Auf den Spuren der Profis: das Jedermann-Rennen von Paris-Nizza
Bei der Profi-Rundfahrt Paris-Nizza gibt es seit einigen Jahren ein Jedermann-Rennen – die „Challenge“. Benjamin Feyen, Mitglied im Team Alpecin 2016, nahm diese an und bestritt den Hobby-Wettkampf. Hier sein Rennbericht.
„La course au soleil“ – das Rennen zur Sonne, so wird die Rundfahrt Paris-Nizza auch genannt. Ich kann mich noch gut an die Ausgabe im Jahr 2013 erinnern. Zu dieser Zeit flammte meine große Leidenschaft für den Radsport erneut auf. Hoch motiviert begann ich mein Radsportjahr mit ausgedehnten Spinningeinheiten im Fitnessstudio. In Berlin herrschte ein Wetter, das in der Presse als der Eiszeit ähnlich umschrieben wurde. An erste Ausflüge in die Brandenburger Walachei war also noch nicht zu denken. Nach getaner Arbeit im Fitnessstudio machte ich mich schnellstmöglich auf den Weg nach Hause. Ich wollte von der der Couch aus verfolgen, wie die Profis auf dem Weg von Paris der Sonne entgegenfuhren. Ein Wunsch, den auch ich innigst hegte. In dem Jahr allerdings ließ sich die Sonne aber auch im Süden Frankreichs nicht so richtig blicken. Richie Porte konnte damals diese erste wichtige europäische Rundfahrt des Radsportkalenders für sich entscheiden. Seitdem verfolge ich das Rennen regelmäßig und mit großer Begeisterung.
Als dann mit der „Paris-Nice Challenge“ erstmals im Jahr 2016 eine Variante für die Hobbyfahrer angeboten wurde, war für mich klar, dass auch ich einmal der Sonne entgegenfahren muss. Bevor sich die Profis am finalen Tag der Rundfahrt auf die Strecke begeben, besteht für die Jedermänner die Möglichkeit, denselben Parcours einen Tag zuvor unter die Räder zu nehmen. Für mich war es dieses Jahr soweit. Die Strecke verlief über 109 Kilometer und 1860 Höhenmeter und auch wettermäßig machte das Rennen seinem Namen alle Ehre.
Den Auftakt zu einem Wochenende voller Radsport machte der „KLUB“ Katusha Social Ride am Freitagabend. Katusha Sports, Ausrüster sowohl des Profiteams als auch des Jedermann-Teams, rief im vergangenen Jahr eine eigene Radsportcommunity ins Leben; verbunden mit einem Loyality- bzw. Bonusprogramm. Dies bietet Kunden die Möglichkeit, durch erworbene Punkte Vergünstigungen und die Teilnahme an verschiedenen Events zu erhalten. Für Paris- -Nizza schlug der „KLUB“ seine Zelte auf dem Messegelände am Place Massena auf und war mit dem Katusha Café und einer Übersicht seiner aktuellen Kollektion präsent.
Die am Freitagabend angebotene Rennradrunde führte über den Mont Boron und über den Col d’Èze, der auch am nächsten Tag für die Jedermänner auf dem Programm stand. So konnte man sich schon einen kleinen Überblick verschaffen, was einen kurz vor der Abfahrt zum Ziel nach Nizza noch erwarten würde. Ein knackiger Anstieg mit durchschnittlich fast 10 Prozent. Ich kam auch leicht ins Schnaufen, aber vor allem, da die Katusha-Jungs ein Tempo anschlugen, dass ich mir so nicht verordnet hätte. Die schönen Ausblicke auf das Meer und Nizza bei untergehender Sonne entlohnten aber die Anstrengungen. Nach der Rückkehr zum Katusha-Stand gab es dann auch noch das eine oder andere Getränk und wir konnten uns schon gedanklich auf das Rennen am nächsten Tag einstellen.
Auf den Spuren der Profis bei Paris-Nizza über den Col d’Eze
An unserem Renntag ging es um 09:00 Uhr los. Entlang der Promenade des Anglais und des Flusses Var verliefen die ersten 25 Kilometer der „Paris-Nice Challenge“ flach. Ideal also, um sich erst einmal ein bisschen einzurollen. Die Ausfahrt des vorherigen Abends machte sich noch in meinen Beinen bemerkbar. Deswegen gestaltete sich der erste Anstieg zäh. Im Verlauf des Rennens gingen aber meine Beine auf und die weiteren Anstiege verliefen weitaus geschmeidiger. Das Ziel kurz vor Augen wartete jedoch noch der Col d’Eze, den ich am Vorabend schon begutachten konnte; jetzt allerdings in umgekehrter Richtung. Dieses Mal ging es leider aufwärts. Nun meldeten sich meine Beine unglücklicherweise auch wieder und die Trittfrequenz fiel bei 39/28 auf 56 Umdrehungen ab. Irgendwie wuchtete ich mich über die Kuppe. Ab jetzt ging es nur noch bergab über Villfranche-sur-Mer nach Nizza, wo ich im Ziel die Finisher Medaille umgehängt bekam.
Als ehemaliges Mitglied des Team Alpecin bekam ich die Chance, dem Profi-Team einen kurzen Besuch abzustatten. Team-Chef Jörg Ludewig kontaktierte dafür den Generalmanager des Teams Katusha Alpecin, den ehemaligen Radprofi José Azevedo. Dieser begrüßte mich vor dem Start des Rennens am Teambus. Nach einem kurzen Plausch, in dem er mir die Strategie für die finale Etappe erklärte, stellte er mich einigen Fahrern persönlich vor. Und ich hatte sogar die Gelegenheit, ein paar Worte mit Nils Politt zu wechseln. Ich wünschte den Fahrern viel Glück für das Rennen und nutzte die Gelegenheit, mich im abgesperrten Bereich noch ein bisschen umzusehen. Für einen Radsportfan wie mich natürlich ein großes Highlight. Die Etappe wurde übrigens von Ion Izaguirre in 2:41 Stunden gewonnen. Ich habe annähernd zwei Stunden mehr benötigt. Allerdings mit ausgiebigen Verpflegungspausen ;-).“
Benjamin Feyen war in der Saison 2016 Mitglied im Team Alpecin. Der damals 36-Jährige finishte das Saisonhighlight Ötztaler Radmarathon knapp unter elfeinhalb Stunden.