahm Edelhelfer Sepp Kuss fürs Gelbe Trikot. Insgesamt nur noch 7 Fahrer vorne: Kuss, Vingegaard, Pogacar, Adam Yates, Gall, Hindley, Rodriguez.
Das erste Opfer unter den glorreichen Sieben war Felix Gall. Danach strauchelte Hindley und musste reißen lassen. 4,7 Kilometer vor der Passhöhe ging Adam Yates nach vorne, mit Pogacar am Hinterrad. Kuss und Rodriguez konnten nicht mehr folgen. Vingegaard war isoliert. Ein Kilometer später attackierte Pogacar und riss eine zuerst kleine Lücke zu Vingegaard. Vingegaard versuchte, diese zu schließen. Der Abstand pendelte sich zwischen 3 und 5 Sekunden ein auf den nächsten Kilometern.
1,7 Kilometer vor dem Gipfel war Vingegaard wieder an Pogacar dran. Die Beiden belauerten sich wie Bahnsprinter, Schließlich ging es Col du Joux Plane auch um Bonussekunden- 8 für den ersten, 5 für den zweiten.
500 Meter vor dem Gipfel trat Pogacar an, mussten dann aber wegen einem Motorrad abbremsen. Nun hatte Vingegaard im Sprint Pogacar vor sich und nutzte das Überraschungsmoment und gewann den Bonussprint auf dem Col du Joux Plane.
Durch die taktischen Spielchen der beiden kam Carlos Rodriguez von hinten näher und hatte am Gipfel weniger als eine halbe Minute Rückstand.
Auf der Abfahrt stieß Rodríguez mit Adam Yates im Schlepptau zu Vingegaard und Pogacar vor und konnte sich kurze Zeit später leicht absetzen. Rodríguez konnte seinen Vorsprung halten und siegte in Morzine. Zweiter wurde Pogacar der im Sprint Vingegaard besiegte.
Interview mit dem Etappensieger
„Es ist unglaublich. Ich habe keine Worte. Hier zu sein, ist schon ein Traum. Einen Sieg im besten Rennen der Welt zu erringen, ist unglaublich. Davon habe ich immer geträumt. Das ist super. Ich bin dem Team sehr dankbar für all die Mühe und den Glauben, den sie in mich gesetzt haben. Ich möchte ihnen einfach nur danken. Ich habe es nicht für möglich gehalten, als ich in den Joux Plane gestürzt bin. Ich habe versucht, in meinem eigenen Tempo abzufahren, um dann die Abfahrt so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Ich bin ein guter Abfahrer, das wollte ich ausnutzen. Ich war ein paar Mal kurz davor, zu stürzen, aber ich habe trotzdem etwas riskiert.
Der Sieg von Michal Kwiatkowski gestern und seine Arbeit heute haben mich inspiriert. Kwiato ließ sich dreimal zurückfallen, um uns in den letzten 10 Minuten zu helfen. Solche Details machen den Unterschied aus und haben mir zum Sieg verholfen. Das ist ein Teil der Arbeit, ganz klar. Auf dem Podium zu stehen war ein Ziel: Ich wollte Zeit gewinnen. Das haben wir geschafft. In dieser Hinsicht bin ich glücklich. Ich möchte diesen Sieg einfach nur genießen und mich ein wenig von den Anstrengungen erholen. Es ist ein großer Tag“m, sagte Etappensieger Carlos Rodríguez.
Ergebnisse der 14. Etappe der Tour de France 2023
Tageswertung
1. Carlos Rodríguez (INEOS Grenadiers)
2. Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) + 0:05 Minuten
3. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma)+ 0:05 Minuten
Gelbes Trikot | Gesamtwertung
1. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma)
2. Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) + 0:10 Minuten
3. Carlos Rodríguez (INEOS Grenadiers) + 4:43 Minuten
Weißes Trikot | Nachwuchswertung
1. Tadej Pogačar (UAE Team Emirates)
2. Carlos Rodríguez (INEOS Grenadiers) + 4:33 Minuten
3. Felix Gall (Ag2r-Citröen) + 12:16 Minuten
Grünes Trikot | Punktewertung
1. Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) 323 Punkte
2. Mads Pedersen (Lidl-Trek) 179 Punkte
3. Brian Coquard (Cofidis) 178 Punkte
Gepunktetes Trikot | Bergwertung
1. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) 54 Punkte
2. Neilson Powless (EF Education-EasyPost) 54 Punkte
3. Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) 48 Punkte
Fotos: Photonews.be