Profi-Coach Björn Geesmann gibt Tipps zum Indoor-Training

08.04.2020

Das Training indoor auf dem Smart Trainer oder der klassischen Rolle besitzt viele Benefits im Vergleich zum Training auf der Straße. Profi-Coach und Sportwissenschaftler Björn Geesmann vom Trainingsinstitut HYCYS erklärt, warum das „auf der Stelle treten“ eine äußerst effiziente Form des Trainings ist.

Worin liegen die Vorteile vom Indoor-Training auf den Smart Trainern?

Generell ist das Indoor-Training eine sehr gute Möglichkeit, um ungehindert von äußeren Einflüssen sein Training abzuspulen. Gerade Intervalleinheiten, bei denen sich Belastung und Erholung abwechseln, kann der Athlet geradezu unter laborähnlichen Bedingungen absolvieren. Hinzu kommt noch, dass moderne Smart-Trainer in Kombination mit Apps die Einheit sogar steuern können. So können beispielsweise die Teilnehmer/innen der Alpecin Cycling Challenge die Trainingspläne von Trainingpeaks downloaden können und diese dann in Zwift, Rouvy & Co. problemlos importieren, um dann genau den vorgegebenen Plan abfahren zu können. Der Smart Trainer gibt also den Widerstand vor, gegen den der Sportler treten muss.

Worauf muss der Sportler achten, wenn er auf der Rolle trainiert?

Er muss wissen und verinnerlichen, wofür er es macht und dass die Umstände anders sind. Große Herausforderungen sind die Überhitzung aufgrund des fehlenden kühlenden Fahrtwinds und auch die fehlende Dynamik beziehungsweise Bewegungsgeschwindigkeit, die wir alle von draußen kennen. Ich muss das als Sportler akzeptieren, dann klappt es auch mit dem Training auf der Rolle.

Also sind Sie ein Fan des Rollentraining?

Ja, wenn man es richtig anwendet. Solch ein Training im „geschützten Raum“ bietet viele Vorteile. Indoor-Training ist sehr zeitsparend. Nach dem Warm-up kann der Sportler direkt beginnen. Er muss nicht erst aus der Stadt heraus, um eine geeignete Trainingsstrecke für seine Trainingsinhalte zu finden. Dazu ist er komplett unabhängig von der Witterung und den Lichtverhältnissen, produziert weniger Schmutzwäsche und spart auch noch Zeit, weil er das Rad nicht putzen muss.
Auf der Haben-Seite steht, dass ich – physiologisch betrachtet – sehr viel zielgerichteter trainieren. Auf der Soll-Seite steht, dass ich natürlich viele Faktoren, die für das Radfahren wichtig sind, auch außer Acht lasse, wenn ich nur auf der Rolle fahre. Ich denke da an die Fahrtechnik,  das Gefühl für die Straße, die Reaktionsfähigkeit, die ja den Radsport in all seinen Facetten ausmachen. Aber in Zeiten wie diesen, ist die Soll-Seite zu vernachlässigen.

Jetzt trainieren viele in den virtuellen Welten wie Zwift & Co.? Was halten Sie davon.

Solange tatsächlich trainiert wird; damit meine ich mit System und ein dahinterstehendes Konzept bestimmte Einheiten gefahren werden, und der Sportler auch wirklich weiß, warum er das macht, dann ist dagegen überhaupt gar nichts zu sagen. Aber ich sollte vorher wissen, welche Trainingsziele ich verfolge und erst dann die Topografie danach auswählen – wie in der „realen“ Welt auch. Und: Rennen sind für Hobbysportler selten Training.

Fahren die von ihnen betreuten Sportler auf Zwift oder in anderen virtuellen Welten?

Sicher; einige machen das. Die Jedermänner und -frauen des Team Alpecin treffen sich dort auch zu Meet-ups. Aber wo die Athleten letztendlich ihre Trainingseinheiten fahren, ist mir egal. Die Sportler bekommen von uns ihre Trainingspläne digital und können sie, wenn sie wollen, in virtuelle Welten hochladen und die Programme dort beispielsweise im ERG-Modus abfahren. Das gilt auch für die Alpecin Cycling Challenge. Die Programme können letztendlich überall gefahren werden. Entscheidend sind die richtige Dauer und Intensität der Einheit.

Was würden Sie Einsteigern empfehlen, um sie für das Indoor-Training zu begeistern?

Zum einen, den Kosten-Nutzen-Effekt in Bezug auf Zeit und Leistungssteigerung. Die ist nirgendwo besser. Zum anderen, dass er sein persönliches Set-Up findet, wie das Training ihm am meisten Spaß macht. Motiviert Musik, ein Film oder vielleicht das Hören eines Podcast. Meine unbedingte Empfehlung: Noise-Cancelling-Kopfhörer. Dadurch bin ich mit dem Kopf in meiner eigenen Welt und die Geräusche, die der Smart Trainer sowie ich erzeugen, sind ausgeblendet.