AI Diagnostics: Leistungsdiagnostik @home
Für eine professionelle Leistungsdiagnostik muss niemand mehr ins Labor. Mit AI DIAGNOSTICS gibt es jetzt einen Remote-Test, den Rennradfahrer zuhause – indoor wie outdoor – absolvieren können.
Wie fit bin ich eigentlich wirklich? Wo hoch ist meine maximale Sauerstoffaufnahme, wo liegt meine individuelle anaerobe Schwelle und welches sind meine physiologischen Potentiale, an denen ich arbeiten muss, um besser zu werden? Wer als Radsportler auf diese Fragen Antworten erhalten wollte, musste bislang eine komplexe Leistungsdiagnostik in einem Trainingsinstitut absolvieren.
Denn dort lassen sich diese Fragen wissenschaftlich exakt beantworten – dank einem ganz speziellen Testprotokoll und invasiven Methoden wie beispielsweise der Blutabnahme, um Laktat zu bestimmen, sowie auch der Ermittlung der Sauerstoffaufnahme oder des Kohlendioxidgehalts in der Atemluft.
Seit wenigen Wochen gibt es jetzt auch die Möglichkeit, solch eine Leistungsdiagnostik zuhause sprich selbst durchzuführen – im sogenannten Remote-Verfahren. Das bedeutet: Der Sportler absolviert den Test auf einem Rad oder Indoor-Trainer mit Powermeter, wo und wann immer er will, lädt dann die Daten hoch und eine „Software“ erstellt aus den Daten dann das Leistungsprofil des Sportlers.
Leistungsdiagnostik auf dem eigenen Rad indoor und outdoor absolvieren
Unter dem Namen AI DIAGNOSTICS hat das bekannte und renommierte Trainingsinstitut HYCYS eine Leistungsdiagnostik @home entwickelt. Sie lässt sich indoor wie outdoor absolvieren und der Sportler ist zeitlich wie örtlich komplett flexibel. Lediglich das Testprotokoll muss er einhalten.
Die Kosten für die Auswertung liegen bei 125 Euro – siehe unten. Zum Vergleich: eine komplexe Leistungsdiagnostik im Labor inklusive Laktatbestimmung und Atemgasanalyse sowie Stärken- & Schwächenprofil liegt zwischen 250 und 600 Euro.
Wie auch die Labordiagnostik gewährt diese Remote-Diagnostik spannende Einblicke in die Physiologie des Sportlers. Dazu zählen maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max), maximale Laktatbildungsrate (VLamax), anaerobe Schwelle (ANS), Kohlenhydrat- & Fettstoffwechsel, die unterschiedliche Trainingsbereiche sowie viele weitere spannende Daten rund um den Stoffwechsel.
Dank eines solchen Testverfahrens lässt sich nicht nur die eigene Leistungsfähigkeit sichtbar machen, sondern die gewonnenen Erkenntnisse helfen auch dabei, das Training zielgerichtet zu optimieren. Solch eine Leistungsdiagnostik zeigt genau, welche Bereiche beziehungsweise welche Energiestoffwechselwege wie zur Leistungserzeugung beitragen. Nur wer diese kennt, kann sich auch zielgerichtet verbessern. It‘s all about energy!
Das Besondere wie Angenehme an AI Diagnostics ist, dass der Sportler sich am Stück nicht mal so lange quälen muss wie beim klassischen FTP-Test. Im Gegenteil – das längste Testmodul dauert 12 Minuten, dann gibt es noch einen 4 minutenlangen Test sowie zwei Sprints a 20 Sekunden. Dazwischen hat der Sportler immer wieder Zeit sich via lockerem Pedalieren aktiv zu erholen. Athleten, die den Test auf Zwift fahren wollen, für die gibt es eigene Dateien mit Testprotokoll.
Wer will, kann das alles an einem Tag machen. Oder aber die Testläufe auf zwei Tage splitten. Wichtig ist nur, die vorgegebene Reihenfolge beizubehalten, da sich nach jedem der Tests im Organismus etwas ändert. Sind alle vier Läufe gefahren, lädt der Athlet seine entsprechende Datei hoch und erhält im direkten Anschluss schon die Ergebnisse.
Wie funktioniert die Leistungsdiagnostik ohne Labor?
Für genaue Ergebnisse, wie sie sonst nur von Wissenschaftlern durchgeführte Labortests erzielen, sorgt die AI – also die Artifical Intelligence hinter dem Test. „Die lernenden ‚Maschinen‘ wurden gefüttert mit weit mehr als 100 HYCYS-Labordiagnostiken von unterschiedlichen Athleten.
Dieselben Sportler haben wir dann verschiedene Testverfahren draußen und auf dem Ergometer absolvieren lassen. Die künstliche Intelligenz hat dann die nötigen Rückschlüsse gezogen und dann die Kausalität und Korrelation gefunden, um via neuronaler Netze Profile für Leistungsabgaben zu erstellen und natürlich auch Formeln für die Auswertung zu finden“, erklärt Björn Geesmann das Testverfahren.
„Dass die Testprotokolle in ähnlicher Form vergleichbar zu anderen bisher bekannten CP-Protokollen oder Feldtests sind, resultiert daraus, dass gewisse Energiestoffwechselwege bestimmte Leistungsabgaben über definierte Zeiträume brauchen, um angesprochen und damit ermittelt zu werden“, so der Sportwissenschaftler weiter.
„Genau so präzise wie ein invasives Verfahren bei der Labordiagnostik kann solch ein Test natürlich noch nicht sein“, räumt „Erfinder“ Björn Geesmann ein. „Aber er kommt dem schon sehr nahe, sonst hätten wir ihn ja auch gar nicht auf den Markt gebracht. Durch die künstliche Intelligenz im Hintergrund verbessert sich dieses Testverfahren mit jeder weiteren hochgeladene Datei. Das System lernt praktisch dazu“, so Geesmann weiter.
Kohlenhydratmanager für die Pacing-Strategie
Zwei Clous hält die AI Diagnostics für seine Nutzer noch bereit. Zum einen: die sogenannte Potenzialanalyse. Hier kann der Sportler selbst eine sogenannte Performance Prediction vornehmen. Also seine Leistungsfähigkeit „voraussagen“ lassen, wenn er beispielsweise Gewicht verliert, die maximale Sauerstoffaufnahme um einen bestimmten Wert steigert oder die maximale Laktatbildungsrate um einen bestimmten Wert senkt.
Zweitens: der sogenannte Kohlenhydratmanager. Dahinter verbirgt sich der Verbrauch von Kohlenhydraten und Fetten bei unterschiedlichen Intensitäten in Abhängigkeit der „vorher geladenen“ Glykogenspeicher in der Muskulatur.
Was zugegeben erstmal etwas nerdig klingt, hilft aber zu wissen, wann der Fettverbrauch absolut am höchsten ist, um zielgerichtet in diesem Bereich zu trainieren können. Und für den Wettkampf noch viel wichtiger, eine perfekte Pacing-Strategie festzulegen. Denn hier ist bei längeren Wettkämpfen wie Radmarathons, Triathlons, Etappen-Rennen der entscheidende Faktor.
Foto: Fellusch