Amstel Gold Race für Hobbysportler: Achterbahnfahrt durch die Niederlande

01.11.2018
Jedermann-Event für Radsportler: Amstel Gold Toerversie

Beim Amstel Gold Race fahren die Jedermänner auf den Spuren der Profis. Wie es den Hobby-Helden dabei ergeht, und was die Faszination Frühjahrsklassiker ausmacht, beschreibt Team Alpecin-Mitglied Matthias Bröker nach seiner Teilnahme am Jedermann-Event 2015. Der Hobbyradsportler fuhr die Semi-Runde über 150 Kilometer mit ca 2000 Höhenmetern.

„Nach zahlreichen Urlauben im Nachbarland Holland hatten sich bislang zwei Eindrücke in meinem Kopf manifestiert: Freundliche Menschen und keinerlei Höhenmeter. Der erste Eindruck sollte sich mal wieder bestätigen, beim zweiten allerdings sollte ich eines Besseren belehrt werden.

Aber der Reihe nach: Bereits bei der letzten Trainingsausfahrt am Freitag vor dem Rennen wurde mir schnell klar, dass Holland doch ein wenig mehr zu bieten hat als flaches Land. Wir fuhren zahlreiche kurze knackige Anstiege und Abfahrten auf sehr schmalen Straßen und bekamen so einen ersten Eindruck auf das, was uns am Samstag erwarten sollte, nämlich knapp 2000 Höhenmeter auf 150 Kilometer – also die Semi-Runde. Waren wir im Trainingslager in Kaltern am See noch meistens gleichmäßige lange Anstiege gefahren, so standen am Renntag dutzende kurze Anstiege auf dem Programm, die einen mindestens genauso zermürben.

Beim Amstel Gold Race den höchsten Hügel der Niederlande erklimmen

Auf den ersten 50 Kilometern ging es kontinuierlich auf und ab, bis wir die erste Verpflegungsstation erreichten. Nach einer kurzen Stärkung ging es dann richtig zur Sache, wir fuhren in Richtung Dreiländereck und schraubten uns entlang einer bewaldeten engen Straße auf den mit wahnwitzigen 322 Metern über Meereshöhe höchsten Punkt Hollands, den Drielandenpunt. Auf der Abfahrt hatte konnte man seinen Blick auf das holländische, belgische und deutsche Umland bei strahlendem Sonnenschein schweifen lassen – bei einer allerdings steifen Brise. Auf der Strecke kamen wir währenddessen mit dem ein oder anderen Fahrer aus den Niederlanden ins Gespräch und tauschten uns zu vielen Rennradthemen aus.

Keutenberg: Scharfrichter für Profis und Jedermann beim Amstel Gold Race

Jedermann-Event für Radsportler: Amstel Gold Toerversie

In der Zwischenzeit konnte man immer wieder die wunderbaren Panoramablicke über das Limburger Umland genießen. Das weiterhin wellige Terrain führte uns dann vorbei an der zweiten Verpflegungsstation und weiteren Anstiegen zu einem echten Streckenhighlight, dem Keutenberg mit einer Maximalsteigung von 22 Prozent. Auf einem schmalen Wirtschaftsweg quälten sich zahlreiche Amateure den Berg hoch und wurden von hunderten Fans frenetisch angefeuert. Der Anstieg war geschmückt mit vielen Flaggen und Sprüchen auf der Straße. Bei der Atmosphäre am Keutenberg konnte ich mir vorstellen, wie es auf einer Bergankunft bei der Tour de France abgehen muss. Nach diesem knüppelharten Anstieg war ich  überrascht, wie sehr einen die Anfeuerungen der Zuschauer motivieren, die letzten Reserven des Körpers zu mobilisieren und dem inneren Schweinehund einmal mehr die kalte Schulter zu zeigen.

Profi-Feeling beim Amstel Gold bei der Zielpassage am Cauberg

Etwa drei Kilometer vor dem Ziel fuhren wir dann auf einer langen Abfahrt in das Stadtzentrum Valkenburgs. Hier waren die Straßen bereits für das am nächsten Tag stattfindende Profirennen abgesperrt. In Anbetracht der Menschenmassen, die das Stadtzentrum säumten, bekam man das Gefühl,selbst am Profirennen teilzunehmen. Nach einer engen Linkskurve befuhren wir den legendären Cauberg, der bereits Austragungsort von Weltmeisterschaften war und seit Jahren den Schlussanstieg beim Profirennen des Amstel Gold Race darstellt. Auch hier wurden wir von hunderten Fans den Berg hochgepeitscht und mit Spruchbändern auf Flaggen und der Straße angefeuert. Zwei Kilometer später erreichten wir schlussendlich erschöpft, aber glücklich den Zielstrich, wo  es für jeden Teilnehmer noch eine Medaille gab.

Rückblickend war ich wirklich positiv überrascht von dem anspruchsvollen Kurs rund um das Limburger Land. Das ständige Wechselspiel zwischen Anstiegen und Abfahrten war zwar kräfteraubend, hat aber mit der Unterstützung der Zuschauer extrem viel Spaß gemacht. Das ganze Rennen lang hat man dabei die Begeisterung der Holländer für den Radsport gespürt und wurde dadurch motiviert, sein Bestes zu geben. Ich werde definitiv zum Amstel Gold Race zurückkehren.“

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Homepage der Veranstaltung

Fotos: Alpecin Cycling/Wouter Roosenboom