WM: Die Strecken der Rad-Weltmeisterschaften 2020 in Imola

23.09.2020

Die Straßenwettbewerbe der Elite – Frauen wie Männer – finden erstmals seit den Titelkämpfen 2014 im spanischen Ponferrada wieder ausschließlich auf einen Rundkurs statt. Dessen Start und Zielbereich liegt auf der berühmten Formel-1-Rennstrecke „Enzo e Dino Ferrari“ in Imola. Alpecin Cycling hat sich den Kurs schon mal genauer angesehen.

Der erste sowie die finalen drei Kilometer des 28,8 Kilometer langen Loops führen über die Piste des berühmten Autodromo. Auf dem 1953 gebauten Kurs, der an den Nürburgring angelehnt wurde, fand auch bis zum Jahr 2006 das Formel-1-Rennen „Großer Preis von San Marino“ statt. Und jetzt im Herbst startet Corona-bedingt dort erstmals der „Große Preis der Emilia-Romagna“.

Für Radprofis ist das Autodromo auch keine Unbekannte. Der Giro d’Italia machte hier schon mehrfach Station und im Jahr 1968 war die Grand-Prix-Strecke auch das Ziel einer Straßen-Radweltmeisterschaft. Mit einem historischen Ergebnis! Der Italiener Vittorio Adorni gewann mit dem größten jemals bei einer WM erzielten Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Hermann van Springel aus Belgien – nämlich 9:50 Minuten.

Karte Straßenrennen Rad-Weltmeisterschaften 2020 in Imola

Zurück auf die 28,8 Kilometer lange Runde. Die hat es nämlich in sich. 5,5 Kilometer davon geht es steil bergauf – verteilt auf die beiden Anstiege Mazzolano und Cima Gallisterna.

Der erste ist der Mazzolano-Aufstieg: 2,8 Kilometer lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,9 Prozent. Die Maximalsteigung von von 13 Prozent muss im unteren Teil überwunden werden.

Der zweite Scharfrichter einer jeden WM-Runde ist der Sektor „Cima Gallisterna“. Der Anstieg ist mit seinen 2,8 Kilometern ähnlich lang wie der Mazzolano, jedoch steiler. Durchschnittlich 6,4 Prozent steil und eine Rampe mit 14 Prozent kosten an diesem Anstieg Körner.

Pro Runde summieren sich die beiden Anstiege mit je 166 und 173 Höhenmeter plus die weiteren Wellen auf rund 550 Höhenmeter.

Video: Der Rennkurs der Straßen-WM 2020

All das in Relation gebracht, bedeutet dies, dass die Männer in ihrem Rennen am Sonntag (27. September) über acht Runden insgesamt 258,2 Kilometer absolvieren und dabei rund 5000 Höhenmeter erklimmen müssen.

Für Ex-Profi Jörg Ludewig, der die Runde am Mittwoch abgefahren ist, zählt der Kurs zu den „schönsten und zugleich schwersten Achterbahnen der Welt“. „Eigentlich haben nur die Bergfahrer auf diesem Kurs eine echte Siegchance. Selbst Streckenabschnitte, die auf dem Profil ‚flach eingezeichnet‘ wurden, führen entweder hoch oder runter“, so Ludewig. „Die Straßen sind hier neu asphaltiert worden, allerdings ist es teilweise so eng, das es für die Begleitfahrzeuge ein Rennen im Rennen geben wird, für den Fall, dass sie wegen eines Defekts schnell nach vorne zu ihrem Fahrer kommen müssen“, sagt Jörg Ludewig, der 2000 in Plouay an den Straßenweltmeisterschaften teilnahm.

Profil Straßenrennens der Männer bei der Rad-WM in 2020 Imola

Die Frauen fahren am Samstag (26. September) fünf Runden – also 143 Kilometer – und erklettern dabei gut 2700 Höhenmeter.

Profil Straßenrennens der Frauen bei der Rad-WM in 2020 Imola

Man muss kein Prophet sein, um feststellen zu können, dass dies ein Kurs für kletterstarke Puncheure und Bergfahrer ist. Wer wie Maximilian Schachmann Lüttich-Bastogne-Lüttich auf dem Podium beendet oder Vincenzo Nibali alle drei Grand Tours gewonnen hat, kann sich hier Chancen ausrechnen. Nicht zu vergessen die Shooting-Stars der Tour wie Tadej Pogačar, Wout van Aert & Co. Vorausgesetzt das jeweilige Nationalteam kontrolliert das Rennen beziehungsweise besetzt die Gruppen clever.

Bei den Frauen wird wie auch in 2019 der Sieg nur über die Niederländerinnen gehen. Selbst wenn Annemiek van Vleuten, die sich beim Giro Rosa verletzt hat, nicht antritt, hat das Oranje-Team mehrere Sieganwärterinnen.