Gravelbike-DM: Baum und Schiff holen Titel
Bei den ersten nationalen deutschen Meisterschaften im Gravelbiken siegten Mountainbike-Profi Lukas Baum und Gravel-Profifahrerin Carolin Schiff. Die Premieren-Titelkämpfe wurden in Daun in der Vulkaneifel auf einem anspruchsvollen Kurs mit 138 Kilometern und 3400 Höhenmetern ausgetragen.
Unbound-Siegerin Caro Schiff wird erste deutsche Gravel-Meisterin
Carolin Schiff wurde ihrer Favoritinnenrolle gerecht und fuhr als Solistin zum Sieg. Nach hohen Tempo, das sie zu Beginn sie anschlug, war sie bereits ab Kilometer 50 als Solistin vorne weg. Für die 138 Kilometer benötigte sie 5:55:02 Stunden. Zweite wurde Svenja Betz (6:03:10 h) vor Jade Treffeisen (6:15:26 h).
Die letztjährige WM-Vierte Jade Treffeisen stürzte in der ersten auf ihr Handgelenk, war aber trotz allem zufrieden mit ihrer Podiumsplatzierung. „Ich bin danach vor allem bergab schon etwas vorsichtiger gefahren“, sagte sie.
Den Kurs fand sie einer Deutschen Meisterschaft würdig: „Er war extrem anspruchsvoll. Konditionell allein wegen der Höhenmeter. Es ging die ganze Zeit hoch und runter. Zudem gab es kaum einen Meter auf der Straße und im Vergleich zu anderen Gravelrennen keine Flachpassagen mit leichtem Gravel, auf denen es gut rollt.“
„Es war ein sehr hartes Rennen, weil wir ja doch auf einem Mountainbike-Marathon-Kurs unterwegs waren. So ging es auch über Abfahrten mit Wurzelpassagen genauso wie Singletrails oder schmale Wiesenpassagen. Alles auch Abschnitte, auf denen man relativ schnell plattfahren konnte“, so Treffeisen weiter.
Da das Frauen-Rennen 10 Minuten nach den Männern gestartet, profitierten die „Mädels“ auch nicht vom Windschatten der Männer wie bei einigen WM-Qualifikationsrennen. „Das fand ich sehr gut. Dadurch waren wir nur in Kleingruppen unterwegs – aber auch nur zu Beginn; und danach die meiste Zeit alleine“, sagte Treffeisen.
Prinzipiell findet Treffeisen einen technischen Kurs gut, da das Rennen dann selektiver wird und es nicht nur auf die reinen Wattzahlen drauf ankommt. „Für ein Gravelbike waren die Abfahrten etwas zu ruppig, weil sie natürlich für ein Mountainbike ausgelegt sind, und nicht so smooth sind wie sonst beim Graveln. Das könnte man noch ein bisschen anpassen, damit es auch Strecken gibt, die zum Gravelbike passen“, so ihr abschließendes Fazit.
Mountainbiker Lukas Baum triumphiert auf „Gravel„
Der Cape Epic-Sieger von 2022 und der Dritte der Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaften 2023 fand in der Vulkaneifel das perfekte Geläuf vor. Lukas Baum siegte mit einer Zeit von 4:43:19 h vor Gravel-Profi Paul Voß (4:45:50 h ), der mit einigen Defekten wie einem Reifenschaden zu kämpfen hatte. Dritter wurde WorldTour-Profi Juri Hollmann (4:47:45 h) von Movistar.
Für Baum war es nicht der erste Ausflug in die noch neue Renn-Disziplin. Der Mountainbike-Profi gewann in Kenia schon das Migration-Race – ein Gravel-Rennen über vier Etappen.
Für Lukas Baum war es erst das zweite Gravel-Rennen überhaupt. „Ich bin eigentlich per Zufall über einen Kumpel zum Gravel-Rennen fahren gekommen. Er hat mich überredet, beim Migration Race in Kenia teilzunehmen und da mein Sponsor Orbea auch Gravelbikes ‚baut‘, haben die mir eines hingestellt – und los ging’s“, erklärt er seine Rennanfänge im Graveln. „Aber natürlich hatte ich schon Erfahrung, mit einem rennradähnlichen Fahrrad im Dreck zu fahren, da ich auch schon im Cyclocross Deutscher Meister war. „
Die „deutschen Farben“ wird er allerdings bei den Weltmeisterschaften Anfang Oktober in Italien nicht vertreten. „Der Wettkampf ist zeitgleich mit dem Roc d‘Azur – ein Muss für jeden Mountainbiker. Ich werde aber bei den Europameisterschaften in Belgien am Start stehen“, so Baum weiter.
Dort will er auch vorne mitfahren. „Ich habe ein ganz gutes Ausdauerbein, und kann über vier Stunden lang Vollgas fahren. Zudem macht es mir einfach Spaß zu gewinnen – egal auf welchem Rad“, so Baum weiter.
Auf den DM-Kurs angesprochen, der ja auf einer Mountainbike-Strecke stattfand, sagte er: „Ich als Mountainbiker empfand das als eher gravellastig: Übertrieben gesagt, waren das aus Sicht eines Mountainbikers eher Autobahnen. Vielleicht hatte ich in Abfahrten einen kleinen Vorteil, aber ansonsten zählten die PS, die man aufs Pedal bringen musste.“
Fotos: Moritz Sauer / moemoemoritz