Plantur Femmes Tour: Hobbysportlerinnen auf den Spuren der Tour de France der Frauen

03.06.2022

Erstmals nach 14 Jahren findet 2022 wieder eine echte Tour de France der Frauen statt. Über acht Etappen und rund 1000 Kilometer führt die Frankreich-Rundfahrt der Frauen Ende Juli vom Start am Pariser Eiffelturm zum Ziel auf die Super Planche des Belles Filles.

Grund genug, mit sechs ausgewählten Hobbyradsportlerinnen die Strecke bereits im Juni zu erkunden – als Plantur Femmes Tour. Und dabei die Highlights der Tour de France Femmes wie die Fahrt durch die Champagne, die Gravelsektoren, sowie die Anstiege im Elsass und die legendäre finale Bergpassage in den Vogesen im Team zu bewältigen.

Um die typische Transfers per Bus, die die Profis sonst haben, zu vermeiden, wurde die Strecke ein wenig angepasst, so dass der Zielort einer Etappe, gleichzeitig auch der Startort für den nächsten Tag ist.

Plantur Femmes Tour: Acht Etappen plus Prolog

Prolog: Arc de Triomphe – Château de Vincennes | 11,5 km

1. Etappe:  Château de Vincennes – Sézanne | 109 km/ 530 hm

2. Etappe: Sézanne – Épernay | 133 km/1200 hm

3. Etappe: Épernay – Troyes | 101 km/370 hm

4. Etappe: Troyes – Chaumont | 138 km/1400 hm

5. Etappe: Chaumont – Saint-Dié-des-Vosges | 165 km/1510 hm

6. Etappe: Saint-Dié-des-Vosges – Sélestat | 61,5 km/980 hm

7. Etappe Sélestat – Le Markstein | 137 km/3000 hm

8. Etappe: Le Markstein – La Super Planche des Belles Filles | 87 km/1900 hm

Die sechs Teilnehmerinnen der Plantur Femmes Tour

Lara

Die allererste Rennradtour von Lara führte gleich auf den „Mond“ – im übertragenen Sinn natürlich. In die karge weiße Mondlandschaft des Mont Ventoux. Ein guter Kumpel, der sie während eines Frankreichaufenthaltes besuchte, überredete sie einfach dazu. Zwar fuhr die Münchnerin davor ab und an mit ihrem Vater zusammen Mountainbike, aber auf einem Rennrad hatte sie davor noch nie gesessen.

Obwohl es anstrengend warm den mythischen Tour-Berg in der Provence zu erklimmen, fing sie Feuer. Das war vor rund drei Jahren.

Mittlerweile ist für sie ein Leben ohne Räder geradezu sinnlos. Sie ist quasi Gründungsmitglied und Guide der in München beheimatete Female Cycling Force sowie Alpecin Ride Capitain in der bayerischen Landeshauptstadt. Wo immer sie privat oder auch beruflich Station macht, findet sie eine Gelegenheit, ihre Runden zu drehen. Im Urlaub besonders gern in der Toskana oder auf Mallorca.

Sie liebt es im Wind zu fahren und diesen auch für ihre Mitstreiterinnen zu teilen, genauso übrigens wie sie es bergab gerne laufen lässt.

Neben dem Hang zum „Schnellfahren“ und der Herausforderung an sich, fasziniert sie beim Radfahren die Nähe zur Natur und die Reichweite – also welche Ziele sich mit eigener Muskelkraft so alles erreichen lassen.

Laras Ride Captain-Steckbrief

Marie-Louise

Eine durchaus durchwachsene Beziehung zum Rad hatte die Britin aus Bath in ganz jungen Jahren. Als Kind Sozius auf dem Tandem ihrer Eltern, schwor sie sich dann als Teenagerin nie wieder mit dem Rad zu fahren, da das ja echt „uncool“ sei.

Doch nachdem die Familie entschieden hatte, einmalig an einem Triathlon teilzunehmen, musste sich auch Marie-Louise in den Sattel schwingen. Bei „einmalig“ ist es weder beim Triathlon noch beim Rennradfahren geblieben. In der Zwischenzeit hat sie einige Triathlon-Wettkämpfe und Radrennen bestritten – startet sogar für eine lokales britische Frauen-Equipe.

Am Rennradfahren selbst liebt sie die Extreme – entweder entspannt dahingleiten oder „full gas“. Beides macht ihr gleichermaßen Spaß.

Was sie aber genauso fasziniert, ist mit dem Rad auf Abenteuerjagd zu gehen. Besonders die Anstiege in Italien haben es ihr angetan.

Johanna

Corona hat Johannas Leidenschaft zum Radfahren noch mal so einen richtigen Push gegeben. Zwar fährt sie schon seit 2014 Rennrad, doch im Lockdown hat sie geradezu darauf gestützt. „Ich bin dann auch wirklich das erste Mal ganz alleine meine Touren gefahren“, gibt sie offen zu. Davor immer entweder mit ihrem Vater oder ihrem Freund, die sie beide zum Rennradfahren gebracht haben.

Besonders angetan haben es ihr Pässefahrten in den Alpen. Zusammen mit ihrem Freund hat sie schon die viele der Legenden aus Stein in Frankreich, Italien und der Schweiz erklommen.

Die Faszination und das Glück, dass sie selbst beim Radfahren erlebt – „ich bin eins mit meinem Rad und verbinde mit dem Rad fahren nur positive Gedanken“ – teilt die Elektroingenieurin seit Corona auch auf Instagram – unter pervelo.cc. Allerdings: „Ich fahre nicht Rad für Instagram. ich fahre Rad für mich; und teile das dann, wenn ich Lust dazu habe.“

Melina

Wer aus Deutschlands Fahrradhauptstadt Münster stammt, hat von Geburt die Affinität zum Fahrrad – keine Frage. So auch Melina. Mit zehn Jahren surfte sie bereits mit dem Mountainbike über die Trails in Norwegen und später nutze sie das Bike zum Zeitvertreib im Urlaub. Aber die große Liebe begann erst 2017, als sie sich einen Cyclocrosser zulegte. Und weil sie schnell zur Verfechterin, der unter Radfahrern sehr beliebten „N+1 Theorie“ wurde, folgte auf den Crosser das Rennrad.

Damit war dann de Sprung mit dem Rad Rennen zu fahren auch nicht mehr weit. Ob klassische Trainingsrunden, Bikepacking-Touren oder Rennen beziehungsweise Events – Melina liebt die große Varianz, die deinem das Radfahren bietet und nutzt auch jede Gelegenheit Neues auszuprobieren. So wurde sie auch zur Saison 2022 Alpecin Ride Captain fürs Allgäu.

Apropos Varianz – gespant ist sie darauf, wie eine Gruppe von Mädels, die sich vorher nur kurz mal via Calls kennengelernt hat, aber noch nie auch nur einen Kilometer zusammengefahren ist und unter solchen Umständen harmoniert.

Melinas Ride Captain Steckbrief

Nora

Weg war er! Sehnsüchtig blickte Nora immer ihrem damaligen Freund hinterher, wenn der sich aufs Rennrad schwang und Touren fuhr. „Ich wollte wissen, was er da erlebt und wie sich Rennradfahren so anfühlt“, sagt die in Wien lebende Online-Marketing- Managerin. Deshalb fuhr sie einfach mal eine Runde mit – Handicap inklusive, denn im Gegensatz zum leichten Renner ihres Freundes pedalierte sie auf ihrem störrisch-schweren City-Bike. Erschöpft, aber nicht demotiviert, wollte sie mehr; lieh sich das Rennrad eines Bekannten aus – und war infiziert. Das war im Sommer 2017. Seitdem dreht Nora Helene ihre Runden bei jedem Wetter. Schnell weiterkommen, aber dabei die Umgebung so intensiv wie sonst nicht möglich kennenzulernen und zu entdecken! Das ist ihr Motto, wenn sie in die Pedale tritt.

Ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie auf Touren, aber auch Rennen wie beispielsweise dem „Race around Austria“ macht, teilt sie unter dem Pseudonym Unicorn Cycling auf Instagram und ihrem Blog – und sagt auch gern ihre Meinung, wenn sie von den Medien gefragt wird.

Auf der Tour durch Frankreich begleitet sie SuSi, so der Kosename für ihr SuperSix von Cannondale.

Linda

Dass ein sportlicher Tausendsassa wie Linda irgendwann beim Rennrad fahren landet, war nur eine Frage der Zeit. Neben Laufen, Yoga, Snowboarden, Crossfit sowie vielen anderen In- und Outdoor-Aktivitäten mischt die Münchnerin seit wenigen Jahren auch in der Rennrad Community mit und hat sogar vor gut einem Jahr eine eigene gegründet: die Female Cycling Force, die sich zu gemeinsamen Rennradausfahrten vor und nach der Arbeit trifft.

„Man kann auf dem Rennrad in kürzester Zeit so viel Strecke machen und dann, wenn es gut läuft, mit hoher Geschwindigkeit dahingleiten – das macht einfach Bock“, sagt sie. Zudem findet sie es toll, wie man sich in der Gruppe gegenseitig unterstützen kann.

„Schuld“ an der Rennradbegeisterung ist übrigens ein ganz „Großer“ – nämlich Fabian Cancellara. Mit „Spartacus“ machte sie im Rahmen der Laureus Sport Awards ihre erste Tour und war schnell begeistert vom lautlosen Dahingleiten auf den schmalen Reifen.

Zur Tour durch Frankreich begleitet sie „Rosalie“. So heißt ihr Specialized Aethos, allerdings nicht ohne Grund. Ihr erstes Rad war und ist ein lilafarbenes Specialized Venge, das sie wegen des im Sonnenlicht glitzernden Lacks mit dem Namen Edward aus der Vampir-Serie Twilight „taufte“. „Er glitzert ja auch im Sonnenlicht“, sagt Linda. Und Edwards Schwester ist nun mal Rosalie.

Fotos: Benedict Campell, privat

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