Spielerisch fit: Die besten Trainings-Tipps für den Herbst

05.09.2022
© Sebastian Stiphout

Die Pfunde sind runter, die Form ist oben und die Muskeln sehnig. Viele Hobbyradsportler stehen richtig im Saft. Das viele Training im Frühjahr und Sommer hat sich ausgezahlt – doch die Saison ist beinahe vorbei. Was tun? Hart weiter trainieren oder es bis zur Winterpause locker angehen lassen? Weder noch! Die letzten schönen und warmen Tage des Jahrs nutzen, um mit Spaß zu trainieren.

Einfach die in den vergangenen Monaten erworbene gute Fitness ausnutzen – und mal etwas Neues beziehungsweise ganz anderes ausprobieren.  Was soll schon Schiefgehen, es gibt keine Erfolgsdruck und das Leistungsvermögen ist ja vorhanden.

Für alldiejenigen, die bislang strikt nach Plan trainiert haben, gilt ab jetzt: Auf Puls- und Leistungswerte sowie die damit verbundene Technik verzichten und sich voll und ganz auf das Gefühl – Stichwort wohlfühlen und Spaß haben – verlassen.

Die Schwierigkeit während des „laufenden Trainingsbetriebs“ besteht ja immer darin, dass man meist nur das trainiert, was wirklich für das Ziel erforderlich ist. Jetzt aber ist die Zeit, in der es nicht mehr so wichtig ist, Trainingseinheiten in puncto Reiz und Regeneration clever aufeinander aufzubauen.

Hier einige Ideen für Training und Touren im Herbst:

Im Training richtig Rennen spielen

Normalerweise sind harte Attacken und Sprints für viele Hobbyrennradfahrer, die sich gerade auf lange Events wie Radmarathons oder Etappenfahrten vorbereiten, kontraproduktiv. Zu viel Laktat wird angesammelt und nicht schnell wieder abgebaut sowie die schnell zuckenden Muskelfasern angesteuert.

Normalerweise! Doch jetzt ist die Zeit, wo erlaubt ist, was gefällt; Hauptsache die Kurbel bewegt sich weiter. Jetzt darf am Ortsschild gesprintet und an der Autobahnbrücke attackiert werden – bis die Zunge zum Hals heraushängt. Bis wieder mit strukturiertem Training für die Saison 2023 begonnen wird, dauert es schließlich noch ein Weilchen. Diese Antritte und Attacken helfen auch die eingeschlafenen „explosiveren“ Muskelfasern aufzuwecken und fördern die neuromuskulären Fähigkeiten.

© Felix Homann

Einen ganzen Tag lang im Sattel verbringen

Radprofi Richie Porte, der tasmanische Teufel, wusste nicht so recht, was tun an seinem 29. Geburtstag und so machte er das, was er am besten kann. Rennradfahren, aber „ohne Sinn und Verstand“ – sprich ohne Wattwerte und vorgegebene Trainingsbereiche. Sondern nur zum Spaß an der Freude, gemeinsam mit seinem Kumpel Cameron Wurf.

200 Kilometer wollte die beiden auf jeden Fall locker fahren, dann wurden es 300 und zum Schluss waren es über 400 Kilometer; die zwei saßen einen langen Tag im Sattel – auch das kann Freude bereiten – bei gutem Wetter und in angenehmer Gesellschaft. So wie Münchens Ride Captain Lene Vosberg, die an einem Tag von der bayerischen Landeshauptstadt zum Gardasee geradelt ist. Absolut empfehlenswert.

Aber auch einfaches Drauflosfahren ist erlaubt. Im Idealfall mit den besten Kumpels. Einfach Geld für die Verpflegung und gegebenenfalls für die Heimfahrt mit dem Zug einstecken.

© Kathrin Schafbauer

An einem Gravel-Event oder MTB-Marathon teilnehmen

Die Form ist da, daran gibt es nichts zu rütteln. Warum also nicht mal die typischen Wege verlassen und etwas ganz anders ausprobieren. „Die körperlichen Voraussetzungen sind vorhanden. Allerdings geht es nicht um Zeiten und Resultate. Erlebnis steht weit über dem Ergebnis.

Daher ein Rennen auswählen, das keine zu große Herausforderung darstellt und gut machbar ist. Das Fahren im Gelände erweitert den Horizont in vielen Bereichen und eröffnet vielleicht fürs Wintertraining oder für die neue Saison eine andere Perspektive.

Rad-Profi Ian Boswell organisiert einen eigenen Gravel-Ride
© Ian Boswell

Nightride mit Freuden

Schluss mit dem Gejammer, dass es früher dunkel wird. Ja, die Tage werden kürzer – doch damit muss der Fahrspaß nicht zwingend ein frühes Ende finden. Einfach der Situation etwas Positives abgewinnen und das Beste daraus machen: Fahren in der Dunkelheit. Die Hausrunde erscheint plötzlich in völlig neuem Licht. Man fährt viel fokussierter, nimmt die Umwelt ganz anders wahr.

Wer das erste Mal bei Dunkelheit fährt, sollte eine nicht ganz so anspruchsvolle Wegführung wählen, da es doch noch etwas ungewohnt ist. Auch braucht es etwas Gewöhnung, um das Licht perfekt zu justieren. Angenehmer Nebeneffekt: Wer jetzt schon – bei vergleichsweise milden Temperaturen – damit startet, den wird es im Winter nicht so viel Überwindung kosten, in der Dämmerung und Dunkelheit seine Runden zu drehen.

© Kathrin Schafbauer