Gravel-EM 2023: Jasper Stuyven und Lorena Wiebes siegen
Der Belgier Jasper Stuyven ist der erste Europameister im Gravelbiking und somit auch automatisch nationaler belgischer Meister in dieser Disziplin. Beim offenen Gravel-Wettkampf im belgischen Oud-Heverleewar wurden nicht nur die Europameisterschaften, sondern auch gleichzeitig die belgischen Meisterschaften „ausgefahren“.
Beim Rennen der Frauen siegte Tiffany Cromwell aus Australien – außer Konkurrenz sozusagen. Neue Europameisterin wurde die Zweite des Rennen Lorena Wiebes aus den Niederlanden. Marthe Truyen wurde als Neuntplatzierte des Rennens belgische Meisterin.
So lief die Gravel-EM der Männer
Das Rennen der Männer über insgesamt 159 Kilometer entschied sich in der letzten Runde. Bis dahin fuhr Alex Colman alleine an der Spitze – teilweise hatte er eine Minute Vorsprung vor einer namhaften Verfolgergruppe mit Road-Profis wie Jasper Stuyven, Tim Merlier, Greg van Avermaet und Gianni Vermeersch.
Zu Beginn der letzten Runde setzte sich Stuyven von dieser Gruppe ab, holte dann erst Coleman ein und war ab dem Moment rund 25 Kilometer vor Ziel als Solist vorne.
Dahinter kämpfte ein mittlerweile auf fünf Fahrer geschrumpfte Verfolgergruppe mit Tim Merlier, Paul Voß, Gianni Vermeersch, Florian Vermeersch und Petr Vakoc darum, den Belgier wieder einzuholen. Doch Stuyven, Mailand-Sanremo-Sieger von 2021, konnte seinen Vorsprung ausbauen und das Quintett auf Distanz halten. Zehn Kilometer vor Ziel war Stuyven bereits eine Minute voraus.
Dahinter versuchte der deutsche Gravel-Profi Paul Voß, sich immer wieder abzusetzen – jedoch ohne Erfolg. Und so kam es zum Sprint der Verfolgergruppe. Den sicherte sich Top-Straßen-Sprinter Tim Merlier souverän vor Paul Voß. Gianni Vermeersch, der amtierende Weltmeister in dieser Disziplin, wurde Vierter.
Im Interview sagte Stuyven, der sich auch durch einen Defekt und den damit verbundenen Laufradwechsel nicht aus dem Konzept bringen ließ: „Ich hatte einen tollen Tag. Von Beginn habe ich gespürt, das ich gute Beine habe. Es war einer dieser Tage, an denen man immer weitermachen kann.“
Zu seiner entscheidenden Attacke sagte er: „Ich sah, dass sich alle gegenseitig ansahen und dass einige Fahrer müde wurden. Deshalb hielt ich es für geeignet, wegzufahren. So musste ich auf den technischen Abschnitten auch weniger Risiken eingehen, während man auf den Geraden einen Unterschied machen kann. Da ich technisch nicht der beste Fahrer war, habe ich generell versucht, die technischen Abschnitte von vorne zu fahren, um mir keinen Rückstand einzuhandeln.“
Auf die Frage, ob die überrundeten Fahrer ihn gestört hätte. „Nein, die haben mir eher einen Extra-Boost gegeben, weil man immer jemand vor sich hatte, den man einholen konnte.“
Jasper Stuyven fuhr zum Sieg auf einem Trek Domane SLR9 AXS Gen4 ein. Bestückt mit einer Sram Red eTap 1×12 mit Aero-Kettenblatt, Bontrager Aeolus 37V-Laufrädern und Pirelli-Reifen.
So lief die Gravel-EM der Frauen
Ein Quartett – bestehend aus Fem Van Empel, Lorena Wiebes sowie Elena Cecchini und Tiffany Cromwell – ging gemeinsam ins Finale des Rennen. In der Schlussphase attackierte Tiffany Cromwell. Da sie jedoch als Australierin keine Gefahr für den Europameistertitel darstellte, wurde sie von den anderen ziehen gelassen. Den Titel sollte das verbliebene Trio, das keine 20 Sekunden später auf die Zielgerade kam, im Sprint unter sich ausmachen. Und hier spielte Lorena Wiebes ihre ganze Klasse aus und gewann vor van Empel und Cecchini.
im Ziel sagte die erste Europameisterin in dieser Disziplin: „Ich wusste, dass Tiffany (Cromwell) ja nicht für den EM-Titel in Frage kommt. Zudem spürte ich in der letzten Runde, dass ich einen schleichenden Plattfuß im Vorderrad hatte und wollte daher auch kein Risiko eingehen.“
Auf die Überrunden angesprochen sagte sie: „Wir konnten die anderen Fahrer gut überholen, manchmal halfen sie uns auch beim Pacen.“
Foto (Archiv): Fellusch