Rennbericht Wörthersee Gravel Race 2024: „Catch Gralf (if you can)“

17.04.2024

Maria war eine von über 1.200 Startenden beim allerersten Wörthersee Gravel Race 2024. Die 35 Jahre alte Hobbyradsportlerin bestritt über die Renndistanz von 96 Kilometer ihr erstes Gravel-Rennen überhaupt. Hier sind ihre Eindrücke von diesem Tag auf Schotter beim „Catch Gralf“:

„Irgendwann im Januar diesen Jahres fragte mich mein Freund, ob ich Lust auf ein Gravelrennen hätte – Anfang April am Wörthersee.

Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich gar nicht so gern gravele. Klar fahre ich gern mit dem Rad draußen, aber viel lieber auf der Straße als im Gelände. Und Rennen mag ich eigentlich auch nicht. Ich habe mir durch zu viel Ehrgeiz schon einmal eine Sportart – nämlich das Laufen – kaputt gemacht und will deswegen beim Radfahren nicht den gleichen Fehler wieder begehen.

Aber ich mag Seen sehr gern und am Wörthersee war ich schon einmal. Da ist es wunderschön das weiß ich: der See eingebettet in ein Bergpanorama. Also habe ich mich von der Euphorie anstecken lassen und mich gedanklich damit getröstet, dass es bis April ja noch ein paar Monate dauert.

Gefühlte drei Wochen später, war es dann auf einmal schon Ende März und ich saß dieses Jahr noch nicht ein einziges Mal auf meinem Gravelbike. Also haben wir kurzerhand ein langes Wochenende in Österreich am Traunsee gebucht. Ich muss nicht noch mal betonen, wie sehr ich Seen liebe – gebucht und sind dort, eine Woche vor dem Rennen, vier Tage gegravelt.

Mit dieser halbwegs ausreichenden Vorbereitung fuhren wir eine Woche später nach Velden am Wörthersee. Die ganze Stadt war schon am Vortag pickepackevoll mit radfahrenden Menschen und auch an der Expo rund um das Rennen war die Hölle los.

Wörthersee Gravel Race – ein toll organisiertes Event

An dieser Stelle ein ganz dickes Lob an der Veranstalter. So ein gut organisiertes Event habe ich lange nicht gesehen. Nachdem wir unsere Startunterlagen abgeholt haben, wollten wir noch einmal die Strecke abfahren. Es sollte zwei Anstiege geben, einer davon gleich am Anfang der rund 50 Kilometer langen Runde und mit bis zu 19 Prozent Steigung auch mächtig steil. Dafür war der Rest der Strecke relativ flach und mit über 40 Prozent Asphalt-Anteil auch entsprechend schnell. In Summe war alles gut fahrbar.

Es gab keine technische anspruchsvollen Stellen und ich wusste, welche Reifen ich am nächsten Tag fahren würde. Die richtige Reifenwahl ist beim Graveln ja eh eine Wissenschaft für sich. Je nach Strecke, Können und Wetter kann man da sehr viel richtig oder falsch machen. Ich hab auf einen leicht profilierten 40 Millimeter breiten Reifen gesetzt. Der Gewinner des 150 Kilometer-Rennens ist übrigens einen 32 Millimeter breiten Straßenreifen auf einem Aero-Straßenrad gefahren. Jeder so, wie er kann.

Start beim Jedermann-Rennen „Catch Gralf“

Ich war für das Jedermann-Rennen über 96 Kilometer angemeldet und war im Nachhinein sehr froh, bei den angekündigten heißen Temperaturen von nur zwei Runden fahren zu müssen. Am Start um 9:30 Uhr war es auch schon mit über 25 Grad Celsius mächtig warm. Tendenz steigend!

Meine Strategie bestand darin, vom Start weg entspannt zu fahren und mich nicht in einer Gruppe auf den ersten Kilometern abzuschießen. Dann wollte ich von hinten mit konstantem Tempo andere Teilnehmer*innen ein- und überholen. Die Taktik hatte zum einen den Vorteil, dass ich den steilen Anstieg zu Beginn durchgehend fahren konnte und nicht, wie einige der Teilnehmer vor mir, durch schiebende Sportler*innen ausgebremst wurde.

Zum anderen konnte ich so immer wieder Leute überholen und das motiviert deutlich mehr, als selbst ständig überholt zu werden. Trotzdem ging ich die erste Runde ein wenig zu motiviert an und habe das dann zu Beginn der zweiten Runde schon etwas zu spüren bekommen.

Von Paul Voß & Co. überrundet

Aber die erste Hälfte war geschafft und ich wusste, dass ich die zweite Runde auch gut überstehen würde. Kritisch wurde es nur einmal, als von hinten die ersten drei Elitefahrer um Paul Voß und den späteren Sieger Sebastian Schönberger angeballert kamen. Sie hatten ca. 15 bis 20 km/h mehr drauf als ich und da wurde es dann auf der Strecke auch richtig eng. Der Rest vom Rennen verlief aber so entspannt, wie das bei fast 190 Watt Durchschnittsleistung (über 3 Watt/kg) eben möglich war.

Nach dem Zieleinlauf wartete schon mein Freund auf mich und wir haben Pizza bestellt und sind in den eiskalten Wörthersee gesprungen. Die Lage des Start- und Zielbereichs direkt am Ufer lud dazu einfach ein.

Auch wenn ich das Graveln nie zu meiner Lieblingsart des Radfahrens zählen werde, möchte ich unbedingt noch einmal bei einem Gravelrennen und vielleicht sogar wieder am Wörthersee starten. Es war einfach ein unheimlich gut organisiertes Event in traumhafter Natur – und ein rundherum ein gelungener Tag!“

Fotos: Moritz Sauer