5 Tipps für erfolgreiche Nightrides
Die Nacht bietet nicht nur einzigartige Erlebnisse für Radfahrer. Fahrten in der Dunkelheit eignen sich auch zum Training – und können clever gestaltet die Leistungsfähigkeit steigern. Alpecin Cycling verrät, wie Nightrides ein voller Erfolg werden.
Die kalten und dunklen Wintermonate sind für Rennradfahrer eine harte Zeit. Jetzt, da die Uhren zurückgestellt wurden und die dunklen Nächte noch früher beginnen, ist es für viele berufstätige Hobbysportler schwierig, unter der Woche Zeit zum Training auf der Straße zu finden. Aber wer Gefallen an dem einzigartigen Nervenkitzel des Nachtradfahrens findet, den erwartet eine ganze Welt aufregender neuer nächtlicher Fahrmöglichkeiten.
Viele Rennradfahrer sind instinktiv nervös, wenn sie im Dunkeln fahren. Aber sobald sie die Faszination des Nachtfahrens spüren, ob auf der Straße oder im Gelände, werden sie feststellen, dass es eine geradezu perfekte Möglichkeit fürs Wintertraining bietet. Hier die fünf besten Tipps, damit Nightrides ein voller Erfolg werden.
Tipp: Mehr Möglichkeiten zum Training in der dunklen Jahreszeit haben
Ob an dunklen Abenden einfach mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause pendeln oder während der Arbeitswoche nächtliche Trainingsfahrten unternehmen: Nightrides bieten unschätzbare Trainingsmöglichkeiten, um in den dunkleren Monaten fit, leistungsfähig und motiviert zu bleiben.
Zwar werden die Tage „kürzer“, aber das Fahren im Dunkeln schaltet zusätzlich Stunden frei, um weiter trainieren zu können. Wer im Herbst und Winter abends fährt, kann Ausdauer und Fitness aufbauen, während andere Hobbysportler den Abend auf dem Sofa vor dem Fernseher verbringen – und langsam, aber gewaltig beim Detraining ihre mühsam erworbene Form verlieren.
Konstanz im Training ist der Schlüssel zum Erfolg. Und Nightriding ermöglicht es, diese Konstanz während des Herbsts und Winters beizubehalten, so dass das Wintertraining nicht nur aus langen Fahrten am Wochenende besteht – gefolgt von fünf Tagen Pause.
Nicht vergessen werden sollte, dass Nightrides auch im Sommer hilfreich sein können. Beispielsweise inmitten einer sommerlichen Hitzewelle bieten Abend- oder Nachtfahrten eine gute Möglichkeit, um zu trainieren, wenn die Temperaturen kühler und frischer sind als während der brutalen Hitze des Tages.
Tipp: Den einzigartigen Nervenkitzel der Nacht erleben
Natürlich helfen Fahrten in der Dunkelheit dabei, Trainingssessions unter der Woche zu absolvieren. Aber es ist auch eine einzigartig atmosphärische und stimmungsvolle Art, Rad zu fahren. Unter dem Sternenhimmel zu pedalieren, ist eine geradezu berauschende Erfahrung.
Dies gilt insbesondere für all jene, die sich abseits der Straße auf Schotter- oder Mountainbike-Strecken wagen, um im wahrsten Wortsinn alles in einem anderen Licht zu sehen. Egal, ob Sternschnuppen, Vollmond, Satelliten oder die Lichter von Flugzeugen den Himmel erhellen: Nachtfahrten fühlen sich wie eine völlig neue Art des Fahrens an.
Das Fahren in der Nacht schärft auch den Geist und Sinne. Die Müdigkeit des Tages ist verflogen, da der Körper automatisch wachsamer ist. Das putscht ungemein. Und wer von einer schönen erfrischenden Nachtfahrt nach Hause zurückkehrt, wird den Rest des Abends im Warmen zufrieden genießen.
Tipp: Sicherheit hat Vorfahrt – sehen und gesehen werden
Dank leistungsstarker Lampen und Strahler sowie reflektierender Kleidung ist das Fahren bei Nacht nicht so besorgniserregend, wie viele vielleicht glauben.
Moderne Fahrradleuchten und -strahler sind unglaublich leistungsstark. Einige leuchten mit über 1000 Lumen (das Maß für das projizierte sichtbare Licht). Wer im urbanen Umfeld gesehen werden möchte, dem sollte ein Frontlicht mit 100 bis 200 Lumen ausreichen.
Auf Landstraßen, auf denen man selbst sehen muss, wohin man fährt, eignen sich Lampen mit 400 bis 600 Lumen. Und auf Offroad-Strecken, wo die Sicht schlecht und das Gelände viel weniger vorhersehbar ist, bieten 1000 Lumen eine gute Sicht und ausreichend Ausleuchtung.
Rücklichter sind oft weniger leistungsstark, aber viele Modelle haben blinkende beziehungsweise flackernde Funktionen, um sicherzustellen, dass der Radfahrer von Autofahrern gesehen wird.
Ein gutes Set an Lampen sollte mit gut sichtbarer Kleidung kombiniert werden. Viele moderne Warnwesten sind mit reflektierenden Materialien ausgestattet, die unter dem Scheinwerferlicht der Autos gut leuchten und sichtbar sind.
Zur Sicherheit bietet es sich zudem an, nachts nicht alleine zu fahren. Viele Clubtrainingsfahrten finden abends statt und geben Sicherheit und zusätzliche Unterstützung, wie für den Fall eines Defekts.
Tipp: Einseitige Belastungen durchs Indoor-Training vermeiden
Nach dem Anstieg des Indoor Cycling-Trainings während der Pandemie berichteten viele Physiotherapeuten von einem Anstieg der Verletzungen bei Radfahrern, nachdem diese sich wieder auf die Straße wagten. Das resultiert daraus, dass Turbotraining, so hilfreich es auch sein mag, kein kompletter Ersatz für das reale Fahren auf der Straße ist.
Auf einem Turbotrainer spüren die Athleten keinen Wind, sie müssen nicht das Gleichgewicht halten, keine Hindernisse überwinden und erleben nicht die subtilen seitlichen Schaukelbewegungen, die beim Treten im „wirklichen Leben“ auftreten.
Wer also zu lange Indoor trainiert, büßt einen Teil seines visuellen sowie körperlichen Bewusstsein ein. Dies kann im Umgang mit dem Fahrrad zu Verletzungen oder Stürzen führen. Ein großes Problem also für Sportler, die im Herbst und Winter ausschließlich indoor trainieren und dann im Frühjahr wieder auf die „Straße gehen“.
Das „echte“ Radfahren ist das perfekte Gegenmittel. Wer im Herbst und Winter nachts fährt, hat eine geradezu funktionale Beziehung zu seinem Rad, so dass es sich nicht wie etwas Neues oder Anderes für diejenigen anfühlt, die im neuen Jahr wieder draußen starten.
Und wer nachts fährt, wird sich auch seines eigenen Körpers, seiner Position auf der Straße oder dem Trail und aller Hindernisse, die vor ihm liegen, sehr bewusst, um sicherzustellen, dass er das ganze Jahr über scharf und fokussiert auf die Gefahren im Verkehr und Gelände bleibt.
TIpp: Ruhe genießen und „aktiv“ meditieren
Regelmäßige „Nightrider“ erklären einstimmig, dass die Fahrten bei Dunkelheit meditativ sind. Einem schmalen Lichtstrahl zu folgen, fokussiert ihren Geist und ermöglicht es ihnen, in einen tief selbstreflektierenden Zustand einzutreten.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann dies eine willkommene Möglichkeit sein, Ruhe zu finden und die Gedanken vor dem Schlafengehen zu ordnen. Die Botenstoffe, die dabei im Gehirn freigesetzt werden – sogenannte Neurotransmitter – helfen, mit Stress umzugehen und den Winterblues zu verbannen.
Radfahren stellt auch viele der Sinnesfreuden des Radfahrens wieder her, da man sich nachts stärker auf die Rhythmiken der Bewegung oder die Geräusche wie das Abrollen der Reifen, das Pfeifen der Laufräder oder das Surren der Kette konzentriert. Dies macht es zu einer tief immersiven, als eintauchenden Erfahrung, in der man sich des eigenen Körpers und seiner Bewegungen im Dunkeln bewusstwird. Nightriding ist ein verträumtes Erlebnis, das durch etwas anderes, ehrlich gesagt, kaum zu übertreffen ist.
Text: Mark Bailey
Fotos: Kathrin Schafbauer