Rennen statt Rollentraining: National Championship auf Zwift
Das ehemalige Team Alpecin-Mitglied Thomas Hohenwarter startete bei den National Championships auf Zwift. Nicht um zu gewinnen, sondern um Erfahrungen zu sammeln und seine Form zu testen. Hier sein Rennbericht:
Meine Idee war, das Geschehen von hinten im Feld zu beobachten, und die vier Anstiege, also den Hilly KOM, als Intervalle volle Möhre hochzudrücken. Sozusagen als „embedded“ Berichterstatter und zu Testzwecken für mein Projekt.
Es kam aber alles ganz anders. Beim Einrollen im Startblock leuchteten die Namen der Verdächtigen, also der Sieganwärter auf. Magisch angezogen wurde ich vom Philipp Diegners Avatar zwei Reihen vor mir. „Hmm, es wäre interessant wie lange ich da am Hinterrad bleiben kann“, dachte ich mir, während der Countdown runterzählte. 15 Sekunden, 14, 13 …, 6… 5 ,.. die Rolle schnell auf 500 Watt „aufgeladen“ …2, 1 START und schwupps war ich am Hinterrad von Diegner und Co.
Mit knapp 450 Watt im Durchschnitt in den ersten fünf Minuten hatte ich mich in der ersten Spitzengruppe behauptet. Danach wurde mit 300 bis 350 Watt eher locker zum ersten Anstieg „gerollt“. Obwohl ich Anschlag fuhr hatte ich mit meinen 82 Kilogramm nicht den Hauch einer Chance, mich in der Spitzengruppe über die erste Kuppe rüber zu pressen. Oben angekommen befand ich mich in der ersten Verfolgergruppe.
National Championship als Ziel fürs Wintertraining
So würde es etwas lockerer werden in der Verfolgergruppe zum zweiten Mal die Kuppe hochzuasten. Da ich in dieser Gruppe mit Sicherheit der Schwerste war, positionierte ich mich bis zum Anstieg vorne, wurde dann „berghoch“ durchgereicht; war aber oben noch immer in der Gruppe.
Danach versuchte ich, mit ein paar anderen Fahrer mittels Chat-Zuruf das Tempo etwas gleichmäßiger zu gestalten. Jedoch ohne Erfolg. Jede Kuppe über 400 Watt, da wurde es teilweise schon eng, zumal ich zwei Mal ein Loch zufahren musste. Kurzer Check nach 42 Minuten: Platz 37, 340 Watt im Schnitt auf dem Huf und die Spitzengruppe 3 Minuten vor uns.
Nach 50 Minuten Rennzeit und gut 36 Kilometern dann der Hilly KOM vom der 360-Gra- Brücke aus. Also die Seite mit dieser steilen Kurve. Und da ging die Gruppe richtig hart rein, wieder über400 Watt auf der Kurbel. Bähm! Parkticket gezogen! Nix ging mehr. Die Gruppe zog davon. Oben an der Kuppe hatte ich bereits 20 Sekunden Rückstand. Nach 55 Minuten war ich dann raus aus der Nummer. Also die Stunde noch voll machen und dann das Rennen vorne noch live ansehen.
Schön war‘s trotzdem. Zwar ganz anderes als geplant, aber oft bringen ja die spontanen Aktionen die interessanten Momente im Leben. Auch wenn’s nur virtuell ist. Das Ausrollen erfolgte dann offline auf der Straße – mit Sonne in den Speichen ?.
Nächstes Jahr werde ich die National Championship mal fest ins Wintertraining einplanen. Dann gibt es keine Ausreden mehr!
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Thomas Hohenwarter war im Jahr 2011 Mitglied im Team Alpecin, konnte dann aber seine Stärke beim Saisonhighlight Ötztaler Radmarathon nicht ausspielen. 11 Kilometer nach dem Start stürzte er und aus war der Traum. Zwar ist er dort nie wieder gestartet, aber seine Begeisterung für den Radsport wird von Jahr zu Jahr größer. Mittlerweile trainiert er Sportler, schreibt an einem Buch und macht den A-Trainer-Schein. Eigenes Ziel für 2019: 4,5 Watt pro Kilogramm.