Nachlese: Das Trainingslager des Team Alpecin in Kaltern am See

07.05.2019

Team Alpecin-Mitglied Bastian Picker berichtet über das Trainingslager in Kaltern am See. Für den 24-jährige Studenten aus Aachen war dies auch das erste Zusammentreffen mit seinen neuen Teamkollegen aus der Jedermann-Equipe.

„Alles begann mit einem entgangenen Anruf an einem grauen Dienstagnachmittag im März. Der Rückruf sollte die Planungen für das laufende Jahr ordentlich durcheinanderwirbeln. Ich bin tatsächlich dabei – im Team Alpecin 2019! Auch in den Tagen danach war es noch nicht so ganz greifbar für mich, doch spätestens nach der Einkleidung im Alpecin-Headquarter in Bielefeld wurde mir klar: Jetzt geht es los. Das Trainingslager in Kaltern stand bereits zwei Wochen später auf dem Programm – bis dahin gab es viel zu organisieren, planen und von Tag zu Tag ein bisschen mehr Aufregung, die sich bemerkbar machte. Schließlich sollte durch meine etwas verspätete Einladung – ich bin der Nachrücker – ins Team die Italien-Woche das erste Aufeinandertreffen mit meinen neuen Teamkollegen sein, die sich beim Kick-off-Wochenende in Bielefeld bereits kennengelernt haben.

Die Reise nach Kaltern ging für mich zunächst über Köln und mit dem Flugzeug nach Verona, wo ich bereits von unserem teaminternen Instagram-Star Michael in der Nähe des Flughafens in Empfang genommen wurde. Hier verbrachten wir zu viert als kleine Team-Fraktion die Nacht in einem Appartement, bevor es dann nach dem Besuch einer klassischen italienischen Bäckerei (natürlich nur für einen Espresso, getreu dem Motto #escapethecake) am Samstagmorgen mit dem privaten(!) Alpecin-Shuttleservice in unser Hotel, das Haus am Hang, nach Kaltern am See ging. Bereits vom See aus war bei der Anfahrt der große Alpecin-Bogen zu erkennen, der vor dem Hotel alles überragte. Alles was jetzt folgte, kann man in gewisser Weise unter dem Begriff „Reizüberflutung“ zusammenfassen. Gefühlt einhundert neue Namen, ein Wahnsinnshotel mit Balkonausblick über den Kalterer See und natürlich die neuen Teamkollegen, welche mir den Einstieg nicht hätten leichter machen können – eine geile Truppe!

Für einige Übermotivierte – inklusive mir – ging es bereits am Anreisetag aufs Rad. Aus einer geplanten Erkundungstour wurde ein kleines Kräftemessen, denn jeder wollte natürlich mal zeigen, was er so drauf hat. Eine Idee, die einige von uns sicher im Laufe der Woche noch bereuen sollten… Nach der offiziellen Begrüßungsrunde am Abend ging es dann am Sonntag offiziell mit dem Trainingsprogramm los. Zunächst noch ein wenig Techniktraining, dann stand aber ein für uns beinhartes Training auf dem Programm. Unsere Tour-de-France-Ikone und Edel-Wasserträger Jörg Ludewig lockte uns gleich am ersten Tag den Passo del Coyote mit 13 Prozent im Schnitt hinauf. Ein Anstieg, der unser treuer Begleiter in der Kaltern-Woche werden sollte! Ich bin mit absolut keiner Klettererfahrung in das Trainingslager gegangen und war daher sehr gespannt, wie ich mich auf den Pässen und Anstiegen in Südtirol schlagen würde. Überraschenderweise war das Ganze für mich in gemäßigtem Tempo auch alles recht gut machbar. Die direkten Duelle um die Bergkrone mit den Teamkollegen, über mehrere Minuten am Anschlag zu fahren, das war dann schon eine härtere Geschichte und komplettes Neuland für mich – Nervenkitzel inklusive. Das Wetter, welches sich zu Beginn der Woche zwar noch etwas mürrisch zeigte, sollte uns dabei jedoch nicht im Wege stehen – der perfekten Kleidungsausstattung für jede Wetterlage auf dem Rad sei Dank!

Irgendwer erzählte übrigens etwas von Kaffeepausen und einem Ruhetag. Doch beides schien in diesem Jahr ausgefallen zu sein… Den guten italienischen Espresso gab es dann eben erst nach der täglichen Ausfahrt! Stattdessen wurden die Beine allmählich und von Tag zu Tag schwerer, doch das wollte natürlich keiner so richtig zugeben! ? Was dennoch alles überragte, war das Teamgefühl. Jeder motivierte den anderen, es gab absolut keine Alleingänge, wir funktionierten ab dem ersten Tag als eine Einheit zusammen. Sowohl auf als auch neben dem Rad. Und das alles, obwohl wir uns erst seit wenigen Tagen kannten. Ich habe das Gefühl, das einzigartige Privileg ein Teil des Team Alpecin zu sein, schweißt einen noch mehr und auf besondere Art und Weise zusammen.

Und was nehme ich sonst noch mit aus dem Trainingslager mit dem Team? Ich muss ehrlich zugeben, mit dem Motto „Live like a pro“, unter welchem die Teilnahme im Team steht, wurde uns absolut nicht zu viel versprochen! Die Woche in Kaltern war ein Leben unter perfekten Bedingungen! Das Team hinter dem Team hat einen grandiosen Job abgeliefert, gerade unter den Umständen dieser Woche war das absolut keine Selbstverständlichkeit. Jeder gibt einfach zu jeder Zeit sein Bestes, alles, was irgendwie geht, wird uns ermöglicht. Kurz: man bekommt ein Rundum-sorglos-Paket! Vor den Ausfahrten liegt alles bereit, was man benötigt, die Teamräder wurden bereits am frühen Morgen von unseren Mechanikern gecheckt, man muss eigentlich „nur noch“ selbst aufs Rad steigen und losfahren. Während der Fahrt dann die perfekte Betreuung durch unseren Teamchef „Lude“ und Coach Flo! Falls die Kleiderwahl mal etwas weniger passend war – auch kein Problem, das Katusha-Alpecin-Teamauto war unser ständiger Begleiter, Snacks und zuckerhaltige Getränke natürlich auch mit an Bord, falls man mal wieder bei einem der Anstiege über sein Ziel hinausgeschossen ist… ? Nicht zu vergessen unsere Kameraleute und Filmteams. Die Jungs könnten wohl auch als Akrobaten durchgehen, so wie sie im Kofferraum hingen, um das beste Bild von uns zu schießen. Das Klicken der Kameras war übrigens ein Geräusch, an welches man sich schnell gewöhnen sollte… Immer und überall lauerten die Kameras und knipsten was das Zeug hielt! Zur Not wird auch mal ein meterhoher Kamerakran aufgebaut, um ein paar schöne Kurvenbilder zu bekommen – alles kein Problem. Nach der Fahrt dann ein schnelles Speicher-Auffüllen mit bester italienischer Pasta von der Haus-am-Hang-Küchencrew oder eine wohlverdiente Massage – „live like a pro“ eben und doch alles irgendwie immer noch ein wenig surreal!

Ich bin froh, dass unser Teamcamp erst der Anfang einer grandiosen Radsaison war, die mit der L’Etape du Tour im Juli in Frankreich ihren Höhepunkt finden wird. Es wartet also noch Einiges an Arbeit auf das Team und mich! Trotzdem bin ich einfach froh, dass ich ein Teil dieser einzigartigen Alpecin-Familie sein darf. Denn auch nach dem Teamtrainingslager wird mir bei jedem Überstreifen des babyblauen Team-Trikots wieder bewusst, was für eine unfassbare Erfahrung dieses Jahr für mich ist – eine „once-in-a-lifetime“-Geschichte – ein Privileg!“

Fotos: Alpecin Cycling/Henning Angerer

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Auf Dauer die Radprofis im Fernsehen zu verfolgen, war dem Maschinenbaustudenten aus Aachen dann doch zu langweilig. Er wollte selbst erfahren, wie das so ist, seine Nase in den Wind zu stecken. Zudem suchte er einen aktiven Ausgleich zum Studium. Also erst mal ’nen gebrauchten Renner gekauft – ein T-Mobile-Replika aus Aluminium. Ein Trainingspartner war ebenfalls schnell gefunden, denn der Mitbewohner im Studentenwohnheim, ein Wettkampf-Ruderer, nahm ihn gleich mit zum Ausdauertraining an Land. Und die Strecken rund um Aachen nach Belgien und den Niederlanden bieten ja gleich echtes Klassiker-Feeling.