Das Team Alpecin beim Live FTP-Test
Geplant war ursprünglich, dass alle Hobbysportler des Team Alpecin eine Leistungsdiagnostik im Labor absolvieren sollten. Doch alles kam bekanntlich anders. Damit die Coaches von STAPS trotzdem die Leistungsfähigkeit ihrer Athleten beurteilen konnten, absolvierten diese einen FTP-Test zuhause auf dem Smart Trainer – im Rahmen des großen Live FTP-Tests auf YouTube. An ihrer Seite die große Cycling Community, Radprofis vom Team Alpecin-Fenix allen voran Mathieu van der Poel, Dries de Bondt, Ceylin Alvarado sowie ihr „Vorturner“ und Sportlicher Leiter Jörg Ludewig.
Wie es den Hobbysportlern des Team Alpecin 2020 beim Live FTP-Test ergangen ist, verraten sie hier:
Valeska Kröll – Heißer Tanz auf dem Smart Trainer
„Ich habe vor dem großen FTP Test bereits eine halbe Stunde vorher auf der Rolle gesessen und konnte gut meinen Herzschlag dabei beobachten. Ich habe in der Regel einen recht niedrigen Puls, aber da war deutlich zu sehen, dass ich ziemlich aufgeregt bin. Klappt alles? Hält das Internet? Finde ich das Workout? Finde ich den Button bei dem der ERG Mode off zu schalten ist? Was ist überhaupt der ERG Mode? Hab ich wirklich beim meet up zugesagt? Wo ist mein Team? Bin ich stärker als beim letzten Mal? Hält die Verbindung? Wo ist mein Handy? Ist der Stream schon an? Und nicht zu fassen – Mathieu van der Poel, Ceylin del Carmen Alvarado, Dries De Bondt! Und dann stehen wir da, im Meet Up, der Stream bei YouTube läuft, Lude zuhören, das hilft gegen die Aufregung. Und dann, wie ich es von mir immer kenne, der erste Schritt, der erste Tritt und die Aufregung ist weg. Ich kichere wegen der großen Namen, die da „neben mir“ fahren und ich freue mich das Team in der Nähe zu haben. Auch wenn das alles bisher nur virtuell ist, wir sind ein Team und ich finde, das merken wir auch.
Ich schaue auf den Screen, achte auf die Werte, höre Lude zu, bin froh, dass wir uns erstmal warm fahren. Muss wieder kichern, wenn ich unsere Wattwerte vergleiche. Ich trete grade mal 130 Watt, wenn ich 2,5 Watt pro Kilo treten soll. Die Linie des FTP Tests rückt näher und ich erinnere mich an meinen letzten Test und ich habe vor es diesmal besser zu machen. Ich nehme mir einen kleinen Schritt Verbesserung vor und ich erinnere mich an den Tipp, die 20 Minuten aufzuteilen. Die längsten zwanzig Minuten der Welt in vier kleine Päckchen einzuteilen. Fünf Minuten, das ist nix, das ist grade mal bei einem Song durch die Küche tanzen.
Der FTP Test wird im Kopf entschieden. So mache ich es. So versuche ich es. Die Linie des FTP Tests ist da, Lude hört auf zu reden, ich höre auf zuzuhören. Ich trete, packe meine fünf Minuten Päckchen, achte auf meine Werte und schaue auf mein Team. Es ist erstaunlich. Auch bei so einem Quäl Dich Test, den jede*r für sich fährt, hilft es mir, das Team in der Nähe zu sehen. Ich kann mich dran hängen, ich kann mich ziehen lassen. Ich kann eine Schippe drauf legen und am Ende bin ich sechs kleine Punkte stärker als beim letzten Test. Mein Ergebnis lautet 4,21 Watt pro Kilo. In drei Monaten wieder. Mit dem Ziel wieder ein oder sogar zwei Schippen drauf zu legen. „
Frank Eggert – Mit Musik zurück in die Spur
„Zwei Tage vor dem FTP-Test werde ich nervös. Kann ich die Power, die ich hin und wieder an guten Tagen auf Zwift erreicht habe, auch in einem Test auf Abruf hinlegen? Zum Glück bin ich noch mit Ehefrau Moni auf Bikepackingtour und kann mich ablenken, wobei Coach Patrick von STAPS gesagt hat, Montag sollte ein Ruhetag sein. Naja, unsere 100 Kilometer sind wir ja relativ ruhig angegangen. Mittwoch, der Tag der Tage. Extra den Urlaub unterbrochen.
Schnell wird klar, die Beine sind gut drauf, aber nicht zu 100 Prozent. Trotzdem fahre ich einen Average von 420 Watt bis der Livestream versagt. Mein Kopf macht klick und die Beine brrrrrr. Schnell fällt der Averagewert wie der Daxkurs zu Crashzeiten 410, 405, 400, 395, 392. Doch genau in diesem Tief kommt die passende Musik aus der Box. „Meine Fresse“ ist die geil und hat den richtigen Beat. Ich schalte wieder auf Kampfmodus um: 393, 395, 397 und die 398 zuckt schon hin und wieder. Doch dann ist der Test schon vorbei. FTP 377, mein Ziel min. 380 verpasst. Trotzdem eine neue gute Erfahrung. Bei meinem Gewicht von ca. 105 Kilo zu dem Zeitpunkt aber deutlich unter 4,0 w/kg. Doch genau diese 4 w/kg sind mein Ziel und da komme ich auch hin.“
Anna Nusser – Wasserschlacht im Wohnzimmer
„Jetzt wird es also ernst. Heute soll der erste offizielle FTP-Test stattfinden. Heute wird also der ominöse Wert bestimmt, von dem alle immer reden. Heute sollte ich also ausgeruht sein und sowohl körperlich als auch geistig fit sein- ich habe gehört, dieser Test sei anstrengend.
Da passt es ja hervorragend, dass ich mit einem Krampf in der Wade aufgewacht bin. Mal wieder. Das passiert mir normalerweise nur vor Wettkämpfen. Vielleicht ist das ja nur die Aufregung.
Eigentlich ist es also egal wie dieser Test heute ausgeht. Es kommt nämlich nicht drauf an, wie gut ich JETZT bin, sondern wie gut ich am Ende der Saison mit all dieser Profi Ausrüstung SEIN WERDE. Ich habe trotzdem ein wenig Angst vor dem Test und will eigentlich nicht die nackte Zahl meiner Radfitness sehen, aber schon bald ist es 19 Uhr, das Live-Meeting beginnt und es gibt kein Zurück mehr.
Alpecin #AnalogLude führt im sympathischen Englisch – selbst auf der Rolle fahrend – durch das Programm und auch sonst wird viel geredet, gelacht und interviewt.
Ich bekomm davon nicht mehr viel mit. Ich muss mich konzentrieren. Die verschiedenen Wattwerte ohne ERG-Modus zu fahren bereitet mir noch Schwierigkeiten und auch sonst bin ich abgelenkt.
Ist die Radfahrerin neben mir wirklich Carmen Alvarado? Und fährt da Mathieu van der Poel grade wirklich in meinem virtuellen Windschatten?Der Schweiß tropft schon viel zu früh. Wir befinden uns im Aufwärm-Modus. Hilfe, das sollte sich einfach anfühlen. Ich sollte in einen Ventilator investieren. Oder vielleicht doch lieber in 10?
Irgendwann kommen dann die berühmt berüchtigten 20 Minuten. Ich drücke hart in die Pedale. Die Musik in meinen Ohren dröhnt. Ich versuche einen Rhythmus zu finden. Der Schweiß tropft. Ich keuche. Meine Kraft schwindet merklich. Ich sehe auf dem Bildschirm meine Durchschnittswatt stetig sinken und versuche mit aller Kraft gegen zu halten. Doch vergeblich. Noch 10 Minuten. Wie bitte? Erst die Hälfte? Können wir das Ganze nicht jetzt schon beenden? Meine Beine schreien nach Erlösung. Mein Boden auch, da hat sich nämlich mittlerweile ein kleiner See gebildet. Ich kämpfe gegen die Erschöpfung. Noch 3 Minuten. Es geht dem Ende entgegen. Irgendwie lassen sich mit dieser Aussicht doch noch ein paar Rest-Watt mehr aus den Muskeln pressen. Noch 10 Sekunden. Ich fliege mit 48kmh dem Tor entgegen und bin durch. Vorbei. Aus. Das war es also, was ich an Kraft in 20 Minuten in die Pedale hämmern kann.
Zwift spuckt mir einen FTP Wert aus und ich? Ich weiß nichts damit anzufangen. Ist der Wert nun gut? Schaffe ich damit überhaupt das gesunde Mittelfeld? Oder bin ich sogar drüber? Wir fahren uns gemütlich aus.
Ich werde das morgen alles mit meinem Trainer von STAPS besprechen. Der kennt sich damit aus.
Und ich bestelle so lange einen Ventilator. Oder doch lieber 10.“
Lorena Strohner – Leiden für die Wissenschaft
„Damit unsere Coaches unsere Trainingspläne auf einer soliden Basis erstellen können, leide ich gerne 20 Minuten! Nun wissen wir vom Team Alpecin alle wo wir stehen und können unsere Leistung mit gezieltem Training und dem Fachwissen von STAPS verbessern. Jetzt heisst es Anpacken – ich bin gespannt auf das Resultat in 3 Monaten!“
Tim Jud – Neben Mathieu van der Poel (aus)fahren
„Es fühlte sich so an wie ein Renntag. Die Aufregung stieg schon einige Zeit vor dem eigentlichen Test. Obwohl ich schon etliche FTP-Tests gefahren bin, war dieser irgendwie anderes. Zum einen die Planung, das alles bereit ist und ich fahrbereit auf dem Wahoo Kickr sitze, in Zwift eingeloggt bin und genug zu trinken griffbereit habe, um pünktlich mit dem Rest vom Team loszufahren und gemeinsam zu leiden. Zum Anderen löst die prominente Besetzung um Mathieu van der Poel, Ceylin Alvarado, Dries de Bondt und Co einen gewissen Stolz und Ehrgeiz in mir aus. Nach dem Warm-up und den ersten 5 Minuten der Belastung kommt dann der Gedanke: Wie soll ich das noch weitere 15 min durchhalten?
Auch wenn der Puls und die Beine ihren Rhythmus gefunden haben, steht dann der Kampf im Kopf an. Dann motiviert aber der Blick auf das Tablet auf dem Lude auch sichtlich am leiden ist und auch die Watt/ kg Anzeige der Teammitglieder hoch gehalten wird. Nach 10 Minuten dann eine minimale Erleichterung: die Hälfte ist geschafft und die einstelligen Minuten-Beträge scheinen auch schneller runter zu zählen, sage ich mir zumindest selbst immer wieder.Als dann die letzte Minute angebrochen ist, hieß es nochmal All-in. Geschafft!Wenn man dann beim Cooldown neben Mathieu van der Poel seine Beine ausfährt, auch wenn es nur der virtuelle Avatar in Watopia ist, kommen Zufriedenheit über seine Leistung und Dankbarkeit für das ganze Alpecin Projekt auf.“
Anja Nalbach – Radrennen auf der Rolle
„Vor dem Test ist es mir ein bißchen wie vor einem Radrennen gegangen. Innerlich aufgeregt, auf das, was da kommt und wird man die Leistung erbringen können, die man sich erhofft. Wie fühlen sich meine Beine an? Wie belaste ich vor dem Test? Wie fühlen sich meine Beine an? Was esse ich? Habe ich genug getrunken? Echt vergleichbar mit der Aufregung vor einem Rennen. Mist, der Rücken zwickt noch, schnell noch einmal auf die Black Roll. Eigentlich bekloppt – der innere Runterbringer sagt: „Ja Anja, es geht ja um nichts, ist ja nur Ist-Zustandsermittlung.“ Ok, sag ich mir und lege mir meine Strategie zurecht, wie ich taktisch vorgehen will.Meine Strategie war: „In der Ruhe liegt die Kraft“. Ordentlich warm fahren aber nicht auf irgendwelche Zwift Wertungen sprinten und konstant eine Leistung halten. Ich hab mir gedacht, orientiere dich mal an Mathieu und Lude, was die so machen. Es war super interessant, Ludes Wattzahlen im Display zu beobachten. Ich bin total begeistert, dass die Profis mit uns gefahren sind, das hat richtig gepusht und einem einen Auftrieb gegeben!
Und was ich auch mal erwähnen möchte! Es ist der Hammer, wie viele ehemalige „Alpecinis“ mich geadded haben und mir auch einfach so geschrieben haben! Hinter Alpecin Cycling steckt Herzblut und das merkt man durch und durch! Vielen Dank auch an Lude, der uns top motiviert hat. Man spürt einfach, dass er 1000 % dabei ist und das überträgt sich auf uns!Während des Tests hat mir manchmal ein bisschen die Orientierung gefehlt es war mehr ein „Blindflug auf gut Glück“ :-D. Das kann aber auch an mir als „Zwiftsäugling“ liegen. Ich bekam in Zwift nicht angezeigt, wie lange genau warm gefahren wird. Ich habe mich irgendwann Schweiß gebadet nur noch auf meine Wattzahlen oben links konzentriert und nur gedacht: Durchziehen und ruhig bleiben, Puls kontrollieren und durchhalten! Ich war happy und erleichtert, als es rum war und mein FTP um einen Punkt höher lag als bei meinem letzten Rampentest 😀 Ob der Wert gut oder schlecht ist kann ich nicht mal beurteilen, aber da bin ich auf die Auswertung und die neuen Trainingspläne von STAPS gespannt und natürlich auf das Ergebnis nach dem 3-monatigen Training! Ich bin auf jeden Fall jetzt erst richtig angefixt, wieder richtig zu trainieren und mich zu verbessern! Ich hab Bock auf unsere geile Truppe und sehr dankbar, dass ich Teil sein darf!“